Halbstündige Desinformation zum „Fracking“ beim MDR Teil II

Am 29. November 2014 sendete der MDR-Kultursender „Figaro“ ein halbstündiges Feature mit dem Titel „Fracking – Der zweifelhafte Weg zum Erdgas“. Aus dem Titel des Beitrags von Heidi Mühlenberg lässt sich bereits die negative Tendenz des Features erahnen. Einleitend wurden zwei Fragen „Was verbirgt sich hinter dieser Methode zur Erdgasgewinnung? Und warum ist der Widerstand so groß?“ gestellt, die zumindest in der ersten Viertelstunde nicht beantwortet wurden. Das ist damit erklärbar, dass sich das Feature bis dahin kaum mit dem Verfahren des Hydraulic Fracturing befasste, wie Teil I der Kritik umfassend darlegt. Wie verhält es sich im zweiten Teil? Hier die Fortsetzung der Kritik.

 7. Das Thema Erdgasgewinnung und Erdbeben

Nachdem ausführlich das Thema Lagerstättenwasser (LaWa) und Probleme am Transportsystem dieses Mediums im Feld „Völkersen“ sowie von Bürgerinitiativ-(BI) Vertretern geäußerte Befürchtungen zur Entsorgungspraxis (Versenken des salzigen LaWa in Salzwasserleiter) in Verbindung mit Falschaussagen behandelt wurde, wird sich mit dem Thema Erdbeben als mögliche Folge der Erdgasgewinnung befasst.

Mikrobeben sowie extrem leichte Erdbeben (Stärke auf der Richterskala <3,0), die sehr wahrscheinlich auf die Förderung von Erdgas gewesen sind, traten bereits mehrfach im Bereich des Feldes „Völkersen“ auf. Das stärkste erreichte eine Magnitude von 2,9 und fand am 22.11.2012 statt (Bericht: Untersuchungsergebnisse zum Erdbeben bei Völkersen (Landkreis Verden) am 22.11.2012).

Doch steht dieses Beben genausowenig im unmittelbaren Zusamenhang mit der Fractechnologie wie die thematisierte Problematik Lagerstättenwasser. Insofern ist dieses Thema dem Titel sowie den einleitenden Fragen des Features nach zu urteilen, Fehl am Platze. Somit verstärkt sich der bis hierher entstandene Eindruck, dass sich das Feature nicht mit dem Thema Hydraulic Fracturing befassen will, sondern stattdessen die Erdgas- und Erdölgewinnung als Ganzes als „gefährlich“ diskreditieren will und das „Schreckenswort“ „Fracking“ lediglich als „Lockmittel“ dienen soll.

Tatsächlich konnte ein von der Gemeinde Langwedel einbestellter Gutachter keinen der gemeldeten Schadensfälle eindeutig dem Erdbeben zuordnen. Andererseits konnte in 19 Fällen auch nicht eindeutig ausgeschlossen werden, dass das Beben nicht verantwortlich für die Schäden ist. Aus Kulanz übernahm der Betreiber des Feldes „Völkersen“, die RWE-Dea AG, die Schadensregulierung (Mitteilung vom 19.05.2014), was laut Frau Mühlenberg Anwohner als Schuldeingeständnis interpretierten. Auf die Idee, den von der Gemeinde einbestellten, staatlich vereidigten Gutachter zu befragen, ist Frau Mühlenberg nicht gekommen.

Sie konstruiert stattdessen einen Zusammenhang mit dem „Fracking“, dass jedoch seit 2010, also über 2 Jahre vor dem Beben, in der Lagerstätte „Völkersen“ nicht mehr stattgefunden hat. Sie bezieht sich dabei auf das Umweltbundesamt, dass Wissenslücken bei der Induzierung von Erdbeben durch das Fracverfahren. Doch sie fährt nicht mit dem Fracverfahren fort, sondern sagt folgendes:

Werde z.B. Lagerstättenwasser mit zu hohem Druck verpresst, könne das Erdbeben auslösen.

Hier wird abermals deutlich, dass Frau Mühlenberg mit der Thematik völlig überfordert ist. Die Erdbeben bei Völkersen werden von Geowissenschaftlern weder auf das Fracverfahren zurückgeführt (warum, wurde oben erläutert) noch auf die Versenkung von LaWa. Stadessen ist sehr wahrscheinlich die Entnahme von Erdgas und eine damit verbundene Reduktion des Lagerstättendrucks die Ursache der seimischen Ereignisse. Dafür spricht z.B. die ermittelte Herdtiefe von 5.000 Metern. In diesem Teufenbereich befindet sich ebenfalls die Erdgaslagerstätte, während der Versenkhorizont sich in ca. 1.000 Meter Tiefe befindet.

Abschließend zu ihrem Besuch in Völkersen geht Frau Mühlenberg noch auf die durch die Medien gegangenen erhöhten Blutkrebsraten bei Männern (und nicht bei Kindern und Männern, wie von Frau Mühlenberg behauptet) in der Samtgemeinde Bothel, über die sich teilweise die Lagerstätte „Söhlingen“ sowie ein sehr kleiner Teil der Lagerstätte „Rotenburg-Taaken“ erstreckt. Warum Frau Mühlenberg diesen Sachverhalt in ihr Feature integriert, obwohl laut Kurzbericht des Krebsregisters Niedersachsen die Ursache unbekannt ist, was sie sogar erwähnt, bleibt ihr Geheimnis. Einzig und allein, dass einige Anwohner die Erdgasförderung verdächtigen, genügt ihr offenbar.

Anschließend behauptet Frau Mühlenberg, erneut unwissend oder eventuell bewusst wahrheitswidrig:

Gerade erst wurde bekannt, dass RWE-Dea auch ungefilterte Abgase an den Förderplätzen abfackelt und dabei Quecksilbergase ins Freie lässt.

Eine Quellenangabe ist abermals Fehlanzeige! Wahrscheinlich bezieht sie sich auf Berichte bei der „Kreiszeitung“ über Fackelarbeiten im Zusammenhang mit Bohrlochreinigungsarbeiten auf der Bohrung „Hemsbünde Z5“ im August 2014, die von RWE-Dea betrieben wird. Dabei wurde Erdgas (nicht etwa „Abgase“) über eine offene Fackel verbrannt. Das bedeutet jedoch nicht, dass dabei keine Filter zur Abscheidung von Quecksilber eingesetzt worden sind. Diese sind zwingend vorgeschrieben, um die gesetzlichen Vorgaben bezüglich Schadstoffimmissionen einzuhalten.

8. Folgen der Erdgasförderung in der Altmark zu DDR-Zeiten

Erdgasbohrung PES 152 in der Altmark

Erdgasbohrung PES 152 in der Altmark ©chef79

Die nach bisherigem Kenntnisstand unterstellten also unbestätigten Gesundheitsfolgen durch Erdgasförderung in der Samtgemeinde Bothel sowie das Stichwort Quecksilber dienen zur Überleitung, um auf tatsächliche gravierende Gesundheitsprobleme von ehemaligen Mitarbeitern des VEB Erdgasförderung Salzwedel aufgrund unzureichenden Arbeitsschutzes in der vor einem Vierteljahrhundert untergegangenen DDR einzugehen. Diese Problematik wurde in einer ausführlichen „Studie zur Kontamination von Arbeitnehmern mit Quecksilber bei der Erdgasförderung in der Altmark“ von Hermann Bubke dargestellt. Ein Zusammenhang zwischen dieser Problematik und dem Thema des Features ist jedoch nicht erkennbar.

Frau Mühlenberg trifft sich mit dem betroffenen Wienhold Weber. Herr Weber macht bereits seit Jahren auf seine gesundheitlichen Probleme medienwirksam aufmerksam. Diese sind aus meiner Sicht ohne Zweifel eine Folge der Belastung v.a. durch Quecksilber aufgrund des unzureichenden Arbeitsschutzes zu DDR-Zeiten, wie es bei Bubke ausführlich dargestellt wurde. Weber streitet für die Anerkennung seiner Erkrankung als Berufskrankheit.

So bedauernswert der Gesundheitszustand von Wienhold Weber ist, so muss dennoch Kritik an seinem Part im Feature geübt werden, nämlich ab der Stelle (ungefähr Minute 25:00), an dem Radioaktivität ins Spiel kommt. Weber nennt offenbar eien Abschnitt eines ehemaligen Förderrohres sein eigen, an dem sich an der Innenwandung Feststoffe, sogenannte Scales abgelagert haben. Diese enthalten auch Radionuklide aus dem tieferen Untergrund. Radioaktivität ist in Deutschland bekanntermaßen ebenso wie seit neuerem „Fracking“ ebenfalls ein Reizthema. Nur macht sich Weber unglaubwürdig, wenn er auf die Gefahren der Scales hinweisen will, gleichzeitig trotz seines Gesundheitszustandes ein Rohrsegment mit diesen Ablagerungen offenbar bei sich in der Wohnung aufbewahrt.

9. Kein „Fracking“ in Thüringen?

Erdgasförderbohrung "Mühlhausen 14" aus dem Jahr 1958 ©chef79

Erdgasförderbohrung „Mühlhausen 14“ aus dem Jahr 1958 ©chef79

Zuletzt begibt sich Frau Mühlenberg in das „Grüne Herz Deutschlands“ (nicht politisch gemeint!), nach Thüringen. Hier hatte das kanadische Unternehmen BNK Petroleum (BNK) über mehrere Jahre eine Aufsuchungslizenz für Kohlenwasserstoffe, also Erdöl und Erdgas, inne. Da diese mit dem Aufkeimen der „Fracking“-Debatte in Deutschland erteilt wurde, machten umgehend Spekulationen über „Fracking“ die Runde und es gründete sich eine Bürgerinitiative.

Sofern mir bekannt, plamte BNK tatsächlich, unkonventionelle Erdgasvorkommen im Oberkarbon aufzusuchen, deren Erschließung eventuell Fracmaßnahmen erfordert hätte. Dazu habe gab es eine Stellungnahme durch das Unternehmen, die leider in den unendlichen Weiten des Internet verschollen ist.

Dieser Stellungnahme zufolge war das Vorhaben jedoch nach Auswertungen vorhandener Daten aussichtslos. Die Daten stammen sehr wahrscheinlich aus der intensiven Kohlenwasserstoff-Erkundung des Thüringer Beckens  zu DDR-Zeiten, die zu einigen kleineren bis kleinen Erfolgen führte. Aufgrund der Aussichtslosigkeit des Vorhabens wurde es von BNK nicht weiter verfolgt. Im Feature wird dieser Vorgang jedoch erwartungsgemäß anders dar.

Zunächst beschreibt sie die Region rund um den Höhenzug und Nationalpark „Hainich“ mit blumigen Worten. Man wähnt sich bei der pittoresken Beschreibung im vorindustriellen Zeitalter, in einer idealisierten heilen Welt, in der Mensch und Natur vermeintlich in in trauter Harmonie existierten. Das natürliche Trinkwasser dort wird aus 100 Metern Tiefe aus „Muschelkalk“ gewonnen.

Doch anstatt sich mit Fachleuten zur geologischen Situation zu unterhalten, sucht Frau Mühlenberg, wie inzwischen kaum anders zu erwarten, das Gespräch mit einem Anwohner, in diesem Fall mit dem Bürgermeister der Gemeinde Vogtei am Fuße des Nationalparkes Hainich. Dieser berichtet von Plänen des Unternehmens BNK, dass dort nach „unkonventionellem Gas“ suchen wolle. Angeblich sei mit einer Förderung von bis zu 10 Milliarden Kubikmeter Erdgas gerechnet worden, „so genanntes Tightgas oder Shalegas“. Wie der Bürgermeister auf diese Mengenangabe kommt, verrät er nicht. Und offenbar ist ihm der Unterschied zwischen Tightgas und Schiefergas nicht bekannt.

Frau Mühlenberg fährt fort, dass BNK den Widerstand vor Ort unterstützt hatte und deshalb eine Informationsveranstaltung platzen ließ und ihren Antrag zurückzog. Welchen Antrag BNK zurückzog, wird nicht gesagt. Wahrscheinlich ist die Aufgabe bzw. Rückgabe der Aufsuchungserlaubnis gemeint. Wie Frau Mühlenberg zu der abenteuerlichen These kommt, dass der Protest der Grund für die Aufgabe des Vorhabens ist, bleibt schleierhaft. Denn in Presseartikeln zum Sachverhalt ist zu entnehmen, dass der Rückzug mit zu geringen Erfolgsaussichten von BNK begründet wurde.

Diese Begründung ist absolut nachvollziehbar, denn schließlich weist die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) weder für Thüringen, noch für das nördliche Harzvorland in Sachsen-Anhalt, wo sich BNK trotz nicht vorhandenen Protests zeitgleich zurückzog, kein Schiefergaspotenzial aus. Ebensowenig in Nordhessen, wo BNK auf eine Klage zur Erteilung einer Aufsuchungslizenz verzichtete. Das wurde von der „Anti-Fracking/Gasbohrszene“ als Erfolg des Protests interpretiert. Tatsächlich sind es aber die geologischen Rahmenbedingungen. Das schreibt z.B. die HNA („Fracking: Gasbohrer geben im Osten auf“, 30.01.2013):

Erfurt/Wiesbaden. Für Geologen kam die Wende nicht überraschend: Die Deutschlandtochter der kanadischen BNK Petroleum gibt die Suche nach Erdgas in Thüringen und Sachsen-Anhalt auf.

Naturwissenschaftlich begründbare Tatsachen passen offensichtlich nicht in ein Feature eines Kultursenders. Dort glaut man lieber an den erfolgreichen Widerstand à la „Kleines gallisches Dorf“ (Gemeinde Vogtei) gegen „römische Besatzer“ (BNK):

So hat die kleine Vogtei-Gemeinde ein kanadisches Erdgaskonsortium in die Flucht geschlagen!

triumphiert die Feature-Autorin. Der Bürgermeister spekuliert trotz der geologischen Rahmenbedingungen und der seitens der BGR indirekt bestätigten Begründung von BNK über eine Rückkehr des Unternehmens. Schließlich hätten sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht geändert. Und so müsse es das Ziel bleiben, diese Rahmenbedingungen zu ändern. So verschwenden die Gegner viel Zeit und Lebensqualität allein nur deshalb, weil sie bereits vorhandene fachlich begründete Erkenntnisse ignorieren. Doch offenbar ist es in Deutschland aus der Mode gekommen, dem Wissen von Fachleuten zu folgen.

Im Übrigen wurde in Thüringen bereits zu DDR-Zeiten das Fracverfahren angewendet. Und zwar nach Aussagen des im Ruhestand befindlichen Fracingenieurs Holger Markert in der Buntsandstein-Erdgaslagerstätte „Allmenhausen“ in nur 300 Metern Tiefe „ohne das da die Oberfläche irgendwie nur einen Hauch mitbekommen hat.“ (Quelle: Fracking Filmbesprechung Gasland, Filmpalast Salzwedel, ab Minute 3:00). Es gab also bereits problemlos durchgeführtes „Fracking“ in Thüringen, womit die Frage der Teilüberschrift beantwortet wäre.

In Thüringen wird übrigens bis heute Erdgas bei geringem Flächenverbrauch (siehe Beispielbild aus dem Erdgasfeld „Mühlhausen“) gefördert und bohrlochnah verstromt.

10. Schluss des Features

Erdgasbohrung "Bötersen Z11", im Zuge der aufkeimenden Debatte steht die geplante und notwendige Fracmaßnahme noch aus ©chef79

Erdgasbohrung „Bötersen Z11“, im Zuge der aufkeimenden Debatte steht die geplante und notwendige Fracmaßnahme noch aus ©chef79

Zum Ende des Features fragt Frau Mühlenberg, ob eine Förderung von Erdgas im Inland notwendig wäre. Da in Deutschland Erdgas verbraucht wird, müsste die logische Antwort „Ja, natürlich“ lauten, auch weil die Förderung im Gegensatz zur heimischen Steinkohle subventionsfrei ist.

Frau Mühlenberg sieht es offenbar anders: Erdgas ist auf dem Weltmarkt kein knappes Gut (in der Volkswirtschaftslehre ist jedes Gut „knapp“) und der Gaspreis ist am sinken, sagt sie. Und weiter:

Die Tanks sind voll und auch der Verbrauch sinkt seit Jahren.

Nun ist das Feature bislang wenig durch belastbare Aussagen aufgefallen und so verhält es sich bis zum Schluss. Volle Erdgastanks? So etwas gibt es kaum. Stattdessen gibt es unterirdische Erdgasspeicher in Salzkavernen oder in porösen Gesteinsschichten (Salzwasserleiter oder ausgeförderte Erdöl- oder Erdgaslagerstätten). Diese sind aber nur zu Beginn der Heizperiode voll und werden während dieser geleert, da Eigenförderung und Importe den Gasverbrauch nicht decken können. Bei langer Heizperiode wie im Winter 2012/2013 kann das Erdgas dann sehr wohl knapp werden. Im Sommer werden die Speicher bei geringerem Bedarf wieder aufgefüllt.

Der Erdgasverbrauch in Deutschland sinkt nicht seit Jahren. Diese Aussage ist schlichtweg falsch! Tatsächlich verharrt der Verbrauch seit 1996 auf dem Niveau von ca. 3000 PJ (Quelle: „Primärenergieverbrauch Deutschland 1990-2012“, EnergyComment). Zum Ende darf sich noch einmal Bundesumweltminiserin Hendricks äußern, die der Ansicht ist, dass bevor ein Tropfen (!!!) Schiefergas in Deutschland gefördert wird, die Energiewende soweit vorangeschritten ist, dass wir das (Erd-) Gas nicht mehr benötigen. Damit liegt Frau Hendricks falsch. Erdgas wird Deutschland noch sehr lange als Rohstoff für die chemische Industrie, als Energieträger für Prozesswärme sowie als Energieträger für Heizwärme benötigen. All das kann nicht mittels der Energiewende substituiert werden, da diese sich bisher auf dem Stromsektor vollzieht und bereits dort mit enormen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, um die ambitionierten Ziele zu erreichen.

11. Zusammenfassung der Kritik

Erdgasförderbohrung "Püggen 113" in der Altmark ©chef79

Erdgasförderbohrung „Püggen 113“ in der Altmark ©chef79

Über ein sogenanntes Feature hat der MDR-Kultursender „Figaro“ versucht, sich mit dem Reizthema „Fracking“ zu befassen. Das ist, salopp gesagt, gründlich in die Hose gegangen. Bei dem die Tendenz anzeigenden Titel „Fracking – der zweifelhafte Weg zum Erdgas“ war das kaum anders zu erwarten.

Einleitend wurden zwei Fragen gestellt: „Was verbirgt sich hinter dieser Methode zur Erdgasgewinnung? Und warum ist der Widerstand so groß?“ Diese beiden Fragen wurden später durch eine weitere folgende Frage ergänzt: Was ist eigentlich so verwerflich, an dieser genialen Fördermethode für Erdgas und -öl? Keine dieser drei Fragen konnte geklärt werden. Das ist wenig überraschend, da sich mit der Methode in technisch-naturwissenschaftler Hinsicht innerhalb des knapp halbstündigen Features so gut wie gar nicht auseinandergesetzt wurde.

Stattdessen kamen an verschiedenen Orten Kritiker und Gegner sowie tatsächlich Betroffene der Erdgasförderung (ein Mitarbeiter des VEB Erdgasförderung Salzwedel) sowie vermeintliche Betroffene zu Wort, die ihre Ansichten darlegen konnten. Erläuterungen von Fachleuten wurden vorsichthalber nicht in das Feature integriert.

So konnte nicht geklärt werden, was sich hinter der Methode des Hydraulic „Fracking“ Fracturing verbirgt bzw. wie dieser Prozess abläuft. Zudem ist kaum auf die Methode eingegangen worden, sondern es wurden fast ausschließlich Probleme im Zusammenhang mit der Erdgasförderung thematisiert, die bereits in zahlreichen anderen Reportagen in Presse, Funk und Fernsehen „durchgekaut“ wurden. Dadurch dass diese Probleme ausschließlich von Gegnern dargestellt wurden, wurden sie natürlich überhöht.

Dadurch dass sich mit Hydraulic Fracturing so gut wie gar nicht in dem Feature beschäftigt wurde, konnten logischerweise die Fragen 2 und 3 ebenfalls nicht geklärt werden. Das soll hiermit geschehen: Der Widerstand gegen diese etablierte Standardmethode („Fracking? – Eine etablierte Standardtechnologie!“, Interview mit Prof. Dr. Amro bei ScienceSkeptical) ist deshalb so groß, weil Szenen aus „Gasland“, auf die heutige „Fracking“-Gegner immer wieder auch in öffentlich-rechtlichen Medien gezeigt wurden, obwohl sie sich als unwahr herausstellten und eine Richtigstellung von Ausnahmen abgesehen ausblieb.

Am Fracprozess ist nichts verwerflicher, als an anderen Bergbaumethoden, wie Sprengungen oder mechanische Eingriffe durch Maschinen, egal ob Über- oder Untertage. Der Einsatz von Chemikalien im Fracfluid ist genauso verwerflich oder nicht verwerflich, wie deren Einsatz in Haushaltsreinigern, Düngemitteln, Fassadenanstrichen, alkoholischen Getränken, Duschgel, Zahncreme und so weiter. Denn in genau diesen Produkten kommen in Fracfluiden verwendete Chemikalien vor, teilweise sogar in Lebensmitteln oder es sind sogar Lebensmittel wie Guarkernmehl.

Was neben der Nichtbeantwortung der Fragen und dem Nichteinbeziehen von Fachleuten weiterhin deutlich zu kritisieren ist, sind die nachweislichen Falschaussagen, die getätigt worden sind, wie z.B., dass RWE-Dea ungefiltert Abgase abgefackelt hätte oder dass BNK sich wegen Bürgerprotesten aus Thüringen zurückgezogen hätte, obwohl die Begründung des Unternehmens plausibel anhand vorhandener wissenschaftlicher Kenntnisse nachvollziehbar ist.

Somit reiht sich das kritisierte Feature in zahlreiche weitere Medienbeiträge ein, die vorgeben, sich mit „Fracking“ zu befassen, stattdessen aber nicht über einen Rundumschlag gegen die Erdöl-Erdgasindustrie hinauskommen und dabei möglicherweise dazu dienen, die Weltanschauung der jeweiligen Autoren zu verbreiten. Leider, wie in diesem Falle, mit Hilfe von GEZ-Gebühren.

 

Mehr Fotos von Erdöl- Erdgasförderanlagen sowie Bohranlagen und anderes gibt es HIER.

Ein Kommentar zu Halbstündige Desinformation zum „Fracking“ beim MDR Teil II

  • Dirk Weißenborn sagt:

    „Diese enthalten auch Radionuklide aus dem tieferen Untergrund. Radioaktivität ist in Deutschland bekanntermaßen ebenso wie seit neuerem “Fracking” ebenfalls ein Reizthema.“

    Quecksilberdämpfe entfalten ihre gesundheitsschädigende Wirkung auf den Stoffwechsel, vor allem des Zentralnervensystems und der Leber.

    Demgegenüber müsste erst einmal geklärt werden, welche Radionuklide in den Scales vorliegen und welche Dosisleistung erreicht wird. Fehlanzeige. Niemand ißt die Ablagerungen aus den Steigrohren oder nimmt sie pulverisiert in seine Lunge auf. Im Übrigen hat wissenschaftlich Bestand, dass schädliche Wirkungen ionisierender Strahlung unterhalb 100mS noch nicht beobachtet wurden. Erst recht keine strahlentypischen Krebserkrankungen im signifikanten Ausmass.

    Zahlreiche Trinkwässer in Deutschland beinhalten geringe Mengen Thorium und Uran, meist bis in den einstelligen ugramm-Bereich. Zusammenhänge zwischen der Einnahme solcher Trinkwässer und gehäuften Erkrankungen wurden bisher nicht dokumentiert.

    Lagerstättenwasser trinkt ohnehin niemand. Hoffe ich jedenfalls. Bei der Seelenverfassung mancher Anti-Gas-Aktivisten ist ein Selbstversuch mit anschließender Schuldzuweisung an das jeweilige Erdgasföderunternehmen jedoch nicht mehr auszuschliessen.

    Bevor die Radionuklide „zuschlagen“ könnten, wäre der Aktivist jedoch schon den Folgen der enormen Störung des Elektrolythaushaltes zu Opfer gefallen. Ab einem Liter würde es kritisch werden.

    Also besser nicht probieren. Ihr Aktivisten werdet weiterhin als (quicklebendige) Lachnummern gebraucht.

    Was würden die öffentlich rechtliche Medien ohne Euch machen?

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