Verschiedene Politiker sprechen sich für Schiefergas-Pilotanlage aus
Neben Niedersachsen werden auch in Nordrhein-Westfalen bedeutende Potenziale an Schiefergas- sowie Kohleflözgasvorkommen vermutet. Aufgrund der Unterstellung, dass das zur Gewinnung von Schiefergas zwingend erforderliche Hydraulic Fracturing („Fracking“) würde ernsthafte Umweltschäden nach sich ziehen, liegt die Erkundung dieser potenziell bedeutsamen Energieressourcen derzeit auf Eis.
Das ist damit begründet, dass die Politik sich von der „Umweltlobby “ in Form von Bürgerinitiativen und Organisationen wie dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) beeinflussen ließ. Deren Befürchtungen und die daraus resultierende Ablehnung basiert auf dem als unwahr entlarvten Film „Gasland“ sowie inakkurate Berichte in zahlreichen Medien sowie die Fehlinterpretation von Studien.
Als Beispiel für diese Punkte soll eine im vergangenen Jahr veröffentlichte Studie der Duke University dienen. Diese hat in der näheren Umgebung von Schiefergasbohrungen (in den Medien als unkorrekt „Frackinganlagen“ bezeichnet) erhöhte Werte von Erdgaskomponenten (Methan, Ethan, Propan) festgestellt und dafür eine unzureichende Bohrlochauskleidung, also eine fehlerhafte Zementation oder Schäden an der Verrohrung für am wahrscheinlichsten gehalte. Das Fracverfahren wurde dafür nicht verantwortlich gemacht. Dennoch titelte SpiegelOnline:
Studie über Pennsylvania: Fracking treibt Gase ins Trinkwasser
Und Gegen-Gasbohren.de behauptete sogar:
Wieder ein Beleg mehr dafür, dass man das Fracking nicht beherrscht! An Schiefergas-Bohrstellen lebt es sich in den USA gefährlicher.
Wie gesagt: Fracking wurde für das Vorhandensein des Gases NICHT verantwortlich gemacht und darüberhinaus auch noch durch die Autoren darauf hingewiesen, dass in anderen Schiefergasgewinnungsgebieten das Problem nicht dokumentiert worden ist.
Und diese dramatisierende und falsche Berichterstattung zieht sich wie ein roter Faden durch die deutsche Medienlandschaft, aus der sich selbstverständlich auch die Politik informiert. Es wäre auch zuviel verlangt, dass die politischen Entscheidungsträger die Studien lesen und verstehen.
Dafür gibt es Fachbehörden, wie die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Diese hat das Potenzial von Schiefergas erforscht und dabei auch Umweltaspekte beachtet. Die BGR kommt in ihrer Studie zu dem Schluss, dass sich die Schiefergasgewinnung nicht wesentlich von anderer Erdgasgewinnung unterscheidet:
Auch wenn eine Schiefergasnutzung zum Teil spezielle Herangehensweisen und Genehmigungen erfordert, so besteht in der Gesamtheit bei planmäßiger Durchführung der Arbeiten kein grundsätzlicher Unterschied zur Erdgasförderung auskonventionellen Lagerstätten.
Leider wurden und werden die Erkenntnisse der BGR weitestgehend ignoriert. Medien und Politiker berufen sich stattdessen fast ausschließlich eine vom Umweltbundesamt (UBA) in Auftrag gegebene Studie. Diese wurde überwiegend von Autoren verfasst, deren Expertise nicht den tieferen Untergrund überdeckt sondern im Bereich der flacheren Hydrogeologie zu verorten ist. Entsprechend traten handwerkliche Fehler auf, die u.a. von der BGR scharf kritisiert worden sind. Die Kritik wurde aber als Streit zwischen UBA und BGR abgetan und auf die vergleichsweise harmlose Gleichsetzung von Grund- mit Trinkwasser durch die UBA-Auftragsautoren reduziert. Insgesamt spiegelt sich dabei das gegenwärtige Bild des „grüngefärbten“ Zeitgeistes wider: Statt auf Fachleute zu hören, die zudem noch einer Bundesbehörde angehören, folgen stattdessen Medien und Politik fachfremden Autoren, die von einer ideologisch nicht unbelasteten Behörde , nämlich dem UBA (Schwarze Liste von „Klimaskeptikern“ und Verfälschung der Biografie von Fritz Vahrenholt), beauftragt worden sind.
Vor dem Hintergrund der politischen Krise in der Ukraine antwortete der CDU-Politiker und EU-Energiekommissar in einem Interview mit der „Rheinischen Post „ auf die Frage, ob „Fracking“ russisches Erdgas ersetzen könne, mit:
Wir müssen die Option wahren. Meine Empfehlung: Deutschland sollte an einem geeigneten Ort ein Demonstrationsprojekt zulassen, bei dem die neueste Generation der Fracking-Technologie zum Einsatz kommt.
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen und hunderte Fracanwendungen in Deutschland haben bewiesen, dass das Verfahren sicher durchzuführen ist.
Der Ansicht Oettingers schlossen sich nach einem Bericht der „Rheinischen Post“ weitere Politiker an. So wird der Gelsenkirchener Bundestagsabgeordnete Oliver Wittke (CDU) mit folgenden Worten zitiert:
Ich bin unbedingt der Meinung, dass NRW von einer solchen Fracking-Pilotanlage im Industriemaßstab profitieren würde
Wichtig ist ihm zudem absoluter Trinkwasserschutz. Der wird dadurch 100-prozentig gegeben, wenn keine Fracmaßnahmen in Trinkwasserschutzgebieten durchgeführt werden, ist aber auch in der Schutzzone III gegeben, wie bereits mehrere Anwendungen in solchen Gebieten bewiesen in Deutschland haben. Weiter heißt es:
gerade die NRW-Industrie bei einem solchen Referenzprojekt ihre Leistungsfähigkeit beweisen
sowie
Deutsche Ingenieure sind führend in der Entwicklung umweltfreundlicher Hochtechnologie.
Dem ist nichts hinzuzufügen. Andere Politiker schließen sich Herrn Wittke an. So z.B. Christian Lindner, Bundesvorsitzender der FDP:
Steigende Energiepreise und die Krim-Krise zwingen uns zu neuem Denken. Für NRW wäre ein Versuchsprojekt im industriellen Maßstab dann eine Chance, wenn der technische Fortschritt die Risiken minimieren kann.
Der erste Satz sei dahingestellt. Bedeutender ist, und volle Zustimmung des Verfassers findet, der zweite Satz Lindners. Dabei ist anzumerken, dass die Risiken heute schon sehr gering sind, auch wenn das von Gegnerschaft und unterstützenden Medien ignoriert wird.
Und auch aus Reihen der SPD ist laut „Rheinischer Post“ (RP) Zustimmung zu vernehmen.
„Ich finde den Vorstoß für eine neue Fracking-Pilotanlage in Deutschland gut“
sagt der SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Westphal, Mitglied des Energieausschuss des Deutschen Bundestages .
Heftigen Widerspruch erntet der Artikel durch den CDU-Landesverband sowie der CDU-Landtagsfraktion des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW). Die Kritik ist überschrieben mit:
Medienspekulationen ohne Substanz
Der energiepolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Thomas Kufen, äußert sich folgendermaßen:
An der Haltung der CDU-Landtagsfraktion und des CDU-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen (NRW) hat sich nichts geändert. Die Überschrift: ‚CDU fordert Fracking in NRW‘ ist eine Falschmeldung.
Abgesehen davon, dass die Überschrift der RP anders lautet als von Kufen mit Anführungszeichen wörtlich zitiert, zeigt der Artikel deutlich auf, dass sich nicht auf die NRW-CDU bezogen wird. Dann kommt noch hinzu, das Artikelschreiber, egal ob professionelle Journalisten oder Blogger eine kurze, prägnante Schlagzeile finden müssen. Das ist oftmals nicht einfach und kann zu Fehlinterpretationen führen.
Die Haltung der NRW-CDU verknüpft Kufen mit einer Passage zum „Fracking“ im Koalitionsvertrag der gegenwärtigen Bundesregierung:
Nach den vorliegenden Untersuchungen zur Umweltrelevanz ist der Einsatz der Fracking-Technologie bei der unkonventionellen Erdgasgewinnung – insbesondere bei der Schiefergasförderung – eine Technologie mit erheblichem Risikopotenzial. Die Auswirkungen auf Mensch, Natur und Umwelt sind wissenschaftlich noch nicht hinreichend geklärt. Trinkwasser und Gesundheit haben für uns absoluten Vorrang. Den Einsatz umwelttoxischer Substanzen bei der Anwendung der Fracking-Technologie zur Aufsuchung und Gewinnung unkonventioneller Erdgaslagerstätten lehnen wir ab.
Mit den „vorliegenden Untersuchungen“ können dabei lediglich die Studien im Auftrag des Landes NRW sowie im Auftrag des UBA gemeint sein, die aufgrund ihrer zahlreichen geowissenschaftlichen Unzulänglichkeiten und einer damit verbundenen Überschätzung von Risiken u.a. seitens der BGR scharf kritisiert worden sind (s.o.). Die internationalen und insbesondere nationalen Erfahrungen des Einsatzes des Hydraulic Fracturings zeigen, dass der Einsatz ohne (größere) Gefährdungen von Umwelt und Mensch durchgeführt werden kann. Ein Nullrisiko gibt es dabei genausowenig wie z.B. bei der Erzeugung von Strom aus Windkraft (z.B. Vogelschlag) oder Biogas (mehrfache verheerende Kontamination von Oberflächengewässern durch Austritt von Gärsubstrat). Insgesamt ist das Risiko bewisenermaßen sehr gering.
Den Begriff „umwelttoxisch“ zur Klassifizierung von Substanzen gibt es nicht. Es handelt sich dabei um einen Phantasiebegriff, der wahrscheinlich dem kreativen Kopf des Schriftstellers und Umweltministers von Schleswig-Holstein, Herrn Dr. Robert Habeck, entsprungen ist. Und Hydraulic Fracturing wird auch nicht zu Aufsuchung von Erdgas angewendet, sondern ist lediglich ein Verfahren, um das gefundene, also bereits aufgesuchte Gas zu gewinnen. Diese seltsamen Formulierungen im Koalitionsvertrag sind Beleg dafür, dass sich seitens der Politik wenig mit kompetenten Fachleuten zum Thema unterhalten wurde.
Dennoch ist es erfreulich, dass es, trotz des aufgezeigten mangelhaften Informationsgrades von Öffentlichkeit, Medien und Politik zum Hydraulic Fracturing, in letzterer Gruppe dennoch Köpfe gibt, die sich einer bewährten Technologie, nicht völlig verschlossen haben. Das gibt Hoffnung, dass in Deutschland auch zukünftig eine Verringerung der Importabhängigkeit von Erdgas möglich ist, wie auch eine Fortsetzung von Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet. Selbstverständlich sollen auch die wirtschaftlich-sozialen Aspekte (Steuern, Abgaben, Arbeitsplätze) nicht außer Acht gelassen werden.