Ehemalige Erdölbohrung bei Reinkenhagen wird erneut verfüllt

Das Erdölfeld Reinkenhagen war das erste, welches vom staatseigenen Unternehmen Erdöl-Erdgas-Gommern auf dem Gebiet der einstigen DDR aufgeschlossen worden ist. Endgültig aufgegeben worden ist die Lagerstätte, aus welcher nur knapp 400.000 Tonnen dafür aber hochwertigen Erdöls gewonnen werden konnten, im Jahr 1996. Doch bereits zu DDR-Zeiten sind unwirtschaftliche Bohrungen abgeworfen und verfüllt worden. Dabei hat eine Überprüfung der unwirtschaftlichen Bohrung E Reinkenhagen 7/62 zur Entlassung aus der Bergaufsicht ergeben, dass diese selbst nach DDR-Standards Anfang der 1970er Jahre nicht ordnungsgemäß verfüllt wurde.

Historischer Überblick zum Erdölfeld Reinkenhagen

Erdölmuseum Reinkenhagen

Außengelände des Erdölmuseums Reinkenhagen mit Original-Tiefpumpenantrieb auf der Fundbohrung E Reinkenhagen 2/60. Foto: Steven Arndt

Die Entdeckung der Lagerstätte erfolgte äußerst spektakulär. Die erste Suchbohrung (DDR-Nomenklatur) auf Erdöl und Erdgas im Raum Reinkenhagen mit der Bezeichnung „E Reinkenhagen 2/60“ hatte das ursprüngliche Ziel, Ablagerungen des Zechstein sowie des Präzechstein bis zu einer Teufe von 4.000 Metern aufzuschließen. Der Ansatzpunkt befand sich am nordwestlichen Ortsrand von Reinkenhagen.

Unter schwierigtsen Bedingungen konnte eine Eruption der Bohrung unter der Beteiligung von hunderten Personen abgewendet werden. Mit einer havariebedingten Ablenkung gelang es schließlich, den Speicherhorizont im Staßfurtkarbonat des Zechstein im Teufenintervall von 2.194,0 m bis 2.316,0 m aufzuschließen.

In relativ kurzer Zeit erfolgte die Erschließung der Lagerstätte. So erreichte die Förderung ihren Höhepunkt bereits 1965 mit über  37.000 Jahrestonnen. Ein gewisses Plateau konnte nur über 6- 7 Jahre gehalten werden, bevor die Förderrate fast so rapide absank, wie sie einst begonnen hatte. Auf lagerstättenenergiesparende Erdölgewinnung wurde keine Rücksicht genommen, schließlich brauchte die rohstoffklamme DDR das Erdöl sofoert und nicht erst in 10 Jahren.  So wurde die Marke von 10.000 Jahrestonnen bereits 1975 unterschritten und sank bis zur völligen Erschöpfung 1996 langsam aber stetig weiter ab. Versuche der Ausbeutesteigerung durch Süßwasserfluten erwiesen sich als wenig erfolgreich und mussten aufgrund von Wasserdurchbrüchen zu den Bohrungen abgebrochen werden (Angaben beruhen im Wesentlichen auf dem Buch „Schatzsucher – Eine Chronik des Grimmener Erdölbetriebes“).

Mehr üblich den unüblich ist es, dass einzelne Bohrungen entweder nicht fündig sind, oder zu wenig Ertrag erbringen, um wirtschaftlich betrieben werden zu können. So verhielt es sich auch bei der Bohrung „E Reinkenhagen 7/62“, welche bereits 1971 verfüllt wurde, womit wir beim eigentlichen Thema des Artikels sind.

E Reinkenhagen 7/62 nicht ordnungsgemäß verfüllt

Erdölförderung in Vorpommern. Hier auf Usedom. Foto: Steven Arndt

Am 12.02.2018 meldete die ENGIE E&P Deutschland GmbH, inzwischen von Neptune Energy aufgekauft und firmierend, dass die bereits benannte Bohrung erneut verfüllt werden muss. Grund dafür ist, dass bei Sichtung von Dokumenten im Rahmen der Überprüfung zur Entlassung aus der Bergaufsicht festgestellt worden ist, dass die Bohrung selbst nach DDR-Maßstäben und erst recht nicht nach heutigen Maßstäben ordnungsgemäß verfüllt worden ist.

Deshalb muss die Bohrung wiederaufgewältigt, was in diesem Fall eine Wiederöffnung bedeutet und im Anschluss nach heute gültigen Vorschriften erneut verfüllt werden. Dazu muss im Vorfeld am alten Bohrplatz ein neuer errichtet werden, welcher das erforderliche Equipment für die Verfüllungsarbeiten trägt. Zum Einsatz kommt dabei eine kleine Bohr- und Workoveranlage mit einer Masthöhe von 35 Metern. Nach Abschluss der Verfüllarbeiten wird das beanspruchte Gelände erneut rekultiviert und an den Grundeigentümer zurückgegeben.

Ankündigung der Arbeiten rief omnipräsenten Umweltschützer auf den Plan

Erdölförderung auf Usedom. Foto: Steven Arndt

Kaum überraschend rief die Mitteilung von ENGIE einen altbekannten Umweltaktivisten aus dem niedersächsischen Landkreis Uelzen auf den Plan. Es handelt sich dabei um, regelmäßige Leser dieses Blogs ahnen es schon, Herrn Bernd Ebeling, bekannt aus diversen Beiträgen des MDR, NDR sowie diverser Regionalblätter.

Ebeling befürchtet laut Artikel der Ostsee-Zeitung (OZ) vom 20.02.2018, dass Erdölbegleitgase wie Methan oder Kohlendioxid aus dem unzureichend abgedichteten Bohrloch ausströmen könnten. Doch dem durch die Lande reisenden Wasserbauingenieur (im OZ-Artikel als Diplom-Ingenieur bezeichnet, der sich seit Jahren mit dem Thema der Erdölförderung befasst) wird umgehend der Wind aus dem grünen Segel genommen. Schließlich sei eine Undichtigkeit der Bohrung nicht der Anlass der durchzuführenden Verwahrungsarbeiten, wie die OZ  Katharina Henkel, Sprecherin des Landes-Energieministeriums, auf Nachfrage zitiert. Auch sonstige Schadstoffaustritte seien nicht erfasst worden. Umso erstaunlicher die OZ-Schlagzeile, die mit „Wie gefährlich ist das alte Erdöl-Bohrloch?“ bereits eine Gefährlichkeit unterstellt. Korrekt müsste die sachlich-neutrale Schlagzeile ungefähr so lauten: „Geht von ehemaligem Bohrloch Gefahr aus?“.

Stattdessen dienen die Arbeiten dazu, die befürchteten Austritte in Zukunft sicher zu vermeiden. Ob dies die letzte Aktion ihrer Art bleiben wird, bleibt abzuwarten. Festzustellen bleibt jedoch, dass auch Rechtsnachfolger von DDR-Unternehmen nach Jahrzehnten der sozialistischen Misswirtschaft ihren Verpflichtungen nachkommen, auch wenn dieser Fakt von Umweltaktivisten regelmäßig in Abrede gestellt wird. Dieser Personenkreis mag sich darüber mokieren, dass 90 Prozent der Kosten von der öffentlichen Hand, also der Allgemeinheit, getragen werden. Kleine Anmerkung dazu: Es war seinerzeit ein zu 100 Prozent Volkseigener Betrieb verantwortlich.

Artikelfoto: Erdölförderbohrung im Feld Lütow auf Usedom. Die Produktionsanlagen sind teilweise noch original wie in den 1960er Jahren und damit identisch mit denen in Reinkenhagen. Foto: Steven Arndt