Ölfeld Emlichheim – 11 millionste Tonne gefördert

Im äußersten Westzipfel Niedersachsens befinden sich einige der bedeutendsten Erdöllagerstätten Deutschlands. Zu ihnen zählt auch das Ölfeld Emlichheim. Dieses blickt nicht nur auf eine fast 75-jährige Förderhistorie zurück, sondern weist hinsichtlich seiner aufs Jahr bezogenen Produktionsrate eine Besonderheit auf, die es von allen anderen Lagerstätten Deutschlands und wohl mit deutlichem Abstand von den meisten weltweit unterscheidet. Dazu mehr im folgenden Artikel.

Ölfeld Emlichheim seit Mai 1944 offiziell in Betrieb

Pferdekopfpumpen und Kühe in trauter Eintracht. Ölfeld Emlichheim im September 2016. Foto: Steven Arndt. Zum Vergrößern anklicken.

Bereits mit der ersten Aufschlussbohrung „Emlichheim 1“ ist die Erdöllagerstätte „Emlichheim“ nördlich der gleichnamigen Ortschaft nahe der niederländischen Grenze entdeckt worden. Am 26. Mai 1943 ist mit den Bohrarbeiten begonnen worden, die am 4. November des selben Jahres ihren Abschluss fanden. Seit dem 12. Mai 1944 ist das Ölfeld Emlichheim offiziell in Betrieb (Wikipedia). Die Lagerstätte erstreckt sich über die Staatsgrenze und bildet auf niederländischer Seite mit dem Ölfeld Schoonebeek eine gemeinsame Lagerstätte, deren Hauptteil auf dem Gebiet unseres Nachbarlandes liegt.

Das Vorkommen ist durch ungünstige Lagerstätteneigenschaften aufgrund heterogenen Aufbaus der Speichergesteine sowie des geringen Randwassertriebes gekennzeichnet. Das Erdöl ist hoch viskos (zähflüssig) und mit 0,902 g/cm³ bei 20°C recht schwer. All das sind keine guten Voraussetzungen für die Erdölproduktion. Deshalb ging man nach der Förderentwicklung bis 1965 davon aus, dass nur 12,5 % des ursprünglichen Lagerstätteninhalts gewonnen werden könnten (Boigk 1981).

Deshalb sind thermische Verfahren eingeführt worden, um die Erdölausbeute zu erhöhen. Durch die Temperaturerhöhung sollte das Erdöl weniger zähflüssig gemacht werden. Zunächst wurde Heißwasser injiziiert, wenige Jahre später ging man dann jedoch dazu über, 250 – 300°C heißen Dampf einzuleiten. Mit Erfolg! Die Förderrate ließ sich deutlich steigern und erreichte um 1970 ihren Höhepunkt mit über 180.000 Jahrestonnen. Anschließend setzte jedoch nicht der übliche zügige Förerabfall ein. Stattdessen gelang es den Ingenieuren und Geowissenschaftlern das Förderniveau über Jahrzehnte hinweg mit etwa 150.000 bis 160.000 Jahrestonnen auf konstantem Niveau zu halten. Zeitweise wurde sogar die Marke von 170.000 Jahrestonnen erneut überschritten (Wikipedia). Dieses stabile Förderniveau ist das Besondere am Ölfeld Emlichheim.

11 Millionen Tonnen und noch lange nicht Schluss

MBWS-Bohranlage T-48 während der Bohrkampagne 2017. Foto: Steven Arndt, Januar 2017. Zum Vergrößern anklicken.

Am 21.12.2018 und somit nur wenige Tage vor Weihnachten gibt es Grund zum Feiern für den Betreiber des Feldes, der Wintershall Holding GmbH (Wintershall), einer 100-prozentigen Tochter der BASF AG. Denn an diesem Tag wird die 11-millionste Tonne Emlichheimer Öls an die Erdoberfläche gebracht. Das gab Wintershall in einer Pressemitteilung vom 19.12.2018 bekannt.

Zur Aufrechterhaltung des stabilen Förderniveaus ist in den vergangenen Jahren einiges getan worden. Erst im letzten Jahr ist eine Bohrkampagne mit 13 neuen Bohrungen abgeschlossen worden. Zudem erfolgte von Januar bis März eine seismische Messkampagne, die ein genaueres Abbild des geologischen Untergrundes erzeugen soll, woraus sich bislang unbekannte möglicherweise ölführende Strukturen interpretieren lassen könnten.

Außerdem plant das Unternehmen, südlich des Hauptfeldes die Teillagerstätte Emlichheim-Süd mit einer Bohrung erneut zu untersuchen. Dort wurde zwischen 1959 und 1968 die vergleichsweise geringe Menge von ca. 11.000 Tonnen Erdöl produziert, also ziemlich genau dem 1.000 Teil der Menge, die bislang im Ölfeld Emlichheim gewonnen wurde. Für diese Bohrung soll eine inzwischen ausgeförderte Erdgasbohrung genutzt werden, die in tieferen und deutlich älteren geologischen Schichten der Erdgaslagerstätte Emlichheim produktiv war. Die Bohrarbeiten sollenAnfang Januar 2019 beginnen und für ca. 4 Wochen andauern. Mehr zu diesem Vorhaben hier: Wintershall bereitet Wiedererschließung von Emlichheim-Süd vor.

Literatur: Boigk, H. (1981): Erdöl und Erdölgas in der Bundesrepublik Deutschland, Verlag Enke, Stuttgart

Artikelfoto: MBWS-Bohranlage T-48 während der Bohrkampagne 2017. Foto: Steven Arndt, Januar 2017

 

3 Kommentare zu Ölfeld Emlichheim – 11 millionste Tonne gefördert

  • Werner Henning sagt:

    Moin,

    Anfang der 1980 Jahre waren wir mit einer Winde in Emlichheim. Überwiegend haben wir die Bohrungen in einer Scholle umgerüstet auf Heißdampf Infektion und die Förderung.
    Ich hätte nie gedacht das dieses Erdöl Feld heute noch Fördert Beziehungsweise noch ausgebaut wird.
    Euch allen ein Frohes Weihnachtsfest und ein guten Rutsch.

    Glück auf.
    Werner

  • Manfred Schmees sagt:

    Herzlichen Glückwunsch zu diese Leistung und weiterhin „GLÜCK AUF „

  • Michael Kellermann sagt:

    Glück auf! Schön das es wenigstens noch in Emlichheim und umzu weitergeht mit der deutschen Erdölförderung.
    Im März 1990 war ich auf meinem ersten Workover-Job mit der Winde T86 von DEUTAG als frisch angeheuerter Routhneck in Emlichheim! Seither war Emlichheim immer wieder ein guter Ort zum Arbeiten. Eine Zeit an die man gern zurückdenkt.
    Macht weiter so, frohe Festtage und einen guten Rutsch!

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