Wiedererschließung des Feldes „Volkensen“ – Vermutungen und Unterstellungen

Ungefähr 15 Kilometer nördlich von Rotenburg/Wümme befindet sich die Erdöllagerstätte „Volkensen“. Hier wurde bereits zwischen 1960 und 1993 Erdöl gefördert. Seinerzeit war die Gewerkschaft Elwerath bzw. später das Folgeunternehmen BEB Erdgas und Erdöl GmbH Betreiber des Feldes. Insgesamt wurden aus der Lagerstätte ca. 131.000 Tonnen bis zur Auflassung gefördert (Quelle).
Nun möchte das seit 2011 in Deutschland aktive Unternehmen PRD Energy GmbH, ein Tochterunternehmen eines kanadischen Unternehmens mit Sitz in Calgary, das auch für deutsche Verhältnisse kleine Vorkommen wiedererschließen. Wie mittlerweile üblich (obwohl man sich als langjähriger Beobachter des Geschehens rund um die Erdöl- und Erdgasgewinnung nicht dran gewöhnen WILL), regt sich Unmut im unmittelbaren Umfeld des geplanten Projektes.
Über das Geschehen berichtet die einst recht neutrale „Rotenburger Rundschau“ (RR)mit z.T. falschen Darstellungen aufgrund mangelnder Sachkenntnis, wozu auch unkritische Wiedergaben von Aussagen z.B. des Naturschutzbundes Deutschlands (NABU) gehören. Es beginnt zunächst damit, dass der Verfasser des Artikels behauptet, das sich auch in den „umliegenden Landkreisen“ wie z.B. Harburg oder Lüneburg aufgegebene Erdöllagerstätten befänden, die eventuell wieder erschlossen werden sollten. Dies ist nicht der Fall, da sich in den genannten Landkreisen nie produktive Erdölvorkommen befanden. In den aufgezählten Kreisen wurden lediglich Aufsuchungserlaubnisse für Erdöl- und/oder Erdgasvorkommen erteilt.
Interessant ist, dass im anschließenden Abschnitt des Artikels behauptet wird, dass bereits im Oktober 2013 mit dem Bohrplatzbau begonnen werden soll und die Bohrarbeiten bereits im November beginnen könnten. Als Quelle wird ein Informationsflyer genannt, der allerdings nicht abgebildet wird. Diese Aussage der RR widerspricht Angaben von PRD, die im Juli 2013 mitgeteilt hat, dass das Unternehmen im 4. Quartal mit der Erlaubnis für die Durchführung von Bohrarbeiten rechnet: „The Company has applied for drilling permits over its Volkensen oil pool in Lower Saxony, Germany and expects to receive these permits during the fourth quarter of 2013 whereafter it will commence field activities in preparation for drilling.“ (Quelle) Konkrete Zeitangaben für Arbeiten welcher Art auch immer, werden nicht genannt! Insgesamt wird durch die Aussagen von Regional- und Kommunalpolitikern bestätigt, dass es noch keine konkreten Zeitpläne geben kann, da diese noch nicht von der zuständigen Bergbehörde informiert worden sind. Verwunderlich ist dabei die Verwunderung des Landrates Luttmann und der Scheeßeler Bürgermeisterin Käthe Dittmer-Scheele, die sich ob des angeblichen Zeitplanes überrumpelt fühlen. dabei müssten sie doch am besten wissen, dass ohne ihre Stellungnahmen keine Genehmigung erteilt werden kann. Völlig unverständlich ist zudem, dass Frau Dittmer-Scheele unterstellt, dass die Gemeinde für die Zuwegung aufkommen könnte. Sie wird folgendermaßen zitiert: „Es kann ja nicht sein, dass die Allgemeinheit der Firma die Wege baut“. Richtig. Das kann nicht sein und dem ist auch nicht so. Für den Wegebau sind die Firmen zuständig, ebenso für Schäden durch Transporte.
Diesen bis hier schon dargestellten Vermutungen und Unterstellungen setzt, wie nicht anders zu erwarten, ein Naturschutzverband die Krone auf. In diesem Falle handelt es sich um den NABU. Die im Artikel zitierte Tiraden zeugen ebenfalls von mangelnder Sachkenntnis. Es wird sich u.a. darüber beschwert, dass bisher keine (Naturschutz-)Verbände beteiligt worden sind. Das müssen sie auch nicht nach Gesetzeslage. Ob es nun dem NABU gefällt oder nicht. Und deshalb werden schwere Geschütze in Form von unhaltbaren Unterstellungen aufgefahren. Angeblich hätte PRD Energy etwas zu verbergen. Zudem erwecke dieses vermeintlich geheimniskrämerische Verhalten den Verdacht, dass das „höchst umstrittene“ Hydraulic „Fracking“ Fracturing zum Einsatz kommen könne. Dazu eine rhetorische Frage: Warum ist denn dieses seit 66 Jahren bewährte Verfahren seit zwei bis drei Jahren „höchst umstritten“? Richtig! Eben wegen solcher Unterstellungen und Falschbehauptungen. Und um dem Fass den Boden komplett auszuschlagen wird auch noch die Zuverlässigkeit des Unternehmens angezweifelt, da es sich ja um ein nach eigenen Angaben „kleines“ handelt. Dass dieses Unternehmen aktuell bereits mit einem „Global Player“, der Gaz de France Suez bei Werlte eine Bohrung durchführen lässt, ist Herrn Roland Meyer vom NABU offensichtlich entgangen. Und ansonsten wartet der angebliche Naturschützer mit den üblichen Klischees auf und ist sich nicht zu schade, sogar Erdbeben einzubringen. Besonders amüsant finde ich übrigens dieses Zitat: „Dass dem zum Teil gerade renaturierten Hatzter Moor und seinen Kranichen mit Bohrturm und Gasfackel auf die Pelle gerückt werden soll, ist nicht im Sinne des Naturschutzes“. Dazu ein kleiner Schwank aus der Jugend: Als ich Ende der 1990er Jahre nordwestlich von Salzwedel in einem Bruchwaldgebiet unterwegs war, hinderte ein Kranich meine Weiterfahrt (passiv). Dieser stand mitten auf einem Betonplattenweg, der in diesem Gebiet extra für die Erschließung der dortigen Erdgaslagerstätte in den Bruchwald gelegt worden ist. In diesem Gebiet, das unmittelbar an die damalige BRD grenzte, ist die Bohrungsdichte besonders hoch, weil in den 1970er Jahren dem kapitalistischen Ausland (BRD) soviel Erdgas wie möglich aus der grenzübergreifenden Lagerstätte „abgesaugt“ werden sollte. Die Kraniche hat das offensichtlich nicht gestört. Und außerdem ist ja, um auf das Thema zurückzukommen, aus der Lagerstätte „Volkensen“ bereits 33 Jahre lang Erdöl ohne Probleme gefördert worden.
Mit Gelassenheit sieht dementsprechend der Sotheler Ortsvorsteher Günter Bassen die Pläne des Unternehmens. Er kann sich noch an die historischen Aktivitäten erinnern, die keine größeren Auswirkungen für die umliegende Bevölkerung hatten. Über den Rest des Artikels, in dessen Verlauf dann PRD Energy seine Sicht der Dinge darstellen darf, kann sich jeder anhand des unten angeführten Links seine Gedanken machen.
Unter aller Kanone ist dagegen der angehängte Kommentar des Artikelschreibers André Ricci. Dieser schlägt sich auf die Seiten der Kritiker, was an sich nicht verwerflich ist. Nur leider offenbart sich auch hier mangelnde Sachkenntnis gepaart mit Unterstellungen. Ich möchte nur auf einen Satz eingehen: „Wer weiß denn schon, was genau sich hinter dem Begriff Horizontalbohrtechnik (statt Fracking) verbirgt[…]“. Die Antwort: Jeder, Herr Ricci, der sich nur ein wenig mit der Thematik befasst. Was sich hinter dem Begriff „Horizontalbohrtechnik“ verbirgt, geht aus diesem selbsterklärend hervor. Unterirdisch wird eine Bohrung horizontal, sprich (nahezu) waagerecht, durchgeführt. „Fracking“ ist hingegen eine bewährte Stimulationsmethode, die eigentlich „Hydraulic Fracturing“ heißt, bei der durch Druckübertragung mittels einer Flüssigkeit (Hydraulik) Risse im Gestein (Fraktures) erzeugt werden.