Angebliche Quecksilberkontamination durch Erdgasförderung im Feld „Völkersen“

Am 27.03.2013 forderte mich der Betreiber von „Gegen Gasbohren“ sowie der Facebook-Präsenz „Stopp Fracking“ dazu auf, über angebliche Quecksilberkontaminationen, verursacht durch die Förderung und Aufbereitung von Erdgas im Feld „Völkersen“, etwas zu schreiben. Ich lehnte ab, weil aus verlinktem Artikel der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) quasi nichts hervorging und dieser auch nicht vollständig zu lesen war. Mittlerweile ist er komplett zu lesen und auch das für das Feld verantwortliche Unternehmen RWE-Dea hat sich geäußert. Also komme ich der Aufforderung nach.

So ist in dem Artikel in der HAZ zu lesen, dass in Bodenproben des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), die im Bereich der Erdgaslagerstätte „Völkersen“ entnommen worden sind, Quecksilber nachgewiesen wurde (Zum Artikel). Weiter heißt es im Artikel, dass das Quecksilber wahrscheinlich aus [undichten] Kunststoffrohren, die dem Transport von Lagerstättenwasser dienen, ausgetreten sei. Es wird behauptet, dass Quecksilber durch die Förderung von Erdgas entstünde. Korrekterweise müsste es heißen, dass dieses tatsächlich als hochgiftig (T+) eingestufte Schwermetall in Lagerstätten des „Rotliegenden“ natürlicherweise vorkommt. Ergänzend wird geschrieben, dass das Quecksilber im Grundwasser nicht nachgewiesen wurde. Untersuchungen zu den eventuellen Kontaminationen soll er Betreiber der Leitungen, das Erdöl- und Erdgasförderunternehmen RWE-Dea, in Auftrag gegeben haben. Das Unternehmen weist in Reaktion auf den Artikel in diesem getätigte Behauptungen und anhaltende Spekulationen über angebliche Quecksilberfunde im Umfeld ihre Lagerstättenwasserleitungssystems „entschieden“ zurück. Weder sei in den 1000 Wasserproben Quecksilber nachgewiesen worden, noch seien erhebliche Kontaminationen in Bodenproben festgestellt worden. Lediglich 3 von 140 Proben konnten das Schwermetall innerhalb der Nachweisgrenze, also gerade so noch zuverlässig nachweisen. Nach Stellungnahme von RWE Dea (Quelle) liegen die drei Messwerte der Proben „unter den maßgeblichen Prüf- und Maßnahmewerten der Bodenschutzverordnung“

Offensichtlich genügt aber der gerade noch zuverlässige Nachweis des Quecksilbers aus, um von medialer Seite aus zu versuchen, abermals die inländische Erdgasförderung zu diskreditieren. Denn im weiteren Verlauf wird vorrangig auf Meinungen der lokalen Anti-Erdgasförderungsbürgerinitiative (BI) „No Fracking“ (müsste eigentlich „Keine Erdgasförderung vor meiner Haustür, in der ökologisch sensiblen Tundra Russlands aber gerne!“ heißen). So wird behauptet, dass das Lagerstättenwasser im Wasserschutzgebiet verpresst wird. Es ist zwar richtig, dass die Versenkbohrung „Völkersen H1″ sich im Wasserschutzgebiet (WSG III, ansonsten wäre keine Tiefbohrung erlaubt) befindet, der Versenkhorizont aber erheblich tiefer und hydraulisch abgeschirmt unter den für die Trinkwassergewinnung nutzbaren Grundwasserleitern befindet. Das ergibt ein geologischer Schnitt im Bereich der Versenkbohrung, der mittels des NIBIS-Kartenservers möglich ist.  Ein Vertreter der BI wird so zitiert:“Das ist giftiges Wasser, und kein Mensch weiß, was da unten damit passiert.“ Ich denke schon, dass die dafür Verantwortlichen sowie andere Geologen wissen, was dort unten passiert. Nicht umsonst gibt es keine Meldungen von Kntaminationen im Bereich von Versenkbohrungen im Bereich norddeutscher Erdgaslagerstätten, die seit Jahrzehnten betrieben werden. Hinzu kommt, dass sich in den Versenkhorizonten sowieso bereits hochsalinares Wasser befindet.

Aussagen des LBEG, dass die nachgewiesenen Quecksilbermengen im Grundwasser nicht nachgewiesen seien und in den Bodenproben unterhalb der Grenzwerte lägen werden vom Autor des Artikels konträr gedeutet, indem geschrieben wird, dass dennoch Grundwasser und Boden derzeit saniert würden. Dass das mit den am Rande erwähnten, in diesem Fall tatsächlich durch ungeeignete PE 100-Leitungen verursachte Benzolkontaminationen zusammenhängt, ist dem Verfasser offensichtlich nicht klar. Und selbstverständlich sieht es die BI per se anders und negiert somit die Messergebnisse von RWE-Dea und LBEG, wobei Aussagen/Ergebnisse letzterer sogar vom Autor als beschwichtigend verunglimpft werden. Jedoch ist weder auf den entsprechenden Netz-Seiten (nofracking.de plus facebook-pendant) irgendetwas dazu zu finden, wie die BI zu ihrer konträren Ansicht gelangt.

Letztendlich muss resümiert werden, dass unbedeutende Nachweise von Quecksilber dazu führten, dass sich eine Regionalzeitung dazu berufen fühlte, diese vermeintlichen Kontaminationen an die große Glocke zu hängen. Dabei wurden, wie üblich, nicht miteinander zusammenhängende Sachverhalte (Sanierung von Boden und Grundwasser in einigen Abschnitten von ehemaligen Lagerstättenwasserleitungen) vermengt. Zudem wurden lediglich de Anschuldigungen der BI in den Artikel aufgenommen, der Beschuldigte konnte sich jedoch zu den Behauptungen und Vorwürfen nicht äußern. Es handelt sich also wieder einmal um ein Beispiel unausgewogener Berichterstattung rund um die inländische Erdgasförderung, die es meiner Ansicht nach ohne die Dramatisierung von Hydraulic Fracturing nicht geben würde.