Erdöl-Erdgas-Aktivitäten September 2019

Im September 2019 fanden verschiedene Projekte zur Aufsuchung und Entwicklung heimischer Erdöl- und Erdgaspotenziale ihren Abschluss sowie ihren Beginn. Auch ein Vorhaben zur sicheren Verwahrung einer Erdölbohrung wird umgesetzt. In diesem Beitrag wollen wir nachträglich darüber berichten. Ergänzt am 08.10.2019

Dötlingen Z3A beendet

Aufbau Bohranlage T-208 auf Bohrung Dötlingen Z3A. Foto: Markus Stahmann

Die im Juli 2019 begonnene Bohrung „Dötlingen Z3A (3.Loch)“ ist im September abgeschlossen worden. Ziel der Bohrung war es, die bereits 1976 abgeteufte „Dötlingen Z3A“ technisch abzulenken. Die ursprüngliche Bohrung war von 1976 bis 2013 in Betrieb und förderte beachtliche 3 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Aufgrund eines technischen Defekts an der Untertageausrüstung war sie nicht mehr förderfähig.

Mittels der KCA-Deutag-Bohranlage T-208 ist ab Juli 2019 die technische Ablenkung durchgeführt worden. Dazu wurde aus dem teilverfüllten Bohrloch in einem 5°-Winkel ab 3.250 m bis auf 3.750 m eine neues Loch erstellt. Dieser Projektabschnitt ist nach unseren Kenntnissen beendet, da die eingesetzte Bohranlage inzwischen bei einem anderen Vorhaben im Einsatz ist. Laut des Auftraggebers, der ExxonMobil Production GmbH (EMPG) soll nach Abschluss der Ablenkung mittels einer Coiled Tubing-Anlage eine weitere technisch Ablenkung um 50 m ins Speichergestein erfolgen (Info EMPG). Inwiefern diese Arbeiten abgeschlossen sind, ist uns nicht bekannt. Nach Angaben des Kartenservers des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie Niedersachsen (LBEG) ist das Ergebnis der Bohrung noch nicht bekannt.

Päpsen Z1d gestartet

ITAG-Bohranlage Rig 27 auf Bohrung Päpsen Z2 unmittelbar neben Förderbohrung Päpsen Z1c. Foto: Steven Arndt, Februar 2016

Nach Abschluss der Bohrung „Dötlingen Z3A (3.)“ wechselte die dort eingesetzte Bohranlage KCA-Deutag T-208 auf die Bohrung „Päpsen Z1“, die von Wintershall-Dea betrieben wird. Nach einem wohl mißglückten Workovereinsatzes war die Bohrung, die erst nach der dritten geologischen Ablenkung zur „Päpsen Z1c“ nicht mehr förderfähig war, entschloss sich der Betreiber, das Bohrloch für eine weitere geologische Ablenkung zu nutzen.

Nach unseren Recherchen war vom Betreiber eine dritte Bohrung, „Päpsen Z3“, angedacht (LINK). Aufgrund des Ablenkungspfades der „Päpsen Z1d“ gehen wir davon aus, dass damit das Projekt „Päpsen Z3“ ersetzt wird. Ziel der Bohrung ist das Staßfurt-Karbonat des zweiten Zechsteinzyklus, dass in der Region Nienburg-Diepholz-Oldenburg häufig gasführend angetroffen wurde. Mehr Informationen zum Vorhaben im Factsheet der Wintershall-Dea.

Aufschlussbohrung Schwegenheim gestartet

Erdölförderbohrung Römerberg 1 in Speyer. Foto: BVEG

Deutschland ist in geologischer Hinsicht sehr gut erkundet. Dennoch greift auch in der Gegenwart die bergmännische Weisheit „Vor der Hacke ist es dunkel“ oder anders ausgedrückt: Es kann zu Überraschungen kommen.

So geschah es 2003 in Speyer, als eine Bohrung zur Erschließung von Geothermalpotenzialen unerwartet auf Erdöl im bis dahin nicht ölhöffigen Buntsandstein traf. Und nicht nur der Ölfund war überraschend, sondern auch das Potenzial. Nach ersten Schätzungen sind8 Mil lionen Tonnen als gewinnbar eingeschätzt worden, wenngleich diese Menge inzwischen reduziert wurde. Dennoch wäre die Lagerstätte „Römerberg“ die größte im Oberrheingraben.

Der Aufschluss dieses Vorkommens gab Anlass, den Buntsandstein im Oberrheingraben hinsichtlich potenzieller Ölführung weiter zu untersuchen. Eine entsprechende Bohrung bei Karlsruhe blieb ohne Erfolg. Doch nahe des Vorkommens unter Speyer soll weiter geprüft werden, ob sich Erdöl in Sedimenten des Buntsandstein vorhanden ist. Erkundungsbohrungen dazu sind sowohl nordöstlich von Speyer bei Otterstadt sowie südwestlich bei Schwegenheim projektiert. Letzteres Vorhaben wird aktuell umgesetzt. Zum Niederbringen der Bohrung wird eine Bohranlage des Unternehmens DrillTec eingesetzt. Für die Bohrarbeiten ist ein Zeitraum von drei Monaten anbereumt. Mehr Informationen hier: LINK

Aufwältigung und Neuverfüllung bei Reinkenhagen

Außenanlagen des Erdölmuseums Reinkenhagen auf dem Standort der Fundbohrung Reinkenhagen 2. Foto: Steven Arndt

Bereits im Februar 2018 berichteten wir darüber, dass das Unternehmen Engie, das inzwischen seine Erdöl-Erdgas-Aktivitäten in Deutschland an Neptune Energy veräußert hat, ankündigte, eine Bohrung aus DDR-Zeiten auf Erdöl im aufgegebenen Feld Reinkenhagen nochmals zu verfüllen. Die Aufwältigung sowie Neuverfüllung der 1962 niedergebrachten und erstmals 1969 verfüllten Bohrung ist nunmehr nach eineinhalb Jahren nach Ankündigung aufgenommen worden.

Zur Durchführung der Arbeiten wird die Bohr-und Workoveranlage T-49 des Unternehmens MB Well Service aus Salzwedel eingesetzt. Mehr Informationen zum Vorhaben gibt es bei uns (LINK) sowie beim verantwortlichen Unternehmen Neptune Energy (LINK).

Völkersen-Nord Z4c beendet

Bohranlage T-16 auf Völkersen -Nord Z4c. Foto: Steven Arndt, März 2019

Bereits im März 2019 begann die dritte geologische Ablenkung aus der Bohrung „Völkersen-Nord Z4“ der Wintershall-Dea bzw. zum damaligen Zeitpunkt noch der DEA Deutsche Erdöl AG zur „Völkersen Z4c“. Die Stammbohrung „Völkersen Z4“ ist bereits 20 Jahre zuvor jahresübergreifend 1998/1999 auf Sandsteine des Rotliegend niedergebracht worden und war gasfündig.

Nach Erschöpfung des Lagerstättenbereichs (Compartment) erfolgte jahresübergreifend 2013/2014 die erste geologische Ablenkung „Völkersen Z4a“ in einen potenziell gasführenden anderen Bereich des Oberrotliegend. Förderwürdige Erdgasvorkommen sind mit dieser als Produktionsbohrung projektierten Ablenkung nicht angetroffen worden. Sie hatte lediglich Anzeichen von Erdgas nachweisen können (NIBIS-Kartenserver).

Ähnlich ergang es der zweiten geologischen Ablenkung „Völkersen Z4b“, die 2017/2018 nicht als Produktions- sondern als Teilfeldsuchbohrung durchgeführt wurde. Teilfeldsuchbohrungen haben zum Ziel, einen noch nicht untersuchten Bereich potenziell gas- oder ölführenden Bereich zu erkunden. Das Risiko der Nichtfündigkeit ist demnach höher als bei Produktionsbohrungen. Konkret sollte eine bislang nicht erbohrte Hochscholle im westlichsten Feldesbereich der Lagerstätte „Völkersen/Völkersen-Nord“ untersucht werden, die unter initialen Druckbedingungen gasführend erwartet wurde. Das erwartete Primärziel in den Havelsandsteinen wurde nicht angetroffen und die Nebenziele in Wustrow-, Niendorf-Sandsteinen sowie in Vulkaniten der Altmark-Subgruppe erbrachten keinen wirtschaftlichen Gaszufluss.

Trotz der ernüchternen Ergebnisse der bisherigen Ablenkungen entschloss sich der Betreiber des Feldes „Völkersen/Völkersen-Nord“ zu einer weiteren Ablenkung. Diese begann im März 2019 und dauerte ungewöhnlich lange bis in den September an. Inzwischen ist die unternehmenseigene Bohranlage T-160 abgebaut und wurde nach uns vorliegenden Informationen eines Bewohners ins Lager nach Wietze gebracht. Daraus lässt sich schließen, dass keine Folgeprojekte unmittelbar anstehen, was wiederum bedeutet, dass Wintershall-Dea mutmaßlich auf öffentlichen Druck hin Projekte wie „Völkersen Z12“, „Nindorf Z1“ sowie „Daverden Z1“ aktuell nicht weiter verfolgt.

 

Artikelfoto: Erdgasförderbohrung Päpsen Z2. Foto: Steven Arndt, Juni 2018.