Zwei neue Bohrungen im Erdölfeld Bockstedt in Vorbereitung

Am 25.08.2016 meldete die Kreiszeitung, dass im Erdölfeld Bockstedt zwei neue Bohrungen vorgesehen sind. Der Betreiber der Lagerstätte, die Wintershall Holding GmbH (Wintershall) hat jüngst mit vorbereitenden Arbeiten begonnen.

Traditioneller Förderstandort

Erdölförderbohrung Bockstedt 69

Erdölförderbohrung Bockstedt 69, ©chef79

Das Erdölfeld Bockstedt kann auf eine mehr als 60-jährige Fördergeschichte zurückblicken. Es wurde bereits 1954 entdeckt und konnte noch im selben Jahr in Förderung genommen werden. Die Förderung stieg steil an, so dass bereits 1962 der Höhepunkt der Förderung mit etwa 146.000 Tonnen erreicht wurde. Diese Menge stammte aus 25 produktiven Bohrungen. Von da an ging die Förderung tendenziell zurück, so dass 1977 die 100.000 Tonnen-Marke nicht mehr erreicht, werden konnte (Erdölförderung 1932-1996). Im Jahre 2015 erreichte die Jahresleistung nur noch ca. 14.600 Tonnen Erdöl, die aus 17 Bohrungen stammten (Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2015).

Um die Produktion weiter aufrecht erhalten zu können, führte Wintershall 2014 eine Seismikkampagne durch, die dazu dienen sollte, ein besseres Abbild der Lagerstätte zu generieren. Mit einer detaillierteren Darstellung ist es möglich, eventuell zuvor nicht erkannte ölführende Sturkturen zu identifizieren und Bohrungen zielgerichtet auf diese anzusetzen. Laut des Artikels der Kreiszeitung sind die beiden geplanten Bohrungen Ergebnis dieser Seismikkampagne.

Der neue Bohrplatz wird unmittelbar neben einem bestehenden Betriebsplatz errichtet. Auf diesem befinden sich mehrere Produktionsbohrungen sowie eine Injetionsbohrung. Über diese Injektionsbohrung wird eine mit einem Pilz versetzte Flüssigkeit in das Salzwasser unterhalb des ölführenden Bereichs eingebracht. Unter „Fütterung“ mit Stärke sowie Zuführung von Sauerstoff bildet der „Gemeinen Spaltblättling“ (Schizophyllum commune) ein „Schizophyllan“ genanntes Biopolymer. Dadurch soll das Salzwasser angedickt werden, so dass es noch in den Gesteinsporen enthaltenes Erdöl herausdrückt, wodurch die Entölung der Lagerstätte, also die Ausbeuterate, erhöht werden soll. Seit Ende 2012 wird der Feldversuch im Erdölfeld Bockstdt durchgeführt. Ein Ergebnis, ob dieser Versuch von Erfolg gekrönt ist, steht bislang aus (Siehe dazu Erdölförderung unterstützt durch einen Pilz – Ein spannendes Projekt der Wintershall).

Um den Anforderungen an Umweltschutz, Platzentwässerung sowie Standfestigkeit zu genügen, wird das Gelände mit Sand, Schotter sowie einer Asphaltdecke befestigt. Dort wo die Bohranlage errichtet werden soll, werden Fundamente aus Beton gegossen. Zuvor werden an den Ansatzpunkten der Bohrungen zwei jeweils 60 Meter lange Standrohre aus Stahl eingerammt. Diese sperren das Bohrloch als erste von mehreren Barrieren gegen süßwasserführende Grundwasserleiter ab.

Nachdem der Bohrplatz hergerichtet ist, soll etwa Mitte November 2016 mit den Bohrarbeiten begonnen werden. Zunächst wird bis in eine Tiefe von 400 Metern vertikal gebohrt. Danach geht es mit einer Neigung von 30 Grad weiter, bis das Bohrziel in 1.200 Metern erreicht ist. Sollten die Bohrungen fündig sein, werden sie zum Transport des Erdöls zum Wintershall-Standort im wenige Kilometer entfernten Barnstorf in die vorhandene Infrastruktur eingebunden.

Erdölaufbereitung in Barnstorf wird modernisiert

Erdölförderbohrung Bockstedt 68,

Erdölförderbohrung Bockstedt 68, ©chef79

Am Wintershall-Standort in Barnstorf wird gegenwärtig die Erdölaufbereitung modernisiert. Dieses 2014 begonnene Vorhaben soll Ende 2016 abgeschlossen werden. Kernstück des Projektes ist die Errichtung von insgesamt vier Erdöl- und Wassertanks mit einem Fassungsvermögen von jeweils 1.500 m³ bzw. 2.500 m³. Die Erdöltanks verfügen über einen begehrbaren Rinraum und auch die Wassertanks sind doppelwandig konstruiert. Dadurch ist die Errichtung großflächiger Auffangwannen aus Beton nicht mehr erforderlich.

Neben der Modernisierung der Aufbereitungsanlage zählte auch die Neuerrichtung einer Nassölleitung im Erdölfeld Düste zum 30 Millionen €-Investitionspaketes in Infrastruktur, Sicherheit und Umweltschutz am Standort Barnstorf. Dort wird das Erdöl aus den Feldern Aldorf, Düste sowie aus dem Erdölfeld Bockstedt gesammelt und raffinerietauglich aufbereitet. Weiterführende Informationen sind hier zu finden: Fortschritte bei Modernisierung der Erdölaufbereitung

 

Artikelfoto: Förderbohrungen im Erdölfeld Bockstedt, ©chef79