Kohleflözgaserkundungsbohrung „Herbern 58“ genehmigt

Im Übergangssaum des östlichen Ruhrgebietes zur Münsterländer Kreidemulde hat sich das Unternehmen HammGas GmbH & Co. KG (HammGas), ein Zusammenschluss der vier Unternehmen Stadtwerke Hamm GmbH, PVG GmbH – Resources Services & Management, GeoK GmbH und Tief- und Brunnenbaubetrieb Messmaker, mehrere Aufsuchungserlaubnisse für Kohlenwasserstoffe gesichert. Ziel der Aufsuchungsaktivitäten ist der Nachweis wirtschaftlich gewinnbarer Erdgasvorkommen, die an Kohleflöze des Karbon gebunden sind. Eine erforderliche Bohrung mit der Bezeichnung „Herbern 58“ wurde genehmigt.

Um den Nachweis zu erbringen, sind Explorationsbohrungen erforderlich. Eine erste mit der Bezeichnung „Herbern 58“ ist nun von der Bezirksregierung Arnsberg in ihrer Funktion als Bergbehörde Nordrhein-Westfalens (NRW) genehmigt worden. Als Bohrlokation ist von der HammGas ein ehemaliges Betriebsgelände des Steinkohlenbergbaus ausgewählt worden, von dem in  den 1980er Jahren ein Schacht mit der Bezeichnung „Radbrod 7“ abgeteuft werden sollte. Aufgrund der ungünstigen Rahmenbedingungen des heimischen Steinkohlebergbaus sind die Schachtarbeiten jedoch 1990 eingestellt worden.

Von der Lokation soll eine nach Norden abgelenkte Bohrung abgeteuft werden. Die geplante Gesamtlänge des Bohrpfades beträgt 1.740 Meter. Es wird dabei eine vertikale Teufe von 927 Metern unter NN bzw. 1.031 Metern unter der Geländeoberkante erreicht. Nach Auskunft der HammGas sollen die Bohrarbeiten unmittelbar nach der Herrichtung des Bohrplatzes beginnen, was wiederum kurzfristig nach der Genehmigung erfolgen soll.

Das konkrete Explorationsziel ist ein Kohleflöz mit der Bezeichnung „G 1“. Dieses liegt 150 Meter unter dem Top (obere Grenze) des Karbons. Zusätzlich wird ein hangendes (darüber befindliches) Sandsteinpaket des Karbons untersucht. Aufgrund tektonischer Vorgänge geht das Unternehmen davon aus, dass die Speicher Kluftzonen aufweis, durch die das Gas zum Bohrloch strömen kann. Künstliche Risserzeugung mittels des bewährten Standardverfahrens Hydraulic Fracturing (umgangssprachlich „Fracking“) wäre somit nicht erforderlich.

Eine Anwendung des Verfahrens wäre in NRW gegenwärtig auch nicht möglich, da es seitens der Landesregierung infolge einer unsachlichen öffentlichen Debatte sowie aufgrund der Empfehlungen einer durch Fachfremde erstellten Studie mit einem Moratorium belegt wurde. Wer in NRW Kohlenwasserstoffe aufsuchen will, muss gegenwärtig versichern, keine Fracmaßnahmen durchzuführen. HammGas hat dieses im Hauptbetriebsplan getan.

Stattdessen will sich das Unternehmen der sogenannten Tektomechanik. Es handelt sich hierbei um ein Analyseverfahren, bei dem die natürlich vorhandenen Risse und Klüfte im Gestein als Migrationswege des Erdgases identifiziert und nutzbar gemacht werden. Ob dieses Verfahren bereits andernorts (erfolgreich) angewendet wurde, entzieht sich der Kenntnis des Verfassers.

Sollte mit der Bohrung eine wirtschaftliche Fündigkeit erzielt werden, wird die Bohrung zur Produktion eingerichtet. Das geförderte Erdgas wird dann laut HammGas einer auf dem Platz installierten Anlage zur „energetischen Verwertung“ zugeführt. Darunter ist sehr wahrscheinlich die Verstromung gemeint. Das Konzept der bohrlochsnahen Verstromung von Erdgas findet übrigens in den kleinen thüringeschen Erdgaslagestätten, die sich in der Endphase der Produktion befinden, seit vielen Jahren erfolgreich angewendet. Ebenso wird aus Steinkohleschächten abgesaugtes Grubengas auf diese Weise sinnvoll genutzt.

Um die Bohrung niederzubringen wird keine klassische Bohranlage mit Gittermast zum Einsatz, sondern eine nur ca. 22 Meter hohe Anlage, die vom Design an eine Brunnenbohranlahe erinnert. Bohrkontraktor ist die Daldrup & Söhne AG aus dem in der Region beheimateten Ascheberg. Eingesetzt wird die Anlage DS 05 mit einer Hakenregellast von 152 Tonnen. Für die Bohrarbeiten sind acht Wochen vorgesehen, während die anschließenden Mess- und Testarbeiten weitere sechs Wochen in Anspruch nehmen werden.

Von unserer Seite ein bergmännisches „Glück Auf!“ für das Vorhaben.

Artikelbild: Darstellung der geologischen Verhältnisse des Explorationsgebietes sowie des Bohrpfades der „Herbern 58“. Quelle: Hauptbetriebsplan zum Vorhaben