Erdöl und Erdgas in Deutschland News Dezember 2016

Auch wenn gegenwärtig keine großen neuen Projekte hinsichtlich Erdöl und Erdgas in Deutschland anstehen, geschieht dennoch einiges. Eigenständige Berichte darüber wären nicht ergiebig, so dass in diesem Artikel Neuigkeiten den bisherigen Dezember 2016 betreffend zusammengestellt werden.

Sonderbetriebsplan Märkische Heide 1a genehmigt

ITAG-Rig 30 auf Erdölexplorationsbohrung "Märkische Heide 1"

ITAG-Rig 30 auf Erdölexplorationsbohrung „Märkische Heide 1“ im Dezember 2015 © Steven Arndt

Jahresübergreifend 2015/2016 teufte Central European Petroleum GmbH (CEP) im Südosten von Brandenburg die Erdölerkundungsbohrung „Märkische Heide 1“ ab. Ziel der Bohrung war der Nachweis einer Erdöllagerstätte in einer durch Salztektonik des hangenden (darüber befindlichen) Zechsteins angeschleppten Hochlage von Rotliegend-Sandsteinen. Als Nebenziel wurde das Stassfurtkarbonat des Zechstein (Ca2) untersucht, in welchem in der Kohlenwasserstoffprovinz Niederlausitz mehrfach Erdöl und Erdgas in kleinen aber dennoch wirtschaftlichen Vorkommen aufgeschlossen werden konnte.

Nch älteren Angaben von CEP soll die Ablenkung aus der bestehenden Bohrung zur Märkischen Heide 1a auf die selbe Struktur erfolgen. Sie sei nach Auswertung der vorliegenden Ergebnisse notwendig, um die Wirtschaftlichkeit der Erdölförderung zu berechnen. Wie bereits auf der Stammbohrung soll die ITAG-Rig 30 für die Bohrarbeiten eingesetzt werden. Sie sollen im Frühjahr 2017 beginnen und das Ziel von 620 m in südöstlicher Richtung vom bestehenden Bohrplatz aus in 2600 m Tiefe erreichen. Für die Standzeit der Bohranlage sind nach Informationen der CEP sieben Wochen veranschlagt.

Vorhaben und Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Förderung von Erdöl und Erdgas durch ExxonMobil

Förderanlagen im Ölfeld Rühlermoor. Aufgenommen während eines Abendspaziergangs im Juli 2016. chef79

Förderanlagen im Ölfeld Rühlermoor. Aufgenommen während eines Abendspaziergangs im Juli 2016. © Steven Arndt

Bereits Anfang sowie Mitte 2014 berichteten wir in zwei Beiträgen (Neues Erschließungskonzept für Rühlermoor geplant? und Erdölförderung in Rühlermoor bis 2045 geplant) über ein neues Konzept zur optimaleren Ausförderung der Schweröllagerstätte Rühlermoor im Emsland. Dazu soll die bereits seit mehreren Jahrzehnten erfolgreich eingesetzte Flutung der Lagerstätte mit Heißdampf ausgeweitet werden. Dieses Projekt hat mit der bereits Ende Oktober 2016 vollzogenen Einreichung des Rahmenplanes konkretere Züge angenommen.

Durch die Injektion von ca. 300°C heißen Dampfes wird die Lagerstätte aufgeheizt, wodurch das zähflüssige Erdöl geringer viskos wird und somit leichter zu den jeweiligen Produktionsbohrungen fließen kann. Anders als bislang soll zur Dampferzeugung kein Süßwasser aus Grundwasserleitern mehr genutzt werden. Stattdessen ist vorgesehen Dampf aus mitgefördertem Lagerstättenwasser (LaWa) zu erzeugen. Die wesentlichen Eckpunkte des Vorhabens sind folgende:

  • 140 Neubohrungen sowie Umrüstung von 30 bestehenden Bohrungen, Erneuerung bestehender Feldleitungen
  • Wiederinbetriebnahme von Tanks für Lagerstättenwasser, Optimierung des vorhandenen Pumpen- und Rohrleitungssystems
  • Dampferzeugung in einer neu zu errichtenden Kraft-Wärme-Kopplungsanlage, als Brennstoff dient u.a. mitgefördertes Erdölbegleitgas, der erzeugte Strom dient dem Eigenbedarf, überschüssige Mengen werden in das öffentliche Netz eingespeist
  • nicht zur Dampferzeugung verwendetes LaWa wird über neue Injektionsbohrungen in den ursprünglichen Aquifer (Wasserleiter) gemäß Kreislaufprinzips verbracht

Eine Übersicht des Vorhabens gibt es unter diesem LINK. Wer den gesamten Rahmenbetriebsplan einsehen möchte, kann das hier tun: LINK

Zur Aufrechterhaltung der Erdgasproduktion hat die ExxonMobil Production Deutschland GmbH (EMPG) in mehreren Bohrungen entsprechende Maßnahmen vorgenommen. So wurden in der Bohrung „Walsrode Z5a“ Reinigungsarbeiten vorgenommen, um den Zufluss von Erdgas zu erhöhen. In der Bohrung „Visbek Z16“ wird gegenwärtig der alte Förderstrang durch einen neuen ersetzt. Dazu kommt eine kleine Bohranlage zum Einsatz. Und in der Bohrung Greetsiel Z1 in Ostfriesland wird ein untertägiger Sandfilter eingebaut. Dieser soll eine erneute Verunreinigung des Bohrlochs vermeiden und somit den Gasstrom aufrecht erhalten.

Detailliertere Informationen zu den Workover- und Optimierungsarbeiten gibt es HIER.

Wintershall im Ölsektor aktiv

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ITAG-Rig 40 in Bockstedt, Dezember 2016, © Steven Arndt

In letzter Zeit richtet die Wintershall Holding GmbH (WiHo), Deutschlands real einziges heimisches Erdöl und Erdgas-Unternehmen, ihren Fokus auf die Erkundung und weitere Erschließung von Erdöllagerstätten.

Nachdem vor wenigen Wochen die Bohrung „Aitingen Süd 3“ in der Nähe von Augsburg abgeteuft wurde, befindet sich diese gegenwärtig im Teststadium. Im Zuge der Testarbeiten soll die Bohrung auf wirtschaftliche Fündigkeit untersucht werden. Dabei mitgefördertes Erdölbegleitgas wird dabei abgefackelt. Die Fackeltätigkeit ist jedoch auf das Teststadium beschränkt. Denn global gesehen ist die WiHo das einzige Unternehmen, welches vollständig auf die Abfackelung mitgeförderten Erdölbegleitgases im Regelbetrieb verzichtet (LINK).

Die Bohranlage, ITAG-Rig 40, welche die „Aitingen Süd 3“ abgeteuft hat, steht gegenwärtig im niedersächsischen Erdölfeld Bockstedt. Dort sollen, wie wir HIER berichtet haben, zwei neue Produktionsbohrungen niedergebracht werden. Im Erfolgsfall ist offenbar eine weitere vorgesehen. Schließlich ist auf dem vorbereiteten Clusterplatz ein drittes Standrohr eingebracht worden. Die Bohrarbeiten haben Anfang Dezember begonnen, wovon wir uns am 04.12.2016 persönlich überzeugt haben (siehe Foto).

Zunächst keine Erdgasförderung in Hamm

Begleitet von Mutmaßungen, Vorverurteilungen und unbewiesenen Anschuldigungen (siehe dazu unseren Artikel Herbern 58 – Wie ein Diffamierungsversuch in die Hose ging) wurde durch das Konsortium HammGas mittels einer Erkundungsbohrung untersucht, ob sich aus den Kohleflözen Erdgas gewinnen lässt.

Wie inzwischen feststeht, kann aufgrund Verwässerung der potenziellen Lagerstätte keine wirtschaftliche Förderung erzielt werden. Entsprechend ziehen sich die Stadtwerke Hamm aus dem Konsortium zurück. Ein Ende der Aufsuchungsaktivität ist dabei mitnichten besiegelt, auch wenn es die Gegnerschaft der inländischen Kohlenwasserstoffgewinnung gerne so sehen will. Schließlich könnte die PVG GmbH – Resources Services & Management (PVG) als Inhaber eines 65-Prozent-Anteils sich neue Financiers suchen, um die Erkundung fortzusetzen. Genaueres berichtet der Westfälische Anzeiger (LINK).

Soviel zum aktuellen Stand der Aktivitäten zur Exploration- und Produktion von Erdöl und Erdgas in Deutschland. Von den weiteren in Deutschland aktiven E&P-Unternehmen liegen gegenwärtig keine entsprechenden Neuigkeiten vor.

Artikelfoto: Neue Erdölbohrung im Feld Bockstedt, Dezember 2016, © Steven Arndt

5 Kommentare zu Erdöl und Erdgas in Deutschland News Dezember 2016

  • Detlef Udo Merten sagt:

    Glück auf
    Auch für diesen , wie immer fachlich sachlichen , Bericht meinen aufrichtigen Dank . Immer wieder sehr lesenswert . Da sich das Jahr dem Ende neigt möchte ich fürs vergangene Jahr danke für eure Mühen sagen , wünsche eine frohe Adventszeit , frohe Weihnacht und einen guten Rutsch . Wünsche allen Kumpels Besserung am Markt und das es aufwärts geht , aber vor allem jeden viel Gesundheit in 2017 . Glück auf !

    1. SAR sagt:

      Danke, Detlef. Dir auch alles Gute und Danke für deine jahrelange Treue.

  • Walter Stephan sagt:

    Ich kann Detlef nur zustimmen. Wer wirklich wissen will, wo sich was mit wem auf dem Sektor Erdöl-Erdgas ereignet, kommt an Steven und seinen Mitstreitern nicht vorbei. Und wer wissen will, wer wo und mit wem und warum zu Fragen bezüglich Erdöl-Erdgas den größten Unsinn verfasst und leider auch veröffentlichen darf, ist ebenfalls auf diesem blog richtig. Da ich stets auf dem Laufenden sein will, schaue ich beinah täglich hier rein.

    Schöne Feiertage und einen guten Rutsch und weiter so!

    Walter

    1. SAR sagt:

      Hallo Walter,

      danke auch an Dich für jahrelange Treue und tatkräftige Unterstützung, sei es nun durch Hinweise/Informationen oder durch Mitwirkung an Artikeln.

  • JuliusK sagt:

    Ich hoffe das bedeutet auch das neue Dampferzeuger angeschafft werden und nicht nur lediglich neue „Antriebsmittel“ verwendet werden. Man sollte bei solchen Anschaffungen nicht zu geizig sein. Beispielsweise musste ja ein Kraftwerk außer Betrieb gehen, weil die Dampferzeuger kaputt gegangen sind.

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