Bei Bad Driburg wird natürliche „Klimakiller“ – Lagerstätte angebohrt

Die Überschrift dieses Artikels mag reißerisch erscheinen, sie ist aber bewusst gewählt. Und zwar im vollen Bewusstsein, Kritikern und beinharten Gegnern einer CO2-Sequestierung in geologisch geeigneten Schichten die Augen zu öffnen. Denn tatsächlich gibt es auch in Deutschland natürliche Kohlendioxidlagerstätten. Und, oh Wunder, diese Lagerstätten des als „Klimakiller“ titulierten Stoffes werden mittels Tiefbohrungen, und das gar in Naturschutzgebieten, aufgeschlossen. Aktuell findet eine solche Bohrung bei Bad Driburg in Nordrhein-Westfalen (NRW) statt, welche Aufhänger dieses Artikels ist.

Horrorszenario Kohlendioxid-Sequestierung

Feldstation Maxdorf mit Tanks zur Zwischenlagerung von Kohlendioxid. Daneben die ehemalige und inzwischen verfüllte Erdgasförderbohrung „Altensalzwedel 1“, die Pilotbohrung der Kohlendioxid-Sequestierung sein sollte. Zum Vergrößern anklicken.

Vor einigen Jahren kamen auch in Deutschland Überlegungen auf, wie man sich des bei der Verbrennung fossiler Energierohstoffe wie Erdöl, Erdgas oder Kohle anfallenden als „Klimakiller“ bezeichneten Kohlendioxids aus Klimaschutzgründen entledigen könnte. Eine Überlegung war, den Stoff aus den Verbrennungsgasen abzuscheiden, zu verflüssigen und schließlich in aufnahmefähige Gesteinsschichten einzubringen.

Doch gegen diese Vorhaben entwickelte sich umgehend erheblicher Protest aus Teilen der Bevölkerung in Gebieten, in denen es zu einer Kohlendioxid-Versenkung hätte kommen können. Angedacht waren u.a. Regionen in Brandenburg, Schleswig-Holstein oder auch die nahezu ausgeförderte Erdgaslagerstätte im Nordwesten der sachsen-anhaltinischen Altmark.

Im letzteren Fall sollte der Zweck sein, durch die Einspeisung des Gases, welches aus Braunkohlekraftwerken in der Lausitz abgeschieden werden sollte, den Lagerstättendruck zu erhöhen und damit die Erdgasausbeute zu erhöhen. Im Kraftwerk „Schwarze Pumpe“, das mit Braunkohle aus dem Tagebau „Welzow“ versorgt wird, ist eine Abscheideanlage installiert worden. Auf der Feldstation „Maxdorf“ in der Altmark, wo das Erdgas aus den Lagerstättenteilen „Altensalzwedel“, „Wiestedt“ sowie „Zethlingen“ gesammelt und aufbereitet wird, sind zwei Tanks zur Speicherung verflüssigten Kohlendioxids aufgebaut worden. Es war zunächst vorgesehen das Kohlendioxid in die ehemalige Erdgasförderbohrung „Altensalzwedel 1“ einzubringen, den Lagerstättendruck zu erhöhen und damit die Produktivität der umliegenden Förderbohrungen zu verbessern.

Doch dazu kam es schließlich nicht. Denn gegen das Vorhaben gingen Anwohner auf die Barrikaden, die befürchteten, dass das in mehr als drei Kilometern Tiefe versenkte Kohlendioxid unkontrolliert austreten und die ansässige Bevölkerung ersticken würde. Dass über etliche Millionen Jahre Erdgas, dass in der Altmark überwiegend aus Stickstoff und nur zu ca. 30 Prozent aus brennbarem Methan besteht, im Untergrund sich zu einer Lagerstätte anreichern konnte und nicht an der Oberfläche austrat, interessierte die Kritiker nicht. Sie ließen sich von fachlichen Argumenten auch nicht beeindrucken. Das Horroszenario eines unkontrollierten Kohlendioxidausbruchs war geschaffen, weite Teile der umliegenden Anwohner wurden von der Bürgerinitiative (BI)  „Kein CO2-Endlager Altmark“ (heute BI „Saubere Umwelt und Energie Altmark“) um den aus Süddeutschland zugezogenen Christfried Lenz verunsichert und schließlich musste auf Druck der BI das Vorhaben aufgegeben werden.

Kohlendioxid kommt im Untergrund natürlich vor

Kohlendioxidbohrung HN 3 im Hinnenburger Forst . Foto: CMH Zum Vergrößern anklicken.

Was in diesem Zusammenhang von den Gegnern der Kohlendioxideinbringung in aufnahmefähige Speicher geflissentlich ignoriert wird, ist der Sachverhalt, dass dieser Stoff natürlicherweise im Untergrund vorkommt. So ist beispielsweise mancher Erdgasbohrung in der Lagerstätte „Bahrenborstel“ der wirtschaftliche Erfolg versagt geblieben, weil der „Klimakiller“-Anteil zu hoch war.

Anderenorts gibt es gar reine Kohlendioxidvorkommen. Diese sind häufig in vulkanisch aktiven Gebieten wie z.B. im Vogtland oder in der Eifel zu finden. Bei Andernach am Mittelrhein ist 1903 ein natürlicher Kohlendioxidspeicher angebohrt worden, um den „Klimakiller“ für prickelnden Mineralwassergenuss zu gewinnen. Zwischenzeitlich ist das Vorkommen aufgegeben worden, wurde jedoch durch eine neue Bohrung wieder erschlossen und fungiert seitdem als touristische Attraktion. Etwa alle 100 Minuten eruptiert die Bohrung und stößt eine etwa 50 bis 60 Meter hohe kohlendioxidhaltige Fontäne aus. Es handelt sich dabei um den höchsten Kaltwassergeysir der Erde (Wikipedia).

Natürliche Kohlendioxidlagerstätte auch an der Weser

Infotafel zum Vorhaben. Foto: CHM. Zum Vergrößern anklicken.

Doch nicht nur in vulkanischen Gebieten existieren natürliche Kohlendioxidlagerstätten, sondern auch im Weserbergland bei Bad Driburg. Dort sind sie an karbonatische Gesteine aus der Trias, genauer aus dem mittleren Buntsandstein gebunden (Wikipedia). Gegenwätig wird dort inmitten des Naturschutzgebietes „Hinnenburger Forst“ eine bis in etwa 1.000 Meter Teufe reichende Tiefbohrung niedergebracht, um den vermeintlichen „Klimakiller“ für die Produktion kohlensäurehaltiger Erfrischungsgetränke zu gewinnen. Auftraggeber ist das Unternehmen Linde Gas.

Als Bohrkontraktor fungiert die Firma H. Anger’s Söhne. Diese ist nicht nur im Aufschluss von Brunnen tätig, sondern auch bei der Erschließung von Erdöl- und Erdgasvorkommen sowie der Erschließung tiefliegender Geothermiepotenziale. Eine der ersten Bohrungen zur Erkundung von Schiefergaspotenzialen in Deutschland ist mit einem Bohrgerät von H. Anger’s Söhne im Landkreis Diepholz niedergebracht worden (Bohrung „Schlahe 1“). Auch an der erfolgreichen Wiedererschließung der Erdgaslagerstätte „Alfeld-Elze/Hildesheimer Wald“ ist die Firma durch Einsatz einer Bohranlage sowie Beteiligung am Unternehmen 5P Energy involviert.

Dieser Artikel mag ungewöhnlich erscheinen für eine Seite, die sich mit der Erkundung und Förderung von Erdöl und Erdgas in Deutschland befasst. Doch da für die Erschließung natürlicher Kohlendioxidvorkommen aus dem tieferen Untergrund identische Technik erforderlich ist, ist der Beitrag dann doch nicht so abwegig. Hinzu kommt, dass Gegner der Verbringung von Kohlendioxid in den Untergrund aus Klimaschutzgründen regelmäßig auch Gegner der Gewinnung von Erdöl und Erdgas u.a. aus vorgeblichen Klimaschutzgründen sind. Dabei übersehen sie, dass es im tieferen Untergrund seit Jahrmillionen natürliche Kohlendioxidlagerstätten gibt und von daher ihre Horrorszenarien bezüglich Kohlendioxid in aufnahmefähige Gesteine zu sequestieren, nüchtern, sachlich wie fachlich betrachtet, jeglicher Grundlage entbehren. Es ist jedoch zu bezweifeln, dass die Gegnerschaft sich von dargelegten Fakten wie in diesem Beitrag beeindrucken lässt. Schließlich sind wir in deren Augen „gekauft“. Dieses Mal dann nicht etwa von DEA, ExxonMobil etc. sondern von Linde Gas. Die 0,00 € sind übrigens buchhalterisch exakt verbucht 😉

Ein Kommentar zu Bei Bad Driburg wird natürliche „Klimakiller“ – Lagerstätte angebohrt

  • Tobias Fürst sagt:

    Guten Tag!

    Ein schöner Artikel und eine wichtige Sichtweise und Aufklärung zum Thema Kohlendioxidlagerstätten. So unsinnig wie Lobbyarbeit es aussehen lassen will, ist es nämlich einfach nicht! Danke für den Beitrag!

    LG

  • Jetzt einen Kommentar verfassen!

    *Ihre E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht.