CEP legt Aktivitäten in Vorpommern zunächst auf Eis

Seit mehreren Jahren ist das deutsch-kanadische Unternehmen Central European Petroleum (CEP) in Vorpommern, aber auch in Brandenburg, auf der Suche nach neuen Erdöllagerstätten. Im Zuge der Erkundungsmaßnahmen wurden mehrere Seismikkampagnen durchgeführt sowie bislang vier Explorationsbohrungen, drei davon in Vorpommern, abgeteuft.

Am weitesten vorangeschritten war dabei das Projekt „Saal/Barth“ mit der Aufschlussbohrung E Barth 11, die sich zwischen den Städten Ribnitz-Damgarten und Barth befindet. Diese Bohrung wurde in der potenziellen Lagerstätte im Staßfurtkarbonat des Zechstein auf ca. 1 Kilometer Länge horizontal geführt. Sie stellte damit die erste Horizontalbohrung auf dem Gebiet der einstigen DDR dar.

Im Frühjahr 2014 wurden in der Horizontalstrecke 10 hydraulische Stimulationen (Fracbehandlungen) durchgeführt, um eine optimalere Verbindung zwischen Speichergestein und Bohrung herzustellen (Hier mehr zum Projekt). Die Anwendung dieses Verfahrens stellt in Vorpommern kein Novum dar. Bereits in der ersten ölfündigen Bohrung der DDR bei Reinkenhagen, ungefähr auf halber Strecke zwischen Greifswald und Stralsund gelegen, kam es 1962 zur Durchführung einer Fracbehandlung, um die Bohrung in Produktion setzen zu können.

CEP zeigte sich nach ersten Testarbeiten optimistisch und plante weitere Bohrungen bei Barth, um die vom Unternehmen so bezeichnete Saal-Barth-Struktur weiter hinsichtlich ihres tatsächlichen Erdölpotenzials zu erkunden. Ergänzend dazu waren weitere Seismikkampagnen geplant, die ein detaillierteres Abbild des Untergrundes erbringen sollten. Doch laut Presseberichten, insbesondere in der regionalen „Ostsee-Zeitung“ (OZ), wird CEP die anberaumten Testarbeiten auf der Bohrung E Barth 11 ruhen lassen sowie die weiteren Explorationsarbeiten nicht in Angriff nehmen.

Die Wurzel der Presseberichte ist ziemlich wahrscheinlich in der Antwort des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Johann-Georg Jaeger von Bündnis90/Die Grünen zu suchen (Drucksache 6/3695 vom 3. März 2015). Dort ist z.B. zu lesen:

Die angestrebte Testförderung wurde jedoch durch die Firma CEP bereits bei der Rückführung der Stimulationsflüssigkeit abgebrochen.

Die Begründung für die mittels eines Schreibens vom 9. Juli 2014 angezeigte Unterbrechung ist ebenfalls dem Schreiben zu entnehmen:

Das Unternehmen wolle zunächst vor weiteren Investitionen in die Aufsuchung und in spätere Feldesentwicklungen die in 2014 vorgenommenen Änderungen des Förderabgabenrahmens auswerten.

Der Förderzins für Erdöl wurde in Mecklenburg-Vorpommern (MV) von 10 Prozent auf 21 Prozent angehoben. Das Interessante dabei ist, dass in MV keine Erdöllagerstätten in Betrieb sind, auf die Förderzins erhoben werden kann. Die beiden in Förderung stehenden Lagerstätten „Lütow“ auf Usedom (Fundjahr 1965) sowie „Mesekenhagen“ bei Greifswald (Fundjahr 1990) sind zu DDR-Zeiten erschlossen worden. Für solche Lagerstätten darf kein Förderzins erhoben werden, da gemäß Einigungsvertrag für solche Lagerstätten das DDR-Bergrecht gilt, dass keine Förderabgabe vorsieht. Eine Anhebung der Förderabgabe führt selbstverständlich dazu Investitionen zu überdenken.

Darüber hinaus dürften wahrscheinlich auch die vorgesehenen Gesetzesverschärfungen der Bundesregierung im Zusammenhang mit Tiefbohrungen auf Kohlenwasserstoffe, egal ob dabei das Standardverfahren Hydraulic Fracturing eingesetzt wird oder nicht, eine Rolle bei der Entscheidung gespielt haben. So ist in einer dpa-Mitteilung zu lesen:

Grund für die Entscheidung seien die unklaren Rahmenbedingungen, die sich aus dem angekündigten Fracking-Gesetz auch für konventionelle Bohrungen und aus der Verdopplung der Förderabgabe durch das Land ergeben, sagte ein CEP-Sprecher am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Sollten die Gesetze wie geplant umgesetzt werden, müsse jeder Tiefbohrung eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorgeschaltet werden. Dabei hätten Umweltverbände die Möglichkeit, gegen die Vorhaben zu klagen. Dass sie diese Möglichkeit allzugerne in Anspruch nehmen ist von anderen Vorhaben her bekannt, die nicht in das in Grüntönen gestickte Weltbild von BUND, NABU und Co. passen. Dementsprechend könnte sich das Genehmigungsverfahren von bislang wenigen Monaten auf bis zu drei Jahre hinziehen, wird CEP-Sprecher Müller indirekt im mir vorliegenden Artikel „Goodbye, Texas: Ölfirma stoppt Bohrungen in MV“ in der OZ vom 5. März 2015. Dass ein solch langwieriges Verfahren Investoren verschreckt, dürfte kaum verwundern.

Die Unterbrechung der Arbeiten führt bei den Gegnern des Vorhabens zu Spekulationen. So vermutet der Landtagsabgeordnete Jaeger laut OZ-Artikel:

„Die sind nicht so fündig geworden wie gedacht“ […] Erdölförderung in MV ist „offensichtlich chancenlos“, sagt Jaeger.

Doch wie soll das Unternehmen wissen, ob es fündig geworden ist oder nicht, wenn die Testarbeiten noch vor Beginn eines Langzeittestes abgebrochen worden sind. Und dass Erdölförderung in MV chancenlos sei mag Jaegers Wunschdenken entsprechen, widerspricht jedoch der inzwischen mehr als 50-jährigen Fördergeschichte in der Region.

Dem ganzen setzt die lokale Bürgerinitiative (BI) „Erdöl Barth“ noch eins drauf. Auf dem Portal der vereinigten Gegnerschaft inländischer Erdöl- und Erdgasgewinnung „Gegen Gasbohren“ ist in einem Beitrag der BI zu lesen:

Infolge des fehlgeschlagenen Fracks, teilte das Unternehmen CEP dem Bergamt bereits am 9. Juli 2014 in einem internen Schreiben mit, dass es den Betrieb unterbrechen werde.

Dabei beruft sich die BI auf die Antwort des Landtages auf die oben erwähnte Kleine Anfrage des Abgeordneten Jaeger. Aus der Antwort geht jedoch mit keinem einzigen Wort hervor, dass auch nur einer der insgesamt 10 durchgeführten Fracjobs fehlgeschlagen ist. Es ist immer wieder erstaunlich mit welcher Dreistigkeit Bürgerinitiativen Falschinformationen in die Welt streuen. Man hofft offenbar, dass beim Leser hängenbleibt, dass beim „Fracking“ irgendetwas schiefgelaufen ist, obwohl aus der Quelle, auf die sich berufen wird, das in keinster Weise hervorgeht.

Was letzten Endes zur Entscheidung von CEP geführt hat, kann und soll hier nicht geklärt werden. Die Darstellung des Unternehmens erscheint jedoch plausibel. So haben in Niedersachsen die dortigen Erdgasförderer Explorationsprojekte sowie Projekte, in denen unter Umständen Fracmaßnahmen durchgeführt werden müssen, um eine wirtschaftliche Förderung zu gewährleisten, aufgrund des unsicheren Investitionsklimas ebenfalls auf Eis gelegt.

In Schleswig-Holstein hat die rein ideologisch bedingte Erhöhung der Förderabgabe auf Erdöl („Landesregierung von Schleswig-Holstein verdoppelt Förderabgabe auf Erdöl aus ideologischen Gründen“) auf den Maximalwert von 40 Prozent dazu geführt, dass mehrere Unternehmen ihre Aufsuchungserlaubnisse zurückgegeben haben.

Den Politikern, die der inländischen Förderung von Erdöl und Erdgas massiv Steine in den Weg werfen sind offenbar mindestens zwei Fakten nicht bewusst: Fakt Nummer 1 ist, dass Deutschland gegenwärtig und sehr wahrscheinlich noch für Jahrzehnte auf diese Rohstoffe angewiesen ist. Fakt Nummer 2 ist, dass es aus verschiedenen Gründen vorteilhafter ist, die Rohstoffe im eigenen Land zu gewinnen. Denn (noch) existiert eine eigene Explorations- und Produktionsindustrie sowie eine Serviceindustrie mit hohen Innovationspotenzialen. Noch wichtiger ist, dass eine inländische Gewinnung ressourcenschonender ist, als die Rohstoffe im Regelfall über weite Strecken unter hohen energetischen Verlusten zu transportieren. Dieser Punkt ist deshalb besonders erwähnenswert, weil die schleswig-holsteinische Landesregierung ihre Entscheidung mit Ressourcenschonung begründet. Nicht vergessen werden sollten auch Umweltaspekte: Im Inland hat man Einfluss auf entsprechende Rahmenbedingungen, auf den Umweltschutz in fernen Fördergebieten jedoch nicht

Es spricht also viel dafür, die Förderung von Erdöl und Erdgas im Inland zu unterstützen, solange wir auf die Rohstoffe angewiesen sind. Parallel dazu kann nach Alternativen gesucht werden. Kontraproduktiv ist es jedoch, der Erdöl-Erdgasgewinnung in Deutschland aus ideologischen Gründen oder aus Angst vor Verlust von Wählerzuspruch den Garaus zu machen, solange keine sinnvollen Alternativen geschaffen worden sind.

Vielen Dank an W. Stephan für die Bereitstellung der OZ-Artikel.

Ein Kommentar zu CEP legt Aktivitäten in Vorpommern zunächst auf Eis

  • Walter Stephan sagt:

    Als ich am 5.März in der Ostsee-Zeitung den Artikel mit der etwas reißerischen Überschrift „Goodbye, Texas: Ölfirma stoppt Bohrungen in MV“ und dem leicht provokatorischen „vorläufig“ las, wollte ich näher wissen, welche Bedeutung Erdöl für die Wirtschaft in Deutschland und damit auch in MV hat. Ich habe mir die Jahresberichte für 2013 des Wirtschaftsverbandes Erdöl- und Erdgasgewinnung (WEG), des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie Niedersachsen (LBEG) sowie die amtlichen Mineralöldaten des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) angesehen, die alle im Internet zur Verfügung stehen. Danach hat Deutschland bis 2008 jährlich deutlich mehr als 100 Mio. t. Erdöl importiert. Ab 2009 gingen die Importe zurück und betrugen 2014 nur noch 89,3 Mio. Tonnen. Das Erdöl kam aus 34 Ländern, die wichtigsten waren Russland mit 30 Mio. t sowie Norwegen, Großbritannien, Nigeria und Kasachstan mit zusammen ca. 47 Mio. t. Im Vergleich dazu wurde eigenes Erdöl in Deutschland in wesentlich geringerer Menge gefördert. Im Jahr 2000 waren es noch 3,15 Mio. t und ab 2009 stets kleiner 3 Mio. t, im Jahr 2014 nur noch 2,44 Mio. t. Dieser Rückgang ist eine gefährliche Tendenz bei der Selbstversorgung mit diesem wichtigen Rohstoff. Mit unseren eigenen Ressourcen haben wir doch die Möglichkeit, einen Rohstoff nahe am Verbrauch, ohne energieaufwändige Transporte und unter strengsten Umweltauflagen, anders als in Nigeria oder Kasachstan, zu gewinnen. Die Unternehmen des WEG, zu denen auch die Central European Petroleum GmbH (CEP) gehört, sehen sich in einigen Bundesländern mit einer höheren Förderabgabe auf Erdöl trotz gefallener Weltmarktpreise und mit zur Zeit noch unklaren Änderungen in der Bundesgesetzgebung, v.a. zum Bergrecht und dem Wasserrecht konfrontiert. Deshalb sind sie derzeit nicht in der Lage, langfristig und sicher ihre Investitionen zu planen. Das betrifft natürlich auch die Beschäftigtenzahl. Im Jahr 2013 hatten die WEG-Unternehmen über 10.000 direkte Beschäftigte, und etwa die gleiche Anzahl hatten indirekt ihren Arbeitsplatz außerhalb der Unternehmen als Dienstleister usw. zu verdanken. Für das Jahr 2014 dürften diese Zahlen schon wesentlich geringer sein, da auch z.B. für ca. 60 % der in Deutschland verfügbaren Bohranlagen keine Aufträge vorliegen. Im laufenden Jahr wird sich unter den gegebenen Umständen die Lage eher verschlechtern als umgekehrt. Aus diesem Grunde bedauere ich sehr, dass die CEP die Testarbeiten auf der Struktur Saal/Barth vorerst eingestellt hat. Ich kann aber das Unternehmen verstehen, denn unter den derzeitigen Verhältnissen kann CEP nicht weitere Millionen in ein Projekt investieren, von dem wegen fehlendem Langzeittest, der auch Millionen kostet, noch nicht sicher ist, ob es überhaupt, und wenn ja, zu welchen Bedingungen realisiert werden kann. Unternehmungen von privatwirtschaftlich tätigen Firmen müssen letztendlich immer so rentabel sein, dass die bisherigen Aufwendungen (etwa 65 Mio. €) refinanziert werden können und Kapitalrücklagen für zukünftige Investitionen wie Weiterführung von Detailuntersuchungen, weitere Bohrarbeiten usw. zur Verfügung stehen. Falls die CEP ihre Vorhaben nicht realisieren kann, geht dem Land und seinen Firmen ein Wirtschaftsimpuls mit erheblichen Potenzialen aus der möglichen Auftragsvergabe an regionale Unternehmen verloren. Nach bisherigen Kalkulationen erfordert die Erschließung und Entwicklung des Feldes allein in den ersten 10 Jahren ein Volumen von ca. 760 Mio. Euro, wovon rund 25 Prozent, also etwa 180 Mio. Euro bei Unternehmen aus MV bleiben. Das beträfe z. B. die Umweltplanung und den Garten- und Landschaftsbau mit etwa 6 bis 12 Mio. Euro und viele andere Gewerke, vor allem aber den Tiefbau sowie den Stahl- und Anlagenbau mit zusammen 95 bis 120 Mio. Euro. Herr Jäger sollte also seine Spekulationen über die Fündigkeit unterlassen und sich daran erinnern, dass er als Betreiber von Windkraftanlagen auch schon einen Plan verwerfen musste, weil die Forderung eines Bürgermeisters nach kostenloser Stromlieferung für seine Gemeinde als Gegenleistung für die Baugenehmigung das Projekt unrentabel machte. Er sollte lieber erklären, warum Umweltplaner und Garten- und Landschaftsbauer, Wachdienste und Beherbergungsbetriebe, die Entsorgungswirtschaft, Tiefbau sowie Tief-, Stahl- und Anlagenbau auf dieses nicht so häufig auftretende Auftragspotenzial verzichten sollen. Das hin und wieder angeführte Alibiargument des nicht mehr benötigten Öls hilft hier nicht. Bedenken Sie, liebe Leser, dass in Ihrem Laptop 11 Liter verbrauchten Erdöls stecken und 45 Prozent jeder Windkraftanlage auf Erdöl basieren.
    Meine Meinung ist: Eigenes Erdöl tut Deutschland und MV gut.
    Walter Stephan, Stralsund

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