Hessische Erdölerkundungsbohrung „Schwarzbach 1“ nimmt Testförderung auf
Als Erdölfördergebiete sind der Allgemeinhait im Wesentlichen Niedersachsen und durch Deutschlands einzige Bohr- und Förderinsel eventuell noch Schlesweig-Holstein bekannt. Weniger bekannt ist, dass auch der Oberrheingraben erdölhöffiges Gebiet ist und zu den traditionsreichen Erdölprovinzen Deutschlands zählt. Auch im hessischen Teil dieser geologischen Großstruktur wurde über vier Jahrzehnte das flüssige Gold gewonnen. Seit einigen Jahren erkundet das Heidelberger Unternehmen Rhein Petroleum die Region, um zu prüfen, ob eine Wiederaufnahme und Fortsetzung der Produktion möglich ist. Dazu zählt auch die Bohrung „Schwarzbach 1“.
Dazu wurden zunächst ab 2011 intensive Vorerkundungsmaßnahmen in Form von Seismikkampagnen durchgeführt. Im Rahmen der Auswertung der dabei gewonnenen Daten konnte ein dreidimensionales Abbild des Untergrundes generiert und mögliche erdölführende Strukturen interpretiert werden.
Zunächst wurde die Bohrung „Stockstadt 2001“ abgeteuft. Die vierstellige Nummerierung mit vorangestellter „2“ zeigt, dass es sich um eine sogenannte Wiedererschließungsbohrung handelt. Mit dieser Bohrung sollte die zwischen 1952 und 1994 produktive Lagerstätte Stockstadt hinsichtlich ihres verbliebenen Erdölpotenzials untersucht werden. Auf diese Bohrung folgte unmittelbar im Anschluss die Bohrung „Allmend 1“ vom selben Platz niedergebracht wurde. Ziel waren die potenziell erdölführenden „Pechelbronner Schichten“, aus denen im Feld Stockstadt immerhin über 1 Millionen Tonnen Erdöl gewonnen werden konnten.
Beide Bohrungen wurden im Jahr 2014 Produktivitätstests unterzogen, die nach Angaben von Rhein Petroleum jedoch nicht die erhoffte Menge an Erdöl an die Oberfläche bringen konnten. Die Bohrungen wurden eingeschlossen, können jedoch bei Bedarf für eventuelle Arbeiten wieder aktiviert werden.
Vor gut einem Jahr folgte dann die dritte Bohrung mit der Bezeichnung „Schwarzbach 1“ in der Nähe der beiden zuvor genannten Bohrungen bei Riedstadt. Bohrziel waren ebenfalls die „Pechelbronner Schichten“, die wie erwartet ölführend angetroffen wurden. Um deren Ergiebigkeit zu testen, ist am 11. März 2016 mit Produktivitätstests begonnen worden.
Laut Pressemitteilung von Rhein Petroleum können sich die Testarbeiten auf der „Schwarzbach 1“ über ein Jahr hinweg erstrecken. Dabei soll untersucht werden, wieviel Erdöl sich tatsächlich im Untergrund befindet und über welchen Zeitraum es gefördert werden könne. Nach Abschluss der ergiebigkeitsprüfung wird das Unternehmen entscheiden, ob eine auf mehrere Jahre angelegte Förderung wirtschaftlich vertretbar ist.
Dr. Michael Suana, Geschäftsführer von Rhein Petroleum, stellt die hervorragende Qualität des hessischen Erdöls heraus. Dieses sei leicht, schwefelarm und reich an wertvollen Inhaltsstoffen. Es eigne sich daher gut für die industrielle Weiterverarbeitung zur Herstellung von Medikamenten oder Kunststoffen. Darüber sollten die in Bürgerinitiativen engagierten „Keine Ölförderung vor meiner Haustür“-Mitmenschen einmal nachdenken, die Erdöl lediglich als fossilen Energierohstoff sehen, der in Zeiten der „Energiewende“ keine Daseinsberechtigung mehr habe. Dabei findet diese Wende nahezu ausschließlich im Sektor Stromerzeugung statt, wo Erdöl quasi keine Rolle spielt.
Es bleibt abzuwarten, ob eine Förderung aus der „Schwarzbach 1“ wirtschaftlich möglich ist und Hessen damit nach über zwei Jahrzehnten wieder Erdölland wird. Das wäre wünschenswert, da jede im Inland gewonnene Tonne Erdöl energieaufwendige Importe im Regelfall über tausende Kilometer verringert. Auch das sollten sich oben genannte „Dagegen“-Gruppierungen vergegenwärtigen. Glück Auf!
Artikelfoto: Erdölerkundungsbohrung „Stockstadt 2001“ mit freundlicher Genehmigung von „Valendis“. Mehr Fotos von „Valendis“ gibt es hier zu sehen: www.panoramio.com