Was wir nicht kennen, sollten wir verbieten. Willkommen im Mittelal… bei SPD und Grünen!

Seit einigen Wochen wird wieder medienweit sehr intensiv über „Fracking“ diskutiert. Auslöser ist vermutlich die Reihe zum Thema bei „Panorama“ in der ARD bzw. beim NDR, die im Laufe des Septembers 2014 ausgestrahlt wurde. In dieser Reihe wurde kritisch hinterfragt, ob die Standardmethode des Hydraulic „Fracking“ Fracturing tatsächlich so gefährlich ist, wie vielfach von Bürgerinitiativen, Umweltverbänden und Medienkollegen dargestellt. Dazu wurden endlich einmal Fachleute zu ihrer Meinung befragt.

Und deren Urteil fällt einstimmig aus. „Fracking“ sei nicht riskanter als andere Technologien. Besonders im Fokus der Reihe stand der Leiter der vom Umweltbundesamt (UBA) beauftragten Studie „Gutachten 2014: Umweltauswirkungen von Fracking bei der Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas insbesondere aus Schiefergaslagerstätten“ (UBA Frackingstudie II), Herr Uwe Dannwolf. Dieser sah sich von der Reaktion seines Auftraggebers in Person der UBA-Präsidentin, Frau Maria Krautzberger (SPD), sichtlich überrascht. Frau Krautzberger bezeichnete in einer Pressemitteilung des UBA zur Veröffentlichung der UBA Frackingstudie II das Verfahren als „Risikotechnologie“. Doch diese Bezeichnung kommt in der Studie nicht vor.

Dannwolf sekundierten weitere Fachleute, wie z.B. der Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Professor Hans Joachim Kümpel. Die BGR ist als oberste geowissenschaftliche Behörde dem Bundeswirtschaftsministerium unterstellt und hat bereits 2012 eine Studie zur Abschätzung des Schiefergaspotenzials in Deutschland publiziert. Dabei ist auch ausführlich auf Umweltaspekte eingegangen worden. Bezüglich der Erschließung und Gewinnung von Schiefergas kam man zu folgendem Ergebnis (Zusammenfassung):

Sofern die gesetzlichen Regelungen eingehalten, die erforderlichen technischen Maßnahmen getroffen und standortbezogene Voruntersuchungen durchgeführt werden, ist aus geowissenschaftlicher Sicht ein umweltverträglicher Einsatz dieser Technologie möglich. Fracking und Trinkwasserschutz sind grundsätzlich vereinbar.

Somit sehen also Studien der dem Bundeswirtschaftsministerium unterstellten Fachbehörde BGR sowie im Auftrag einer dem Bundesumweltministerium unterstellten Behörde (UBA) keine höheren Risiken in der Fractechnologie im Vergleich zu anderen Technologien. Diese Tatsache wird von der Politik ignoriert und diesen Sachverhalt machte Panorama sich zum Thema. Heraus kam eine recht gelungene kleine Serie (hier ein Link), die nicht nur zu heftigen Reaktionen bei den „Fracking“-Gegnern führte (siehe Interview „Die Wucht der Vorwürfe hat uns überrascht“).

Auch das ebenfalls bei der ARD ansässige linkslastige Politmagazin fühlte sich zu einer Replik berufen. Mehr als eine Diffamierung von Wissenschaftlern und die Unterstellung, diese wären irgendwie mit der Ölindustrie verbändelt, brachten die Autoren rund um den für seine grünideologische Ausrichtung bekannten Jürgen Döschner nicht zustande. Siehe dazu meinen Beitrag bei den Kollegen vom Science Skeptical Blog „Öffentlich-rechtliche Diffamierung von Wissenschaftlern“ . Gegen diese Diffamierung setzt sich der gescholtene Uwe Dannwolf auf der Seite seines Unternehmens RiskCom zur Wehr.

Viel bedeutender aber ist, dass auch Bundestagspolitiker erkannten, dass die Arbeit der eigens beauftragten Wissenschaftler ignoriert und ihre Erkenntnisse gar uminterpretiert werden. Der Bundestagsabgeordnete Michael Fuchs (CDU) äußerte seinen Unmut gegenüber der Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) deutlich (siehe Panorama-Artikel).

Vor wenigen Tagen berichtete Spiegel-Online, dass der Amtsvorgänger von Frau Hendricks und gegenwärtige Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) das Gesetzgebungsverfahren zum Quasi-Verbot des Fracverfahrens in Schiefer- sowie Kohleflözgaslagerstätten ausgebremst hat. Was der Hintergrund für dieses Vorgehen ist, darüber kann nur spekuliert werden. Es ist gut möglich, dass Altmaier befürchtet, dass die Regierung ihr Gesicht verliert, wenn sie Gesetze auf den Weg bringt, die den Ergebnissen eigens in Auftrag gegebener Studien widersprechen. Außerdem widersprechen die geplanten Gesetzesänderungen dem Koalitionsvertrag der gegenwärtigen Bundesregierung.

SpiegelOnline berichtet weiter, dass Altmaiers Vorgehen zu Unmut bei Kollegen in der SPD führte. Der umweltpolitische Sprecher Matthias Miersch wird mit folgenden Worten zitiert:

„Wir haben mit der Technik keinerlei Erfahrung. Deshalb ist ein Verbot nur folgerichtig.“

Und damit sind wir bei der Überschrift dieses Artikels angekommen. Man fragt sich, ob Herr Miersch überhaupt nachgedacht hat, bevor diese Äußerung von sich gab. Zunächst ist es grundsätzlich falsch, dass es in Deutschland keinerlei Erfahrung mit dem Fracturing gibt. Bereits seit 1961 wird dieses Verfahren zur Erschließung von Erdgaslagerstätten eingesetzt. In Niedersachsen über 300 Mal, in der Altmark im Nordwesten Sachsen-Anhalts ca. 100 Mal. Außerdem gab es einige Fracbehandlungen in Erdöllagerstätten sowie zur Erschließung von Geothermiepotenzialen.

Erdgasbohrung "Bötersen Z11", im Zuge der aufkeimenden Debatte steht die geplante und notwendige Fracmaßnahme noch aus ©chef79

Erdgasbohrung „Bötersen Z11“, im Zuge der aufkeimenden Debatte steht die geplante und notwendige Fracmaßnahme noch aus ©chef79

Und nach der Logik von Herrn Miersch dürfte es überhaupt keine technischen Innovationen geben. Denn vor der Einführung anderer Technologien hatte man schließlich auch keine Erfahrungen damit. Überspitzt gesagt würde die Menschheit noch auf den Bäumen hocken, wäre sie so zaudernd gewesen, was Innovationen betrifft, wie nicht unwesentliche Teile der deutschen Bevölkerung. Und damit beziehe ich mich nicht nur auf Hydraulic Fracturing.

Wie kaum anders zu erwarten fordern auch B’90/Die Grünen ein Verbot der millionenfach bewährten Stimulationsmethode des Hydraulic Fracturings. Das wird exemplarisch an einem Parteitagsbeschlusses des Landesverbandes von Mecklenburg-Vorpommern deutlich, worüber WeltOnline am 11.10.2014 berichtete. Entgegen jeglicher wissenschaftlicher Erkenntnisse wird ein Komplettverbot des Fracturings gefordert, also über Schiefer- und Kohleflözgaslagerstätten hinaus. Damit wird die Partei, diegerne die neue liberale Kraft im Land sein möchte, erneut ihrem Ruf als „Verbotspartei“ gerecht.

Doch halt! Es wird gar kein Komplettverbot gefordert, sondern nur die Anwendung in Kohlenwasserstofflagerstätten!

Gegen Widerstände aus den eigenen Reihen haben sich die Grünen Mecklenburg-Vorpommerns für ein «sofortiges ausnahmsloses Verbot sämtlicher Formen von Fracking» bei der Gewinnung von Erdöl und -gas ausgesprochen.

Gegen die Anwendung in der Tiefengeothermie hat man anscheinend nichts. Es wird also mit zweierlei Maß gemessen und schiebt auch gleich die Begründung hinterher:

Die Gegner führten Umweltgefährdungen durch Fracking und die negativen Folgen für die angestrebte Energiewende als Argumente an.

Es geht also bei der Forderung nach dem Verbot eines bewährten Verfahrens vorrangig um Ideologie. Gefürchtet wird ein Konkurrent der sogenannten „Erneuerbaren Energien“. Das wurde bereits zuvor im Artikel deutlich:

Mit deutlicher Mehrheit schlossen sich die rund 70 Delegierten auf dem Landesparteitag am Samstag in Wismar der sogenannten Korbacher Resolution an. Diese war im Mai 2013 bei einem Treffen mehrerer Anti-Fracking-Initiativen Deutschlands verabschiedet worden.

U.a. wird in der Resolution ein Handels- und somit Importverbot von Erdöl und Erdgas gefordert, dass nach Anwendung des Fracverfahrens (was im Artikel völlig unkorrekt beschrieben wird) gewonnen wurde:

• Ein generelles Import- und Handelsverbot von „gefrackten“ fossilen Energieträgern.

Sollte diese Forderung der Resolution tatsächlich umgesetzt werden, hätte Deutschland ein enormes Problem mit der Versorgung von Kohlenwasserstoffen. Schließlich wird in unserem Hauptlieferland für Erdöl und Erdgas, Russland, ebenfalls gefract, um Lagerstätten überhaupt erst erschließen zu können bzw. um ihre Lebensdauer zu verlängern. Hier auf dem Blog gibt es mit „Ein kleiner Blick nach Russland“ einen Artikel, der über diesen Sachverhalt informiert.

Dabei wird einmal mehr deutlich, dass die Politik kaum darüber Kenntnis hat, dass Hydraulic Fracturing eine Standardmethode ist, die weltweit millionenfach durchgeführt wurde und damit einen wichtigen Beitrag zur (Energie-) Rohstoffversorgung leistet. Vor diesem Hintergrund kann man nur den Kopf schütteln, wenn von Politikern behauptet wird, dass diese Technologie kaum erprobt und zudem risikoreich sei und deshalb verboten werden sollte. das betrifft aber nicht nur Politiker von SPD und grünen, sondern z.B. auch MdB Reinhard Grindel von der CDU, der bereits mehrfach ein „Fracking“-Verbot forderte.

In diesem Zusammenhang soll noch auf einen pointiert geschriebenen Gastbeitrag von Professor Horst Rüter mit dem Titel „Fracking – kann die Politik noch sachbezogen handeln?“ verwiesen werden.