Kein Erdölzug mehr von Emlichheim nach Georgsdorf
In den 1940er Jahren sind infolge intensiver Erkundungsaktivitäten in der Grafschaft Bentheim und im Emsland bedeutende Erdöllagerstätten aufgeschlossen worden. Dazu zählt auch das 1944 endeckte Feld Emlichheim. Bislang ist der dort geförderte Rohstoff per Kesselwagen nach Georgsdorf befördert worden. Doch der Transport mittels Erdölzug wird vorraussichtlich im Jahr 2019 eingestellt.
Erdölzug einer von mehreren Transportvarianten
Die Beförderung von Erdöl per Bahn stellt eine von mehereren Varianten dar. Der Allgemeinheit dürfte jedoch der Transport in einer Rohrleitung am Geläufigsten sein.
Beispiele für die Beförderung des „flüssigen Goldes“ in Kesselwagen gab es in Deutschland mehrere. Neben dem regelmäßig eingesetzten Erdölzug zwischen Emlichheim und Georgsdorf (1x täglich) wird nach Kenntnisstand des Verfassers Erdöl im Inland nur noch aus dem bayerischen Feld Aitingen (Betreiber Wintershall) per Bahn transportiert. In diesem Fall direkt zur Raffinerie in Lingen.
In Abhängigkeit der Größe bzw. des Fördervolumens anderer inländischer Lagerstätten oder deren Historie erfolgt der Abtransport ansonsten per Tanklastwagen oder Pipeline. Zeitweise wurde das Erdöl der Lagerstätte „Lütow“ auf der Ostseeinsel Usedom gar per Tankschiff bis nach Anklam durchgeführt. Von dort kamen ebenfalls Kesselwagen der Bahn zum Weitertransport zur Raffinerie Schwedt zum Einsatz.
Rohrleitung soll Erdölzug ersetzen
Ab 2019 soll laut eines Artikels der „Grafschafter Nachrichten“ eine Pipeline die Kesselwagen ersetzen. Das Investitionsvolumen für den rund 16,5 Kilometer langen Bau wird demnach 15 Millionen Euro betragen.
Bei der Pipeline handelt es sich um ein 4 Zoll im Durchmesser betragenes Edelstahlrohr. Dieses wird isoliert und in 1,50 Meter Tiefe unter Geländeoberkante eingebracht. Vor der Einspeisung wird das Erdöl erhitzt uns soll am Zielort Georgsdorf mit 60 °C ankommen. Die Erwärmung ist deshalb wichtig, weil das Öl aus den Feldern der Region bei Raumtemperatur ungefähr die Konsistenz von Schuhcreme hat.
In Georgsdorf wird das Emlichheimer Erdöl wie bislang mit Erdöl aus anderen Feldern der Region, welche von anderen Unternehmen betrieben werden, gemischt. Per isolierter, teils überirdisch verlaufender Pipeline, wird es zur Raffinerie Lingen verpumpt. Laut einer Aussage eines Wintershall-Mitarbeiters ist die Investition langfristig ökonomischer als der Transport per Bahn.
Weitere Erkundungsmaßnahmen bei Emlichheim geplant
Gegenwärtig werden weitere Bohrungen im westlichen Teil des Erdölfeldes Emlichheim abgeteuft. Sie dienen dazu, das seit Jahrzehnten stabile Niveau der Förderung aufrecht zu erhalten. Dazu wird nach Kenntnisstand des verfassers u.a. eine Gesteinsschicht erschlossen, deren Ölführung bekannt ist, sich in der Vergangenheit jedoch nicht wirtschaftlich fördern ließ. Es handelt sich hierbei um den „Gildehäuser Sandstein“. Irrtum an dieser Stelle vorbehalten!
Laut des zuvor erwähnten Artikels der „Grafschafter Nachrichten“ ist zudem eine 3-D Seismik geplant, die nach 30 Jahren genauere Erkenntnisse über den Lagerstättenaufbau erbringen soll. Damit ließen sich Erdölpotenziale sowie Ansatzpunkte für neue Bohrungen besser abschätzen.
Interessant ist zudem das Vorhaben, südlich des Feldes Emlichheim zwei neue Bohrungen anzusetzen. Diese sollen im Ortsteil Haselaar platziert werden, wo in den 1960er Jahren bereits vergleichsweise geringe Mengen Erdöl gewonnen wurden.
Es handelt sich hierbei um den Fund „Emlichheim-Süd“. Dieser erbrachte zwischen dem Fundjahr 1959 und dem Jahr der Aufgabe 1968 ca. 11.000 Tonnen Erdöl. ImGegensatz dazu erreichte die kumulative Förderung des Hauptfeldes inzwischen mehr als das Tausendfache!
Der Artikel der „Grafschafter Nachrichten“ wurde auch bei der „Wintershall“ veröffentlicht. Dort wurde zur Illustration des Artikels seltsamerweise ein eher nichtssagendes Foto einer Bohrung aus dem bayerischen Feld „Aitingen“ verwendet. Warum auch immer. Wir bebildern diesen Artikel stattdessen mit recht aktuellen Winterbildern aus Emlichheim.
Artikelfoto: Ausschnitt des westlichen Teils des Erdölfeldes Emlichheim, Januar 2017 © Steven Arndt