Ministerpräsident Weil betont anlässlich der Eröffnung des Speichers Jemgum wichtige Rolle von Erdgas…

… und wirft dabei interessante Fragen auf. Angesichts der gegenwärtigen Diskusson rund um das Thema Hydraulic „Fracking“ Fracturing, gerade in Bezug der Erschließung neuer Potenziale, verstrickt er sich genaugenommen sogar in Widersprüche, insbesondere was die Rolle Niedersachsens dabei betrifft. Schließlich ist Niedersachsen Erdgasförderland Nr.1 in Deutschland und auch die meisten unkonventionellen Erdgaspotenziale, hierbei v.a. Schiefergas, werden in Niedersachsen vermutet.

In einer Videogrußbotschaft beglückwünscht Ministerpräsident Stephan Weil die Betreiber des Kavernengasspeichers Jemgum zur Inbetriebnahme der Anlage. Weil geht zunächst auf die Diskussion um die Energiepolitik ein und sagt, dass es meist um die Erneuerbaren Energien ginge. Er betont, dass dabei die Bedeutung von fossilen Energieträgern und  insbesondere die Rolle von Erdgas unterschätzt würden. Er ergänzt, dass Erdgas zukünftig seine Rolle in Deutschland haben werde und das auch noch über viele Jahrzehnte hinweg. Zudem hebt er die Umweltfreundlichkeit von Erdgas als Brücke zu den „Erneuerbaren Energien“ hervor, was mit den Aussagen inländischer Förderfirmen konform geht. Bei der Speichermenge von 1 Mrd. Kubikmetern spricht Weil, und das zu Recht, von „gewaltigen Zahlen“. Auch die hohen Investitionen und das technische Meisterwerk, welche erst die Schaffung des Speichers ermöglichen, werden gewürdigt.

Doch nun zu den Fragen:

Warum findet die Bedeutung der inländischen Erdgasförderung in seinen Grußworten keine Erwähnung? Schließlich sagt Weil: „Niedersachsen kann und will das Energieland Nummer 1 werden […]“. Bezüglich des Energieträgers Erdgas ist Niedersachsen bereits die Nr. 1, ist es auch bezüglich der Reserven und auch bezüglich der Ressourcen.

Und wenn Weil Erdgas als „Energieform, die schnell regelbar ist“ zu Recht als wichtige „Brücke“ hin zu regenerativen Energien sieht, stellt sich als zweites die Frage, warum die rot-/grüne Regierung unter seiner Direktive in Hannover die Erschließung von niedersächsischen Erdgaslagerstätten mit Hilfe des Hydraulic Fracturings ausbremst? Schließlich wurde dieses Verfahren zur Verbesserung der Ausbeute niedersächsischer Erdgaslagerstätten seit 1961 hunderte Male angewendet.

Frage Nummer 3: Wenn Ministerpräsident Weil Erdgas als wichtige Brücke hin zu regenerativen Energien sieht und die in Jemgum speicherbaren 1 Mrd. Kubikmeter als „gewaltige Zahlen“ bezeichnet, steht die Antwort aus, warum die niedersächsische Landesregierung die Erkundung von unkonventionellen Erdgaslagerstätten vor allem in Schiefergesteinen, aber untergeordnet auch in Kohleflözen NICHT unterstützt, obwohl die Potenziale die genannten 1 Mrd. Kubikmeter um bis zu 100 Größenordnungen übertrifft und die vorhandenen Reserven um ungefähr 10. Dabei vergisst der Landesvater offensichtlich auch, dass fast alle Unternehmen, die im Zusammenhang mit der Erdöl- und Erdgasgewinnung tätig sind, ihren Sitz in niedersächsischen Kommunen haben oder wenigstens Betriebe dort unterhalten, was neben dem enormen Förderabgabeaufkommens auch etliche Millionen an Gewerbesteuern in die klammen Kassen spülen.

Zu den Grußworten: LINK

Foto: Erdgasspeicher Jemgum im Bau im März 2012. © by chef79

Ein Kommentar zu Ministerpräsident Weil betont anlässlich der Eröffnung des Speichers Jemgum wichtige Rolle von Erdgas…

  • Dirk Weißenborn sagt:

    Wie jeder verantwortliche Spitzenpolitiker muß Ministerpräsident Weil (SPD) einen Eiertanz hinlegen. Die eigene Partei hat eine ambivalente Haltung zur Erdgasförderung und lehnt darüber hinaus unkonventionelle Methoden zur Erdgasgewinnung ab. Den Koalitionspartner B’90/Die GRÜNEN muß er auch zufriedenstellen. Bekanntermaßen sagen die :“No Fracking“ und wollen ganz schnell in eine CO2-freie Zukunft der Energieerzeugung.

    Im Raum Jemgum gibt es Bürgerinitiativen, die politisch besänftigt werden müssen.

    Und dann darf nicht vergessen werden, dass es einen Parteigenossen des Herrn Weil gibt, der die russischen Erdgasverkaufsinteressen in Deutschland vertritt: Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder. Dessen Ehefrau gehört übrigens der SPD-Landtagsfraktion in Niedersachsen an.

    Selbst wenn der niedersächsische Ministerpräsident sich tiefer in die Gesamthematik eingearbeitet hätte, könnte er politisch nicht anders sprechen, als er es aktuell tut.

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