Erdöllagerstätte Suderbruch – Ende eines Wiedererschließungsversuchs

Zum Jahreswechsel 2012/2013 war auf Onlineportalen verschiedener Lokalzeitungen wie „Die Harke“ oder der „Walsroder Zeitung“ zu erfahren, dass in Kooperation der TU Clausthal mit dem Erdöl-Erdgasproduzenten ExxonMobil Production Deutschland GmbH (EMPG) eine mögliche Wiedererschließung der 1993 aufgegebenen Erdöllagerstätte Suderbruch (zwischen Celle und Nienburg (Weser) gelegen) erforscht werden soll. Doch statt der EMPG nahm sich schließlich die damalige Wintershall der Sache an und teufte auf zwei ölführende Horizonte Bohrungen für eine eventuelle Wiedererschließung der Lagerstätte ab, die anschließend auch in Produktion genommen wurden.

Rückblick auf das Projekt Suderbruch

Suderbruch

MND-Bohranlage beim Abteufen der „Suderbruch 2002“. Foto: S. Arndt, Februar 2016

Die Impulse für die Wiedererschließung gingen von der TU Clausthal aus. Studenten des Institutes für Erdöl- und Erdgastechnik untersuchten mehrere alte Erdölfelder hinsichtlich ihres Förderverhaltens. Zu diesen Erdölfeldern zählte auch „Suderbruch“, dessen einst über 80 fündige Bohrungen der 1949 entdeckten und 1994 aufgegebenen Lagerstätte hinsichtlich ihres Förderverhaltens analysiert wurden.

Die Analysen ergaben, dass „Suderbruch“ zu den ersten drei deutschen Erdölfeldern zählt, bei denen sich die Wiederaufnahme der Förderung lohnen könnte. Die Technische Universität trat 2010 an ExxonMobil heran, dessen Vorgängergesellschaft, die Brigitta Elwerath Betriebsführungsgesellschaft mbH (BEB), das Feld betrieb. Es wurde ein Kooperationsvertrag über eine dreijährige vertiefende Untersuchung geschlossen.

Bereits für 2013/2014 war eine Bohrung zur Erkundung der Lagerstätte, deren Ölführung sich auf mehrere Horizonte verteilt, durchgeführt werden (Informationen bis hierher: „Suderbruch einzigartiges Freilufttechnikum“, Samtgemeinde Steimbke).

Nachdem es um das Vorhaben zunächst ruhig geworden ist, trat überraschend die Wintershall Deutschland an die Öffentlichkeit mit der Mitteilung, die Wiedererschließung von „Suderbruch“ zu prüfen. Dafür plante das Unternehmen, statt wie bislang eine nun zwei Bohrungen abzuteufen, um das noch vorhandene Potenzial der Lagerstätte zu ermitteln. Beide Bohrungen sollen von einem gemeinsamen Platz westlich der Gemeinde Rodewald niedergebracht werden. Die Durchführung der Bohrungen wurde für den Sommer 2015 anberaumt.

Durchführung der Wiedererschließungsbohrungen „Suderbruch 2001“ und „Suderbruch 2002“

Tatsächlich verzögerten sich die Aufnahme der Bohrarbeiten ein wenig. So wurde die zweite Bohrung erst im Winter 2015/2016 durchgeführt. Die erste Bohrung „Suderbruch 2001“ verfolgte folgendes Ziel: „Das Konzept der Wiedererschließung sah zunächst eine gerichtete vertikale Bohrung zur Erschließung aller relevanten Horizonte vor und anschließend eine zweite Bohrung, die die Speicher in den Gigas-Schichten strukturhoch und subhorizontal aufschließen und Reserven nachweisen sollte. Die Bohrung hatte bereits in 2015 begonnen. In 2016 wurde sie wie geplant im Lias Delta eingestellt. Nach Durchführung von Fördertesten im Suderbruch-Sandstein des Dogger Epsilon wurde die Bohrung als ölfündig eingestuft.“ (Quelle: Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2016)

Die zweite Bohrung wurde dann im unmittelbaren Anschluss vom selben Platz niedergebracht. Sie wurde auf den zentralen Teil des einstigen Ölfeldes abgeteuft: „Sie hat die ölführenden Gigas-Schichten des Malm auf einer Strecke von ungefähr 1000 m plus/minus horizontal aufgeschlossen und dabei mehrere tektonische Störungen durchörtert. Nach Durchführung von Fördertesten wurde die Bohrung für ölfündig erklärt.“ (Quelle: Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2016)

Produktionsphase nach Wiedererschließung „Suderbruch“  ernüchternd

Suderbruch

Betriebsplatz Suderbruch im April 2018. Foto: S. Arndt

Erste offizielle Zahlen zur Förderrate lassen sich dem Jahresbericht Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2017 entnehmen. Die beiden produzierenden Bohrungen förderten 2017 fast 2.000 Tonnen Erdöl. Dabei ist anzunehmen, dass die Förderung nicht über das gesamte Jahr erfolgte.

Dafür spricht die höhere Förderrate im Folgejahr. Diese betrug laut Jahresbericht Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2018 nunmehr knapp 2.500 Tonnen. Für deutsche Verhältnisse ist eine Produktionsrate von über 1.000 Tonnen je Bohrung pro Jahr nicht schlecht, im Hinblick auf eine dauerhafte wirtschaftliche Förderung aber doch als unbefriedigend einzustufen.

Dass dem Wiedererschließungsprojekt „Suderbruch“ keine längerfristige Zukunft beschieden ist, wurde bereits im Folgejahr deutlich. laut Jahresbericht Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2019 war zum Ende des Jahres 2019 nur noch eine der beiden Bohrungen produktiv. Der Jahresertrag an Erdöl belief sich auf nur noch 1.537 Tonnen. Zur Einordnung: Deutschland hat einen Jahresbedarf an Erdöl ca. von 100.000.000 Tonnen!

Dass die Förderung nach wenigen Jahren dem Ende entgegengeht, konnte schließlich aus dem Jahresbericht Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2020 geschlossen werden. Wiederum war nur noch eine der beiden Bohrungen in Betrieb und es konnten nur noch knapp 1.100 Tonnen Erdöl zu Tage gebracht werden.

Wiedererschließung Suderbruch – Das Ende nach nur 4 Jahren

Was sich aus dem Jahresbericht Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2020 erahnen ließ, bestätigt sich nun bzw. bereits vor exakt zwei Monaten. Die Lokalzeitung mit dem etwas seltsamen Namen „Die Harke“ berichtete bereits am 02.06.2021 darüber, dass es mit dem zweiten Versuch der Erdölförderung in Suderbruch vorbei wäre.

Schon im Februar 2021 beendete der neue Inhaber der Lagerstätte, die RDG (aus dem österreichischen Unternehmen RAG hervorgegangen) die Erdölförderung in Suderbruch. Begründet wurde die Maßnahme mit enttäuschenden, wirtschaftlich nicht „darstellbaren“ Förderraten.

Deshalb entschied sich die RDG für die Einstellung der Erdölförderung. Die vergleichsweise große, für eine eigentlich testweise Erdölförderung und -aufbereitung konzipierte Anlage soll abgebaut und nach Süddeutschland verbracht werden.

Mit nur ca. 7.000 Tonnen geförderten Erdöls aus zwei recht aufwendigen Bohrungen und der überdimensionierten Aufbereitungsanlage dürfte dem Wiedererchließungsvorhaben „Suderbruch“ kein wirtschaftlicher Erfolg beschieden gewesen sein. Gegenwärtig laufen laut dem Verfasser vorliegende Informationen die Verfüllungsarbeiten der beiden Bohrungen. Auf der Website der RDG finden sich dazu leider keine Informationen. Doch wer informiert schon gerne über Misserfolge?

 

Artikelfoto: Bohrungen Suderbruch 2001 und 2002 im April 2018, Foto: Steven Arndt