Testförderung aus Erdöllagerstätte Ampfing angelaufen

Das Alpenvorland zählt zu den kohlenwasserstoffhöffigen Gebieten Deutschlands. Seit den 1950er Jahren sind zahlreiche, hauptsächlich sehr kleine bis kleine Lagerstätten aufgeschlossen worden. Mit dem Aufschluss der Lagerstätte Ampfing gelang 1954 der erste Erdöl- und Erdgasfund im östlichen Teil des deutschen Alpenvorlandes. Die in den 1980er Jahren aufgelassene Lagerstätte wird aktuell einer Wiedererschließungsprüfung unterzogen.

Erdöllagerstätte Ampfing – Ein historischer Abriss

Wappen mit Rollenmeißel der Gemeinde Ampfing

Wappen mit Rollenmeißel der Gemeinde Ampfing

Dem Aufschluss der Erdöllagerstätte Ampfing im Jahr 1954 gingen relativ kurzzeitige reflexionsseismische Untersuchungen voraus. Den wichtigsten Speicherhorizont stellt der Ampfinger Sandstein eozänen Alters dar. Zunächst wurde mit den Fundbohrungen Ampfing 2 und 3 die Gaskappe über dem ölführenden Bereich angetroffen. Die Folgebohrungen Ampfing 4 und 5 erbohrten den Kalksandstein strukturtiefer und konnten den Ölsaum nachweisen. Die Lagerstätte befindet sich in ca. 1.700 m bis 1.820 m Teufe unter Geländeoberkante und überdeckt eine Fläche von ca 20 km². Insgesamt wurden 29 fündige Bohrungen zur Abförderung des Vorkommens niedergebracht (Boigk 1981).

Die ursprünglichen Förderraten bewegten sich bei für deutsche Verhältnisse beachtlichen 90 Tonnen Erdöl pro Tag und Bohrung. Aufgrund des initialen Gas/Öl-Verhältnisses von 52 : 1 konnten zusätzlich 100.000 m³ Erdölbegleitgas produziert werden. Als gewinnbar wurden 562.000 Tonnen Erdöl bei einem Ausbeutefaktor von nur 17 Prozent angesehen. Hinzu kamen 1,5 Milliarden Kubikmeter Erdölgas sowohl aus der Gaskappe als auch aus im Erdöl gelösten Begleitgases (Boigk 1981). Bis zur Aufgabe der Erdöllagerstätte Ampfing 1988 konnten schließlich knapp 551.000 Tonnen Erdöl sowie ca. 410 Millionen m³ Erdölgas (ohne gelöstes Erdölbegleitgas) gewonnen werden (Erdölförderung 1932-1996 und Erdgasförderung 1949-1996).

Wiedererschließung der Erdöllagerstätte Ampfing

Testanlagen auf der Bohrung Ampfing-RAG 1 Uderl

Testanlagen auf der Bohrung Ampfing-RAG 1 ©Uderl

Ende 2014 gab das österreichische Unternehmen, die Rohöl Aufsuchungs AG (RAG) bekannt, die Wiedererschließung der Erdöllagerstätte Ampfing zu prüfen. Hintergrund ist eine Studie zur Bewertung des verbliebenen Potenzials an Kohlenwasserstoffen (Erdöl und Erdgas) in der 1997 an die RAG vergebene Aufsuchungserlaubnis „Salzach-Inn“. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass sich mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Lagerstätte „Ampfing“ sowie aus der nahegelegenen, kleineren Lagerstätte „Mühldorf-Süd“ noch Kohlenwasserstoffe wirtschaftlich gewinnen lassen (RAG will Wiedererschließung der Erdöllagerstätte Ampfing prüfen).

Anfang 2016 begannen dann die Bohrarbeiten der Wiedererschließungsbohrung Ampfing-RAG 1. Zum Einsatz kam eine Bohranlage der Tochtergesellschaft RAG Energy Drilling (RED). Die moderne Eurorig-Anlage aus dem Hause Bentec entspricht dem aktuellen Stand der Technik und wird gaselektrisch angetrieben (Wiedererschließungsbohrung „Ampfing-RAG-1 “ hat begonnen). Die Bohrarbeiten wurden  noch im Februar 2016 abgeschlossen.

Zwischenzeitlich hat die Auswertung von Messdaten ergeben, dass der Ampfinger Sandstein erwartungsgemäß Erdöl führt. Dementsprechend hat sich die RAG, bzw. deren deutsches Tochterunternehmen RDG, dazu entschlossen, einen Langzeittest durchzuführen. Dieser hat laut Meldung des Bayerischen Rundfunks vom 24.08.2016 begonnen und soll sich über einen Zeitraum von 3 Monaten erstrecken. Für die Testförderung wird ein klassischer Tiefpumpenantrieb verwendet. Mit der Testförderung soll geprüft werden, ob eine wirtschaftlich vertretbare Wiederaufnahme der Förderung aus der Erdöllagerstätte Ampfing möglich ist. Mehr Informationen zur Testförderung sind in der Broschüre Probeförderung Ampfing nachzulesen.

Artikelfoto: Bohranlage E 202 der RED auf der Bohrung Ampfing-RAG 1 im Februar 2016 (bearbeitet), ©Uderl

Besonderer Dank an Uderl für das zur Verfügungstellen der Fotos. Mehr bei Panoramio