Niedersächsische Grüne und Grüne M-V fordern Fracking-Verbot

„Fracking“, abgeleitet vom Begriff Hydraulic Fracturing, ist eine von mehreren sogenannten Stimulationsmethoden in der Erdöl-Erdgasindustrie zur Optimierung der Ausbeutung von Lagerstätten. Jahrzehntelang kam dieses Verfahren auch in Deutschland, Ost wie West, über 400 Mal zur Anwendung. Umweltprobleme als Folge sind bis heute nicht bekannt.

Doch mit Erscheinen des Filmes „Gasland“ (2010), der in nahezu sämtlichen Bereichen als unwahr entlarvt wurde, was der Filmemacher Josh Fox in einem Interview mit dem Journalisten Phelim McAleer vor laufender Kamera zugab, änderte sich die Situation hinsichtlich der öffentlichen Wahrnehmung. Die dramatischen Bilder von brennenden Wasserhähnen zeigten ihre Wirkung ebenso wie die in Deutschland weitverbreitete Gleichsetzung von „Chemie“ (gemeint sind Chemikalien) mit „schädlich“ oder „giftig“. Denn schließlich sind dem Fracfluid verschiedene chemische Zusätze in geringen bis sehr geringen Konzentrationen beigemengt.

Dementsprechend gründeten sich im teils übertrieben „umweltbesorgten“ Deutschland Bürgerinitiativen (BI), um gegen die gerade kurz zuvor (ab 2008) angelaufene Erkundung (!!!) neuer Erdgasvorkommen zu opponieren. Willfähige Unterstützung fanden sie dabei bei zahlreichen Medien, angefangen bei der Lokalzeitung bis hin zu den öffentlich-rechtlichen Sendern.

Ganz vorne und von Anfang an mit dabei der „Energieexperte“ Jürgen Döschner vom WDR, der vor kurzem im Rahmen der Sendung „Monitor“ sowie in Radiobeiträgen mit der Diffamierung von Gutachtern und Wissenschaftlern auffiel (Siehe dazu meinen Beitrag „Öffentlich-rechtliche Diffamierung von Wissenschaftlern“ bei den Kollegen vom ScienceSkeptical-Blog). Die Diffamierten setzten sich dagegen umgehend zur Wehr, wie man z.B. der Seite des Unternehmens des Leiters der 2. Fracking-Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes entnehmen kann (Stellungnahme zur WDR Berichterstattung vom 02.10.2014).

Aber auch die Partei Bündnis 90/Die Grünen (B’90/Grüne) entdeckte ein neues Betätigungsfeld für sich und schloss sich der Angstschürerei der BI umgehend an, ebenso wie die Umweltverbände. Gebetsmühlenartig wurde die angeblich unvermeidbare Grundwasserkontaminierung durch die dem Fracfluid beigemengten Additive (davon ein Großteil bereits in der Vergangenheit völlig harmlos) wiederholt ebenso wie der Zutritt von Methan ins Grundwasser sowie spürbare Erdbeben infolge des Fracprozesses.

Selbst bei über 2 Millionen Fracjobs weltweit konnten nur in sehr wenigen Fällen Grundwasserverschmutzungen sowie spürbare Erdbeben dem Hydraulic Fracturing zugeordnet werden. Doch von Fakten lassen sich weder Gegner noch B’90/Grüne beirren. So verfassten die Gegner bereits im Vergangenen Jahr die „Korbacher Resolution“. Diese stellten sie bei Open Petition online, um innerhalb eines halben Jahres 100.000 Unterzeichner zu gewinnen. Dieses Ziel wurde bei Weitem verfehlt und somit die Petition um ein weiteres halbes Jahr und anschließend wegen erneuter Verfehlung des Ziels um weitere 60 Tage verlängert. Half auch nicht, man erreichte dennoch nur knapp 75 % (inländische Stimmen 64,3 %) des anvisierten Ziels.

Dennoch schlossen sich B’90/Die Grüne in bislang zwei Landesverbänden der Resolution an. In dieser wird neben des Totalverbots des bislang in Deutschland ohne Umweltschäden durchgeführten Hydraulic Fracturings in Erdöl- und Erdgaslagerstätten auch ein Handels- und Importverbot von Erdöl- und Erdgas gefordert, sofern es aus Bohrungen, die einer Fracbehandlung unterzogen worden sind, entstammt. Für Fracmaßnahmen im Zusammenhang mit der Tiefengeothermie wird kurioserweise kein Verbot gefordert.

Der Landesverband Mecklenburg-Vorpommern war laut eines Artikels von „Die Welt“ vom 11.10.2014 der erste, der sich der Resolution mit den weitreichenden Verbotsforderungen anschloss. Allerdings gab es in den Reihen der Delegierten auch noch mahnende Worte von Parteimitgliedern, die offenbar nicht den Bezug zur Realität verloren haben:

Mehrere Redner wandten sich gegen eine solch rigorose Ablehnung und verwiesen auf unterschiedliche Gefährdungspotenziale verschiedener Fracking-Methoden. Zudem erinnerten sie an die Abhängigkeit des Straßenverkehrs von Mineralöl.

Nun, die Gefährdungspotenziale des Hydraulic Fracturing sind insgesamt sehr gering, wie die 2,5 Millionen Fracjobs weltweit bewiesen haben. Und es ist nicht nur der Straßenverkehr abhängig von Erdöl sondern ca. 50 % aller deutschen Haushalte sind abhängig von Erdgas als Brennstoff, um wohlige Wärme ins Wohnzimmer zu bringen.

Die Argumente der Gegner sind die angeblichen Umweltrisiken sowie, und das ist meines Erachtens des Pudels Kern:

…die negativen Folgen für die angestrebte Energiewende.

Im Artikel heißt es weiter:

Sie verwiesen auf die bereits laufende Probe-Ölförderung am Saaler Bodden in Nordvorpommern, wo ein Öl-Unternehmen mit einem Druckverfahren arbeite. Solche Pläne gebe es auch für Usedom.

Stimulierung der Erdölbohrung Barth 11 Bildquelle CEP

Stimulierung der Erdölbohrung „Barth 11“, Bildquelle CEP

Meines Wissens ist die Testförderung am Saaler Bodden bereits abgeschlossen. Und die mit dem „Druckverfahren“ gemeinten Stimulationsarbeiten fanden bereits im Vorfeld der Testförderung statt. Ob es Stimulationspläne auch für die beiden durch die Central European Petroleum GmbH (CEP) durchgeführten Bohrungen auf Usedom gibt, ist mir nichts bekannt. Auf der Website des mitteilungsfreundlichen Unternehmens CEP ist davon nichts zu erfahren. Im Übrigen sind die 10-stufigen Stimulationsarbeiten in der Bohrung „Barth 11“ bei Saal ohne Erdbeben und ohne Grundwasserverschmutzung abgelaufen.

Den Grünen aus M-V folgten eine Woche später auch die Delegierten des Parteitages in Niedersachsen, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) am 18.10.2014. Bereits in der Einleitung ist zu lesen:

Beim Parteitag der niedersächsischen Grünen in Walsrode führt die Basis die Parteiführung vor. Sie verpflichtet die Parteispitze auf ein kategorisches Verbot von Fracking – und des Imports „gefrackter“ Energieträger.

Doch warum wurde die Parteispitze vorgeführt? Die Antwort ist simpel. Der Landesvorstand schlug einen schrittweisen Abschied von konventionellen Energieträgern vor, an deren Ende nach der Kernkraft, nach Kohle und nach Erdöl schließlich Erdgas folgen würde. Abgesehen davon, dass allein der Ausstieg aus der Kernenergie erhebliche Substitutionsprobleme durch die unsteten „Erneuerbaren“ Windkraft und Photovoltaik mit sich bringt, klingt dieser Plan zumindest im Ansatz von Vernunft geprägt zu sein. Dem Antrag des Landesvorstandes stimmten 80 Delegierte zu.

Doch das hat die Mehrheit der Delegierten nicht interessiert. Es stimmten 89 Delegierte für einen Antrag des Kreisverbandes Lüchow-Dannenberg, der ebenso wie in MV beschlossen, neben einem inländischen Totalverbot des Hydraulic Fracturing, jeglicher wissenschaftlicher Grundlage sowie den bisherigen Erfahrungen entbehrend, auch gemäß der „Korbacher Resolution“ ein Handels- und Importverbot fordert (Artikel bei „Die Welt“ vom 18.10.2014).

Zuvor ausgesprochene Hinweise des niedersächsischen Umweltministers, dass das land überhaupt keine Handhabe habe, um diese Forderung durchzusetzen, verhallten:

Er warnt vor einer „Vogel-Strauß-Politik“, die im eigenen Land die Standards hoch hält, aber dafür die Energie andernorts dreckiger produzieren lässt. Auch warnt er davor, sich „juristisch auf die Nase zu legen.“

Was weder in den Artikeln von „Die Welt“ noch der „FAZ“ Erwähnung findet, ist die schwerwiegende Konsequenz dieser Forderung. Von den ca. 90 Mrd. Kubikmeter Erdgas, die gegenwärtig jährlich in Deutschland verbraucht werden, stammen ca. 10 Mrd. Kubikmeter aus Deutschland. Etwa ein Drittel davon entstammt Bohrungen, die einst gefract wurden. Das Erdgas aus diesen Bohrungen stammt überwiegend aus dem Rotliegend-Gasgürtel zwischen Uelzen und Bremen.

Dabei handelt es sich um sogenanntes L-Gas das in ein eigenständiges Netz eingespeist wird. Dieses L-Gas-Netz erstreckt sich überwiegend auf den Bereich, in dem das Erdgas gewonnen wird. Sollte also die unrealistische Forderung in die Tat umgesetzt werden, stünde vielen Haushalten südlich von Hamburg bis nach Hannover kein Brennstoff zum Heizen zur Verfügung.

Aber auch Gebiete, die mit russischem Erdgas versorgt werden oder im Vertriebsgebiet einer Raffinerie liegen, die mit russischem Erdöl versorgt werden, hätten ein Problem mit der Versorgung von Erdgas, Heizöl oder Benzin. Denn in Russland wird ebenfalls gefract, um u.a. unseren Bedarf an Erdöl und Erdgas zu decken (siehe: Ein kleiner Blick nach Russland). Aber es ist anzunehmen, dass die Deligierten davon keine Kenntnis haben, da sie die Standardmethode des Hydraulic Fracturing, die 1947 zum ersten Mal angewendet und schließlich 1949 patentiert wurde, für neu halten.

Ganz den Bezug zur Realität haben die Deligierten aber nicht verloren. Immerhin haben sie erkannt, dass die Biogaserzeugung, die gerne als Ersatz für Erdgas angesehen wird, ziemlich umweltschädlich ist:

Einen Widerspruch in ihrer bisherigen Politik erkannten die niedersächsischen Grünen in Walsrode indes beim Umgang mit dem Biogas. Der Flächenanteil der Energiepflanzen an der landwirtschaftlichen Nutzfläche von elf Prozent sei „nicht weiter ausbaubar“, heißt es in einem Beschluss. […] der Betrieb der Anlagen sei „nicht nur teuer, sondern hat auch sehr negative Auswirkungen auf Landwirtschaft und Umwelt“.

Und damit soll dieser Beitrag abgeschlossen werden.

Ein Kommentar zu Niedersächsische Grüne und Grüne M-V fordern Fracking-Verbot

  • Dirk Weißenborn sagt:

    Die im Beitrag wiedergegebenen Beschlüsse der Delegiertenkonferenzen in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern geben Anlass zum schallenden Gelächter. „Grün“ ist ganz unten angekommen und nähert sich rapide dem Status des politischen Auslaufmodells.

    Die Grünen, die einerseits einer aggressiven Außenpolitik – auch mit militärischer Gewalt – das Wort reden, wollen den Bürgerinnen und Bürgern andererseits allen Ernstes „Angst“ vor vergiftetem Trinkwasser einflössen, um an der Macht zu bleiben bzw. dort wieder hin zu kommen?

    Welches „Horrorthema“ wollen sie reiten, wenn Fracking in Zukunft deutschlandweit verboten ist und auch die konventionelle Gewinnung von Erdgas/Erdöl derart viele zusätzliche Auflagen erhält, dass eine nennenswerte Eigenversorgung in wenigen Jahren Geschichte ist? Wir sollten hier mal Vorschläge sammeln, damit ein völliges Verschwinden dieser „Spaßpartei“ aus den deutschen Parlamenten noch verhindert werden kann.

    Nach dem Willen der grünen Parteibasis müsste sich Wirtschafts- und Energieminister Gabriel sofort auf den Weg nach Moskau machen, um dort bei Gazprom schleunigst eine eidesstattliche Versicherung einzuholen, das nach Deutschland gelieferte russische Erdgas sei nicht durch „Fracking“ gewonnen.

    Der nächste Vorschlag aus grünen Reihen könnte übrigens lauten:

    Die gesamte importierte Erdgasmenge soll dynamisch um den Anteil des anderswo durch Fracking gewonnen Erdgases vermindert werden.

    Daran schließt sich mein nächster Vorschlag an:

    Grünen Parteimitgliedern und Angehörigen des „Gegen-Gasbohr-Freizeitclubs“ wird der Gashahn soweit zugedreht, dass ihnen nur noch die rechnerisch nach Verstromung übrig bleibende Faulgasmenge zur Erzeugung behaglicher Wärme zur Verfügung steht. Mal sehen, ob das reicht.

    Zum Abschluss noch zwei Links zu Artikeln in der FAZ:

    „Aufstand der bösen Männer“ http://tinyurl.com/oerzf8g

    „Abgefrackt“ http://tinyurl.com/qdyn5ca

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