Das Erdölmuseum Reinkenhagen in Vorpommern
Seit nunmehr über 60 Jahre wird im Nordosten Deutschlands kontinuierlich Erdöl gefördert. Auf der Insel Usedom steht mit „Lütow“ immer noch die größte Lagerstätte auf dem Gebiet der einstigen DDR in Förderung. Eine weitere noch produktive Lagerstätte mit dem Namen „Mesekenhagen“ befindet sich zwischen Greifswald und Stralsund. Eine der beiden dortigen Bohrungen ist von der B96 aus gut sichtbar. Nur wenige Kilometer nordwestlich davon entfernt befindet sich das kleine Dorf Reinkenhagen. Dort wurde 1962 die erste Erdöllagerstätte der DDR aufgeschlossen. Unmittelbar an der obertägig erhaltenen Fundbohrung hat der Verein „Erdöl und Heimat e.V.“ das Erdölmuseum Reinkenhagen eingerichtet, das hier vorgestellt werden soll.
Der Raum Grimmen/Reinkenhagen in Vorpommern war die Wiege einer eigenständigen Erdöl-Erdgasindustrie auf dem Gebiet der einstigen DDR. Von 1961 bis 1996 ist dort Erdöl gefördert worden. In Grimmen entwickelte sich der wichtigste, auch international (Irak, Sowjetunion, ČSSR) tätige, Tiefbohrbetrieb der DDR.
Im Erdölmuseum Reinkenhagen wird anhand von Dokumenten und Exponaten aus den Bohr- und Förderfeldern sowie anhand eines Funktionsmodells einer Bohranlage gezeigt, wie die Suche, Erkundung und Gewinnung von Erdöl- und Erdgas erfolgte.
Bilder, Grafiken und Erläuterungen informieren überblicksartig zu den geologischen Erkundungsarbeiten, den Tiefbohr- und Fördertechniken von Kohlenwasserstoffen sowohl auf dem Festland als auch im Offshore-Bereich.
In den Erdölvorkommen im Raum Grimmen/Reinkenhagen, die sich alle in Speichergesteinen des Zechstein befinden, stand das Erdöl unter einem hohen Lagerstättendruck. Dieser verminderte sich im Laufe der Förderung so weit, dass das Öl später mit Tiefpumpen gehoben werden musste.
Als technisches Denkmal steht ein solcher Tiefpumpenantrieb aus rumänischer Herstellung am Standort der ersten, 1961 in Vorpommern ölfündigen Bohrung E Reinkenhagen 2/2a/60 auf dem Gelände des Erdölmuseums Reinkenhagen.
Weitere Werkzeuge, Armaturen, Fahrzeuge und Maschinen, die im Bohr-, Förder- sowie Wartungsbetrieb Verwendung fanden, sind im Außengelände des Museums zu finden. Ein auf dem Gelände aufgestellter, vom Rügenzubringer B96n gut erkennbarer Mast einer selbstfahrenden Winde für Workoverarbeiten (z.B. Gestänge- oder Tiefpumpenwechsel) weist interessierten Touristen den Weg zum Museum.
In den Innenräumen werden mehr als 350 Kernproben aus im heutigen Mecklenburg-Vorpommern abgeteuften Bohrungen präsentiert, die die gesamte geologische Abfolge der Region dokumentieren.
Innerhalb der Zechsteinformation wurde das Staßfurtkarbonat ölführend (auf Usedom auch gas- und kondensatführend) aufgeschlossen. Es ist Speicher- und Muttergestein (Gestein, in dem Öl und Gas entstanden sind) zugleich. Erdölproben unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung und Farbe sind ausgestellt und können in Augenschein genommen werden.
Neben dem umfangreichen Reservoir erdölgeologischer Exponate ergänzt eine Sammlung eiszeitlicher Geschiebe, eine Auswahl regionaler Petrefakte sowie eine Mineraliensammlung die Ausstellung.
Das Museum wirft nicht nur einen umfassenden Blick auf die regionale Erdölgeschichte. Auf dem Freigelände befindet sich eine Ausstellung älterer Landmaschinen und Bodenbearbeitungsgeräte. Kopien von Matrikelkarten der schwedischen Landesaufnahme 1696 und Bodenfunde bis in die Jungsteinzeit 2000 v.u.Z. geben einen Überblick zur Ortsgeschichte. Schaustücke von Werkzeugen und Hausrat ergänzen die Sammlung.
Geöffnet ist das Museum Dienstag – Donnerstag zwischen 10:00 bis 16:00 Uhr sowie nach Vereinbarung.
Kontakt: 038328 / 70500
www.erdoelmuseum-reinkenhagen.de
Artikelfoto: Steven Arndt, Mai 2015; weitere Fotos: Erdölmuseum Reinkenhagen