Mecklenburg-Vorpommern gegenüber Erdölgewinnung aufgeschlossen
Seit 1962 wird im Gebiet des heutigen Mecklenburg-Vorpommern Erdöl gewonnen. Zuerst wurde mit spektakulären Begleiterscheinungen die Lagerstätte Reinkenhagen entdeckt. Im näheren Umfeld gelangen bei Grimmen weitere Funde und 1965 wurde dann die bedeutendste Lagerstätte der DDR auf der Insel Usedom aufgeschlossen. Diese steht noch heute in Produktion. Vor wenigen Jahren entschloss sich die Central European Petroleum GmbH (CEP), basierend auf Altdaten, dazu, die Erdölerkundung wieder aufzunehmen.
Zunächst wurden Seismikampagnen im Bereich des erdölhöffigen Grimmener Walls, einer vom Darß bis nach Usedom West-Nord-West / Ost-Süd-Ost streichenden Hochlage des Zechstein (Oberperm), durchgeführt. In der Folge wurden drei Aufschlussbohrungen abgeteuft, die nach Angaben des Jahresberichtes Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2012 alle Erdöl nachgewiesen haben.
Am erfolgversprechendsten scheint dabei die Bohrung „E Barth 11/2011“ zu sein. Diese stieß auf Erdöl und förderte im Rahmen eines Kurzzeittests 76 m³ leichtes Erdöl laut Jahresbericht.
In einem ersten Kurzzeittest wurden 76 m³ leichtes Öl ohne Formationswasser mit niedrigen Zuflussraten getestet.
Aufgrund der enthusiastischen Prognosen der CEP ist die mögliche Erdölförderung Thema der Landespolitik. Mecklenburg-Vorpommern lebt vom Tourismus und hat ansonsten keine bedeutenden Einnahmequellen. Es ist das am dünnsten besiedelte Bundesland und hat unter dem demographischen Wandel, in diesem Fall eine weitere Schrumpfung der Bevölkerung, zu leiden. Jede neue finanzielle und arbeitsplatzschaffende Maßnahme ist deshalb willkommen.
Und diese könnte durchaus eintreten, soweit die optimistischen Prognosen der CEP eintreten sollten. Hier ein Zitat des Geschäftsführers und Geologen Dr. Thomas Schröter:
Bei Bestätigung verfügt Mecklenburg-Vorpommern über einen Rohstoffreichtum, um den es andere Länder beneiden werden.
An dieser Stelle möchte ich einschieben, dass ich diesen Aussagen skeptisch gegnüber stehe. Es würde mich aber freuen, wenn die Region, in der ich familiär verwurzelt bin, im Falle eines Eintreffens der Prognosen profitieren würde.
Ähnlich sieht es offenbar auch die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern (MV). Zwar gibt es auch dort eine gewisse Skepsis infolge der medialen Stimmungsmache gegen einheimische Kohlenwasserstoffgewinnung, aber insgesamt überwiegt dennoch die Aufgeschlossenheit im Gegensatz zu z.B. dem benachbarten rot-grün regierten Schleswig-Holstein. Dieses wird belegt z.B. die Ausschussdrucksache 6/150 des Landtages von MV. Allein schon die der Titel beweist die Aufgeschlossenheit:
Prozess der Onshore-Ölfeldentwicklung in Mecklenburg-Vorpommern positiv begleiten
Diesen Antrag der SPD und CDU möchte ich hier nicht weiter kommentieren. Der interessierte Leser darf sich anhand des Verweises seine eigene Meinung bilden.
Allerdings trifft das anberaumte Projekt der CEP, dass bei einem positiven Fördertest eine flächenhafte Erschließung der Struktur mittels Horizontalbohrungen vorsieht, auch auf Kritik. Befürchtet wird eine Kollision zwischen Tourismus und Erdölgewinnung. Diese Kollision ist aus meiner Sicht nicht gegeben. Zum einen befindet sich das potenzielle Vorkommen im touristischen Hinterland, welches durch intensive Landwirtschaft, in einigen Bereichen durch Forstwirtschaft, geprägt ist. Diese Landschaft lässt sich in der norddeutschen Tiefebene in ähnlicher Ausprägung vielfach wiederfinden. Der touristische Wert tendiert gegen Null. Abgesehen davon lässt sich Erdölförderung und Tourismus durchaus vereinbaren. Auf Usedom wird seit fast 50 Jahren Erdöl gefördert, ohne den Tourismus zu beeinträchtigen.
Aber wie gesagt: Kritik gibt es dennoch und diese kommt, wie nicht anders zu erwarten, von Umweltverbänden. Diese nimmt der inzwischen auch als „Grünfunk“ bekannte NDR als Aufhänger für die Berichterstattung zur Anhörung des Landtages. Anstelle eines Fotos der Bohrung (recht unspektakulär, wie das Foto hier beweist) wird eine Aktion von Greenpeace abgebildet. Der NDR titelt:
Ölförderung in Vorpommern bleibt umstritten
Dabei sind es, von wenigen Ausnahmen abgesehen, einzig und allein diese Verbände, die eine mögliche Erdölförderung diskreditieren. Dazu ein Zitat aus dem NDR-Beitrag:
Weiterhin fossile Energiefelder zu erschließen sei angesichts der Klimaerwärmung falsch. Außerdem sei die Risikoanalyse bislang zu kurz gekommen. Die Risiken der Bohrungen und der Förderung für Mensch und Natur seien nicht übersehbar.
Wie für Umweltverbände typisch werden unhaltbare Pauschalaussagen getroffen. Zu behaupten, dass Bohrungen und Förderung nicht übersehbare Risiken bergen, bedarf schon einer unvergleichbaren Dreistigkeit. Schließlich wird seit 1962 Erdöl in MV gefördert. Und das ohne Umweltbeeinträchtigungen. Behelfsmäßig bedient man sich dann Ereignissen, die nicht übertragbar sind und zudem Unwahrheiten beinhalten. Das beweist ein Kommentar des Aktivisten Max von Maltzahn zum NDR-Beitrag, den ich hier auszugsweise zitieren möchte:
Dass CEP sogar das vorgesehene Frackfluid der Firma Halliburton, dem Branchen-Primus und Erbauer der Deepwater Horizon verharmlost, ist unverantwortlich.
CEP hat tatsächlich vor, einen Frac zu setzen, um die Bohrung an die Lagerstätte anzuschließen. Das Unternehmen macht daraus auch keinen Hehl und verweist darauf, dass noch heute eine Bohrung im Feld „Lütow“ auf Usedom in Förderung steht, die einer Fracbehandlung unterzogen wurde. Allerdings missfällt mir die Abgrenzung zum Fracen in Schiefergaslagerstätten, insbesondere hinsichtlich des vom schleswig-holsteinischen Umweltministers Habeck erfundenen Begriffes „umwelttoxisch“. Siehe dazu Antwort auf Frage 11 des Antrages.
Von absoluter Unwissenheit zeugt die Behauptung von v. Maltzahn, dass die havarierte Bohrinsel Deepwater Horizon von Halliburton gebaut wurde. Betreiber war Transocean Ltd. Für solche konstruierten hanebüchenen Zusammenhänge sind Umweltverbände hinlänglich bekannt. Es ist erschreckend, dass ihnen dennoch viel Aufmerksamkeit gewidmet wird. Die völlig harmlose Fracfluidzusammensetzung hat die Gegnerschaft recherchiert (manchmal doch zu etwas gut) und gibt es HIER einzusehen. Den Rest des Artikels der Journalistin Schomann kann man getrost wegen Voreingenommenheit und unbelastbaren subjektiven Behauptungen in der Pfeife rauchen.
Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass CEP aufgrund eines ersten Kurzzeittests die Struktur „Barth“ positiv bewertet, was wiederum Hoffnungen auf eine neue Einnahmequelle der Landesregierung MV weckt. Diese ist dem Projekt gegenüber aufgeschlossen. Dagegen sind, wie nicht anders zu erwarten, Umweltverbände, die abenteuerliche, unhaltbare Argumente anführen.