Wintershall informiert über Seismikkampagne Bockstedt

Aus der Lagerstätte Bockstedt im Landkreis Diepholz wird seit mittlerweile 60 Jahren der begehrte Rohstoff Erdöl gefördert. Bereits seit 1954 steht die Lagerstätte in Produktion. Seit 2012 läuft dort ein Pilotprojekt, um diese und bei positivem Ergebnis andere Lagerstätten auszufördern. Dazu wird eine mit einem Pilz versehene Nährlösung in die Lagerstätte injiziert, die ein ölverdrängendes Polymer bildet. Nun soll eine neue Seismikkampagne dazu verhelfen, ein deutlicheres Abbild der Lagerstätte zu gewinnen.

Diese Kampagne soll noch Ende August 2014 beginnen. Um dem Wunsch der Öffentlichkeit nach mehr Transparenz bezüglich der Vorhaben der Erdöl-Erdgasindustrie nachzukommen, veranstaltete die Wintershall Holding GmbH Erdölwerke Barnstorf (WIHO) dazu einen Infotag auf einem ehemaligen Kasernengelände der Bundeswehr am Standort Barnstorf.

In einem Pavillon wurde den interessierten Besuchern zunächst anhand von Schautafeln das Prinzip der seismischen Erkundung des Untergrundes leicht verständlich erläutert. Falls dennoch Fragen aufkommen sollten, standen den Besuchern fachkundige Mitarbeiter der WIHO zur Seite.

In einem einstigen Kasernenblock wurden die interessierten Besucher des Informationstages dann tiefer in die Materie eingeführt, aber auch über andere Maßnahmen in der Lagerstätte Bockstedt informiert. Dazu zählt z.B. der Einsatz des in der Einleitung erwähnten Polymers. Dieses wird durch den Pilz „Gemeiner Spaltblättling“ (Schizophyllum commune) erzeugt. Der weltweit auf totem Holz vorkommende Pilz bildet in seiner Wachstumsphase eine gelartige Substanz, die in der Erdöllagerstätte das noch vorhanden Erdöl zum Bohrloch hin verdrängen soll. Das Verfahren ist HIER detailliert und schlüssig erläutert.

In der oberen Etage des Blocks wurde den Besuchern erklärt, wie durch die Arbeit im Gelände, sprich die Datenerzeugung, ein Abbild des Untergrundes erzeugt wird. Da wir von „Erdöl und Erdgas in Deutschland“ mit Fachwissen „vorbelastet“ sind, stellten wir natürlich tiefergehende Fragen, die der noch recht junge Geologe souverän beantworten konnte. So haben wir auch noch etwas dazugelernt und nebenbei interessante Neuigkeiten erfahren. Nur soviel: Bockstedt wird wahrscheinlich nicht die einzige Lagerstätte sein, die einer Neubewertung unterzogen wird. Außerdem wurde uns erklärt, warum die neue 3D-Seismik notwendig ist. Die bestehende stammt aus dem Jahr 1985 und stößt in der Interpretation trotz vierfachem Reprozessings (Neuauswertung) an ihre Grenzen. So wurde aufgrund der alten Daten Erdöl gefunden, wo man im Rahmen des Polymerprojektes eigentlich das darunter befindliche Lagerstättenwasser vermutete.

Durch einen weiteren Geologen der WIHO wurde dann im Rahmen eines Vortrages inklusive Bildschirmpräsentation der Ablauf der Kampagne geschildert. So erklärte Herr Kaufmann z.B., warum das insgesamt 59 km² umfassende Gebiet deutlich größer ist als der flächenmäßige Umfang der Erdöllagerstätte Bockstedt selbst. Außerdem wartete der Geologe mit beeindruckenden Zahlen auf. Da sich die Messpunkte, an denen sogenannte Geophone ausgelegt werden und zur Sicherheit jeweils zwölf, in einem Abstand von lediglich 20 Metern befinden, ergibt sich eine Anzahl von fast 24.000 Geophonen, die per „Manpower“ ins Gelände gelegt werden müssen.

Geophone und Kabel beispielhaft ausgelegt chef79

Geophone und Kabel beispielhaft ausgelegt ©chef79

Im Außenbereich waren Fahrzeuge und weitere technische Geräte, wie z.B. ein Tachymeter zur Geländevermessung, ausgestellt. Um eine moderne Seismikkampagne durchzuführen, werden sogenannte Vibroseismik-Fahrzeuge verwendet. Diese 23 Tonnen schweren Trucks haben an ihrer Unterseite eine 2,5 m² große Platte, mittels derer Schallwellen in den Untergrund durch Rütteln des Fahrzeuges eingebracht werden. Die erzeugten Schallwellenwerden je nach Gesteinshärte unterschiedlich reflektiert und ergeben infolge der Datenauswertung ein detailliertes Bild des Untergrundes. Das Verfahren ist HIER beschrieben. Die Kampagne wird durch das in Deutschland bereits mehrfach tätige in Polen beheimatete Unternehmen Geofizyka Toruń durchgeführt.

Den Besuchern wurde im Außenbereich erneut anhand des Vibroseismik-Fahrzeuges geschildert, wie eine dreidimensionale Seismik durchgeführt wird. Dazu stand ein Fachmann bereit, der Ende der 1980er Jahre in der DDR seinen Einstieg in die dreidimensionale Seismik gefunden hat. Dass er bereits in der DDR tätig war, war nicht nur anhand seines sächsischen Dialektes erkennbar, sondern wurde bestätigt, als ich erwähnte, dass ich als 9- oder 10-jähriger Vibroseismik-Fahrzeuge in meiner Heimatregion, der Altmark, gesehen habe und der Fachmann antwortete, dass er dort in die 3D-Sreismik eingestiegen ist. Als einige Besucher zusammenkamen, wurde gezeigt, wie wenig die „Rüttelseismik“ das Umfeld belastet, und zwar indem es einfach vorgeführt wurde.

Insgesamt hat sich die WIHO salopp gesagt ins Zeug gelegt, um die Öffentlichkeit über die anstehende Kampagne zu informieren. Aus unserer Sicht war die Resonanz (die WIHO mag das anders sehen) leider recht gering.

Fotos: chef79