Schwerer Unfall im Erdölfeld Bramberge – Zusammenschau der bisherigen Erkenntnisse

Vorbemerkung: Ich habe den ganzen Tag überlegt, ob ich zu dem Unfall im Erdölfeld Bramberge mit vier Schwerverletzten etwas schreibe. Ich habe mich dazu durchgerungen, die wichtigsten Fakten aus verschiedenen Medienbeiträgen zusammenzutragen. Allerdings wird es auch am Ende eine kurze, aber deutliche Kritik gegenüber einzelnen Gegnern der Erdöl-Erdgasbranche geben, die den Vorfall für ihre Zwecke ausnutzen.

Das Unglück ereignete sich am Abend des 23.09.2014 auf der Bohrung Bramhar 10a im genannten Erdölfeld. Dabei erlitten vier Arbeiter schwere Brandverletzungen und wurden in Spezialkliniken verlegt. Ein Arbeiter gehört dem Betreiber des Feldes, der GDF SUEZ E&P Deutschland GmbH (GDF-Suez) an, die drei weiteren einem in einer Pressemitteilung des Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) nicht näher bezeichneten Subunternehmers.

Das Unglück ereignete sich während Vorbereitungsarbeiten zu einem sogenannten Workover der Bohrung. Nach Angaben des Betreibers GDF-Suez sollte mit Hilfe einer mobilen Winde die sogenannte Komplettierung (das LBEG spricht vom Förderstrang) aus dem Bohrloch herausgezogen werden.

Dazu wurde nach LBEG-Angaben zuvor Salzwasser in die Bohrung gepumpt und der Bohrlochverschluss demontiert. Anschließend kam es trotz des Einpumpens des Salzwassers, das eigentlich das Aufsteigen von Erdöl und Erdölbegleitgas verhindern soll, unerwartet zum Aufstieg von Gas. Nach einem Bericht der „Kreiszeitung“ waren die Arbeiter gerade dabei, einen sogenannten Blow-Out-Preventer (BOP) auf das Bohrloch zu montieren. Eine solche Armatur dient dazu, das Bohrloch gegen Erdöl- und Erdgasausbrüche (Blowouts) während der Workoverarbeiten zu sichern.

Erdgas, sofern es vorwiegend aus Methan besteht, was bei Erdölbegleitgas regelmäßig der Fall ist, bildet bereits bei einer Konzentration von nur 5 Prozent in der Luft ein explosives Gemisch. Dieses Gemisch kann bereits durch einen kleinen Funken, wie er z.B. beim Aneinanderschlagen von Metallteilen entstehen kann, zur Explosion gebracht werden.

Inzwischen ist der Brand, bei dem auch die Workoveranlage stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, gelöscht. Lediglich aus Sicherheitsgründen wird aufsteigendes Gas konreolliert verbrannt. Inzwischen sind Untersuchungsarbeiten zum Unfallhergang angelaufen. Diese werden jedoch durch die beschädigte Winde erschwert, die gesichert werden muss.

Als der Vorfall in den späten Abendstunden bekannt wurde, fühlten sich einige der Gegner inländischer Erdöl- und Erdgasgewinnung umgehend auf den Plan gerufen, diesen schweren Unfall für ihre Zwecke zu nutzen. Auf der Facebookseite „Stopp Fracking“ wurde z.B. ein Link in Form eines Kommentars zu einem Eintrag gesetzt, der zu Unterschriften gegen „Fracking“ aufruft. Aber auch die schleswig-holsteinische „Bürgerinitiative Kein CO2-Endlager“ stellte in Form eines Tweets einen Zusammenhang zwischen „Fracking“ und dem Unfall her.

Es ist geschmacklos diesen Vorfall, in dessen Folge vier Menschen lebensgefährlich verletzt wurden zu benutzen, um Stimmung gegen „Fracking“ zu machen, zumal der Vorfall in keinerlei Zusammenhang mit der Methode Hydraulic Fracturing steht. Außerdem lassen sich unter einem Beitrag des NDR Kommentare finden, in denen die Kommentatoren ihre persönlichen Abneigungen gegenüber dem LBEG und/oder der Erdöl-Erdgasbranche zu Ausdruck bringen. Das ist den Opfern des Unglücks und deren Angehörigen gegenüber einfach nur respektlos.

Den Verletzten an dieser Stelle die besten Wünsche zur Genesung und den Angehörigen viel Kraft in dieser schwierigen Situation.

4 Kommentare zu Schwerer Unfall im Erdölfeld Bramberge – Zusammenschau der bisherigen Erkenntnisse

  • chrissi sagt:

    Habe heute Nachmittag noch einmal die Bestätigung bekommen, dass die Verletzungen erheblich sind. Also bitte alle die Daummen drücken, dass alle schnell wieder genesen. Steven, danke für die gute Zusammenfassung.

    1. SAR sagt:

      Ja. Ich habe die Bestätigung in einem Fall, dem schwersten, auch bekommen.

      Aber auch um die drei anderen scheint es kaum besser zu stehen.

      Was ich schrecklich finde ist, dass Gegen-Gasbohren.de den Fall auch noch mit Schlagzeilen unter BILD-Niveau ausschlachtet.

      Das habe ich leider erst nach Fertigstellung des Artikels bemerkt. Hier der Link: http://www.gegen-gasbohren.de/2014/09/24/emsland-brennt-feuer-an-oelbohrung-nach-explosion-bei-wartungsarbeiten/

      Danke für den Zuspruch.

  • Dirk Weißenborn sagt:

    „Den Verletzten an dieser Stelle die besten Wünsche zur Genesung und den Angehörigen viel Kraft in dieser schwierigen Situation.“

    Völlig richtig, in dieser Situation auch einmal an die betroffenen Opfer zu denken. Ich schliesse mich diesem Satz in vollem Umfang an.

    Es wäre zu wünschen gewesen, ähnliche Worte des Mitgefühls mit den verletzten Menschen bei der Gegen-Gasbohren-Sekte zu finden. Leider Fehlanzeige. Die Gutmenschen erweisen sich mal wieder als kaltschnäuzige Besserwisser mit dschihadistischem Anspruch auf geistige Allmacht.

    Wenn ich schon lese: „Emsland brennt…“ Das ist wirklich unterste Schublade übelster Hetzpropaganda, wofür es offensichtlich Vorbilder aus dunkelster Zeit gibt.

    Das fällt auf diese „Qualitätsschreiberlinge“ in vollem Umfang zurück. Die dortigen Verantwortlichen fordere ich auf, sich öffentlich dafür und für Ihr mangelndes Mitgefühl zu entschuldigen.

    1. SAR sagt:

      Das hoffe ich doch, dass bisher wohlgesonnene Politiker und Journalisten bei diesem Verhalten von Gegen-Gasbohren.de gegenüber dieser Truppe auf Distanz gehen.

      Dass diese Truppe sich für ihre empathischen Verfehlungen entschuldigt, dürfte ein Wunschtraum bleiben.

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