Physiker der Uni Bremen nicht glücklich mit NDR-Darstellungen zu Methanemissionen

Vor etwas mehr als einem Vierteljahr, im Dezember 2017, wartete der NDR via des Magazins plusminus mit einem Beitrag über Methanemissionen in der Nordsee auf. Konkret ging es um Austritte unmittelbar außerhalb von ehemaligen Tiefbohrungen auf Erdöl und Erdgas. Dass der NDR mit der Klimawirksamkeit maßlos übertrieben hat, ist das eine Problem. Ein weiteres Problem aber ist, dass im Rahmen des Beitrages vom eigentlichen Forschungsgegenstand abgewichen und eine Brücke zur aktiven Erdgasförderung geschlagen wurde. Fast unvermeidbar sahen Gegner der Erdgasförderung in Deutschland hier neues Potenzial für ihre Agitation. Und so kam es, dass der Verdener Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen (Grüne) zu einem Vortragsabend zum Thema einlud.

Einladung zum Vortragsabend mit vorgefertigter Meinung über Methanemissionen

2015 wiedergeöffnete Erdgasbohrung „Hildesheimer Wald Z2“ Foto: Steven Arndt (2017)

Es erstaunt wenig, dass die für ihre notorische Recht- und Besserwisserei bekannten Grünen nicht unbefangen, sondern im Gegenteil, mit bereits feststehender Ansicht zum Vortragsabend einluden. Bereits im umfangreichen Vorab-Text werden sämtliche Klischees der Gegner der Erdgasförderung bedient, und, wie dabei üblich, auch nicht vor Unwahrheiten zurückgeschreckt.

So ist von der angeblichen Gefährdung des Trinkwassers einerseits durch die Erdgasförderung selbst, andererseits durch die Versenkung von mit gefördertem Lagerstättenwasser (LaWa) in tiefliegende geologische Horizonte die Rede. Bis heute konnte kein einziger Gegner der heimischen Erdgasförderung plausibel darlegen, wie flachliegende, zur Trinkwassergewinnung geeignete Grundwasserleiter (Aquifere) durch Erdgasförderung aus sowie Versenkung von LaWa die bezeichneten Aquifere beeinträchtigen sollen. Auch werden wahrheitswidrig seismische Aktivitäten in Deutschland der LaWa-Versenkung zugeschrieben. Der Gipfel der Unwahrheit und Selbstbelügung ist jedoch, dass man behauptet, dass die Förderung fossiler Energieträger sinnlos sei. Nur zur Information: In Deutschland werden über 80 Prozent des Primärenergiebedarfs aus fossilen Energieträgern bereit gestellt.

Doch zurück zur vorgefestigten Meinung: Im Ankündigungsbeitrag wird sich hinsichtlich der Methanaustritte auf den einleitend bezeichneten erwähnten „plusminus“-Beitrag bezogen. Das dort Dargestellte wird kritiklos als „Beleg“ wahrgenommen. Ungereimtheiten, wie die Verquickung unterschiedlicher Sachverhalte sind offensichtlich nicht bemerkt worden. Und so werden ungeniert Zitate aus dem Beitrag zur Bestätigung der voreingenommenen Ansichten angeführt, wobei sich hier die Frage nach dem Huhn und dem Ei stellt. Es ist durchaus nicht auszuschließen, dass die Meinung anhand dieser Zitate gefestigt wurde.

Die Zitate entstammen im Wesentlichen dem von den Grünen eingeladenen Referenten.

Referent der Uni Bremen nimmt Kritikern Wind aus den Segeln

Gassammelpunkt Püggen in der Altmark, Mai 2013. Foto: Steven Arndt

Es handelt sich dabei um Herrn Dr. Heinrich Bovensmann vom Institut für Umweltphysik an der Universität Bremen. Auf Dr. Bovensmann sind die Einladenden durch den vom NDR produzierten „plusminus“-Beitrag aufmerksam geworden. Die Grünen hatten sie sich dabei erhofft, einen Mitstreiter für ihre Sache, also dem Widerstand gegen die einheimische Erdgasförderung zu gewinnen. Als neues Argument sollten dafür „klimaschädliche“ Methanemissionen aus aktiven Erdgas- und Erdölbohrungen herhalten. Schließlich haben NDR/ARD das doch mit Berufung auf u.a. die Bremer Forscher um Dr. Bovensmann so gesagt. Und ist in der Vorab-Info des Verdener Kreisverbandes zu lesen:

Grüne und Bürgerinitiativen bekommen an diesem Abend weitere Argumentationshilfen gegen die Erdgasförderung[…] Kreisverband Grüne Verden

Doch laut eines Artikels der Kreiszeitung Verden, der über die Veranstaltung berichtet, bremste Bovensmann die Veranstalter sogleich aus. Denn „Einiges“, also nicht Weniges, empfand der Referent im „plusminus“-Beitrag als „ein bisschen unglücklich“ dargestellt und somit als nicht korrekt.

Mit den Argumentationshilfen gegen die Erdgasförderung hat es sich damit bereits erledigt, was weitere Ausführungen Dr. Bovensmanns verdeutlichen. Demnach sind die Methanemissionen vielfältig und längst nicht so schwarz-weiß, wie es die Presse gerne hätte (diese Aussage dürfte als kleiner Seitenhieb gegen den vom NDR produzierten „plusminus“-Beitrag verstanden werden).

Weiterhin führte Bovensmann beim Vortrag weiter aus, dass anders als in den USA, Bohrlöcher in Deutschland ordnungsgemäß mit „Beton“ (eigentlich mit Spezialzement, aber dieser kleine Fehler sei verziehen) verfüllt werden. Demnach ist eine, wie von der Autorin des „plusminus“-Beitrag Frau Alexa Höber postulierte Vergleichbarkeit zwischen der Situation jenseits des Atlantiks sowie hier in Deutschland nicht gegeben. Stattdessen gehen die Bremer Forscher davon aus, dass es in den USA „jede Menge“ offene alte Bohrlöcher gebe.

Industrie auch kleinsten Methanemissionen auf der Spur

Verfüllung der unproduktiven Erdgasbohrung Mühlhausen 4 aus dem Jahr 1934. Im Vordergrund die Mühlhausen 2 aus dem Jahr 1932. Mai 2016. Foto: Steven Arndt

An Dr. Bovensmann wurde die Frage gestellt, ob denn nicht eine Befliegung des Erdgasfeldes „Völkersen“ durch sein Institut möglich wäre, um etwaige Methanemissionen festzustellen. Er verneinte mit der Begründung, dass dafür mindestens eine Emission von 5.000 Tonnen Methan erforderlich wäre und er hoffe, das so etwas nicht auftritt. Zudem würde vor einer Befliegung sein Team zunächst mit einem Messkoffer anrücken und vor Ort messen.

Fünf Kilotonnen sind gleich 5.000 Tonnen Methan bzw. 5 Millionen Kilogramm. Da Methan bei 0°C über eine Dichte von 0,72 kg je m³ verfügt, müssten demnach etwa 6,9 Millionen Kubikmeter pro Jahr aus der Lagerstätte „Völkersen/-Nord“ entweichen. Das entspräche einem Verlust von ca. 7 Prozent der aktuellen Jahresförderung aus dem Feld. Der Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie e.V. (BVEG) gibt übrigens für 2017 Gesamtverluste an Methan im Zuge der Erdgas-und Erdölförderung sowie deren Aufbereitung in Deutschland von 670 Tonnen an (Statistischer Jahresbericht 2017).

Laut Artikels der Kreiszeitung war mit Herrn Derek Mösche auch ein Industrievertreter, konkret ein Sprecher des in der Region aktiven Förderunternehmens DEA, im Publikum vertreten. Dieser erklärte, dass sein Unternehmen, und das dürfte auch für alle anderen Mitbewerber gelten, stets kleinsten Leckagen auf der Spur sei.

Mit diesen, den Vorverurteilungen des Veranstalters widersprechenden Argumenten konfrontiert, reagierte Susanne Hüneke von den Grünen resigniert bis trotzig mit den den Schlussworten: „Erdgas ist Teil des Klimaproblems, wir müssen da raus.“

Leider gibt es zu dieser Forderung, wodurch die wegfallenden Beiträge zur Energieversorgung durch Ausstieg aus Erdgas, Erdöl, Kohle sowie Kernenergie kompensiert werden soll. Es entstünde immerhin eine Versorgungslücke Stand heute von 86 Prozent, woran sich in den nächsten Jahren wesentlich nichts ändern wird.

 

Ein Kommentar zu Physiker der Uni Bremen nicht glücklich mit NDR-Darstellungen zu Methanemissionen

  • Walter Stephan sagt:

    Mir ist völlig klar, dass Dr. Bovensmann nicht glücklich mit der Darstellung ist. Irgendwie erinnert mich das an das 2. sogenannte Fracking-Gutachten, aus dem die Präsidentin des UBA, Frau Krauzberger, etwas ganz Anderes herausgelesen hatte als der Hydro-Geologe, Herr Dannwolf, hineingeschrieben hatte. Auffällig ist auch immer wieder, dass die Gegner des einheimischen Erdgases und Erdöls sich ihre Negativbeispiele aus den USA holen; warum wohl??? Ein Schelm, der Arges dabei denkt!

  • Jetzt einen Kommentar verfassen!

    *Ihre E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht.