ExxonMobil plant Steigerung der Förderung im Ölfeld Barenburg
Im Landkreis Diepholz befinden sich mehrere Erdöllagerstätten. Ausnahmslos alle sind anders als z.B. in Osthannover, Schleswig-Holstein, Region westlich der Ems oder gar Hamburg nach dem Zweiten Weltkrieg aufgeschlossen worden. So verhält es sich auch mit der 1953 entdeckten Lagerstätte „Barenburg“ südlich von Sulingen. Mit einer kumulativen Förderleistung von knapp 7,2 Mio. t Erdöl ist sie nach „Bramberge“ (20,3 Mio. t) und vor der inzwischen aufgegebenen Lagerstätte „Voigtei“ (4,2 Mio. t) die zweitgrößte der Erdöl-Erdgas-Region „Zwischen Weser und Ems“. Überraschenderweise plant der Betreiber ExxonMobil Deutschland GmbH (EMPG) eine deutliche Steigerung der Förderung aus dem Ölfeld Barenburg.
Ölfeld Barenburg – Historischer Abriss
Wie bereits eingangs erwähnt, wurde das Ölfeld Barenburg 1953 aufgeschlossen. Als Hauptförderhorizont wurde das unterkretazische Obervalangin erschlossen. Die Förderteufen befinden sich in 630 bis 740 m. Nebenhorizonte sind der Malm und der Dogger, die vom Haupthorizont durch ca. 200-300 m Tonsteinfolge getrennt sind. Die Lagerstättenteile sind voneinander unabhängig und werden getrennt gefördert (Boigk 1981, NIBIS-Kartenserver).
Die initialen Erdölvorräte der Lagerstätte wurden 1979 auf 16,7 Millionen Tonnen geschätzt (Boigk 1981). Bis Ende 2021 konnten kumulativ ca. 7,2 Millionen Tonnen produziert werden. Die Jahresproduktion 2021 belief sich auf knapp 18.700 Tonnen aus 24 aktiven Förderbohrungen (Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2021). Die initialen Mengen an Erdölbegleitgas betrugen 680-830 Millionen Kubikmeter. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um Lösungsgas, während maximal 200 Millionen Kubikmeter einer Gaskappe zugerechnet werden können (Boigk 1981). Bis Ende 2021 konnten 544,65 Millionen Kubikmeter gewonnen werden, wobei die Produktionsrate ca. 1,5 Millionen Kubikmeter betrug (Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2021).
Ursprünglich wurde eine Ausbeute von 40 % des initialen Erdölgehalts erwartet. Bei einem angenommenen Lagerstätteninhalt von 16,7 Millionen Tonnen entspräche dies 6,68 Millionen Tonnen. Dieser Betrag wurde bereits überschritten. Und er wird nach aktuellen Planungen der EMPG noch deutlich übertroffen werden, wobei dem Verfasser nicht bekannt ist, ob die initialen Vorräte zwischenzeitlich einer Neubewertung unterzogen wurden. Ein Entölungsgrad von ca. 43 % bezogen auf die bekannten Zahlen ist jedenfalls recht beeindruckend hoch.
Erhebliche Steigerung aus Ölfeld Barenburg geplant
In den vergangenen Jahren war es augenfällig, dass die EMPG immer mehr ihrer Ölfelder stilllegen musste, was vordergründig auf Schäden an Leitungen zurückzuführen war. Ein Neubau wäre aufgrund des vergleichsweise geringen Reservenpotenzials unwirtschaftlich, das Risiko wiederholter Leckagen von Seiten der Aufsichtsbehörde, dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) nicht akzeptiert worden. So wurden über die Jahre die Lagerstätten Sulingen-Valendis, Lüben/Lüben-West, Hankensbüttel-Mitte/-Nord/-Ost, Wietingsmoor und schließlich wohl auch Voigtei außer Betrieb genommen. In anderen Lagerstätten, wie Siedenburg sowie auch Barenburg wurde das Leitungssystem erneuert. Hier war der Sanierungsaufwand vergleichsweise gering, da die Aufbereitungsstationen nur wenige hundert Meter bis Kilometer von den Förderbohrungen entfernt liegen (persönliche Beobachtungen und Einschätzungen aufgrund von Zeitungsartikeln).
Umso überraschender für uns war die zufällig gefundene Nachricht, dass die EMPG die Förderrate im Ölfeld Barenburg erheblich steigern will. Überraschend in zweierlei Hinsicht, denn es gab bereits vor 9 Jahren einen entsprechenden Versuch mit bescheidenem Ergebnis im Nordfeld und zum zweiten widerspricht das Vorhaben den beobachteten Aktivitäten der letzten Jahre. Doch was genau ist vorgesehen?
Die EMPG plant im nördlichen Teil der Lagerstätte sieben neue Förderbohrungen sowie zwei Bohrungen zur Reinjizierung von mitgefördertem Lagerstättenwasser (LaWa) abzuteufen. Darüber hinaus sollen zwei aktuell Erdölförderbohrungen zu Injektoren und eine Beobachtungsbohrung zu einer Förderbohrung umgerüstet werden. Damit zusammenhängend muss das Feldleitungssystem erweitert werden, um das Erdöl zur Aufbereitungsanlage sowie das abgeschiedene LaWa zu den Injektionsbohrungen zu transportieren.
Mit dem Vorhaben soll die gegenwärtige tägliche Produktionsrate des Feldes von 70 Tonnen pro Tag um bis zu 240 Tonnen auf über 300 Tagestonnen gesteigert werden. In Anbetracht des fast 70-jährigen Produktionszeitraums und der eher enttäuschenden Ergebnisse der Bohrungungen „Barenburg 69“ sowie „Barenburg 70“ im Jahr 2013 ein ambitioniertes Vorhaben.
Um das Ziel zu erreichen, soll die gegenwärtige „sekundäre Förderung“ auf „tertiäre“ umgestellt werden. Was bedeutet das?
Gegenwärtig wird mitgefördertes LaWa über Injektionsbohrungen wieder in die Lagerstätte eingebracht, um den Lagerstättendruck aufrecht zu erhalten sowie das Erdöl zu den Förderbohrungen zu verdrängen. Künftig soll das Lagerstättenwasser mit Zusätzen angedickt werden, um das Öl noch besser zu den Fördersonden zu treiben. Diese Prinzip wird als Polymerisation bezeichnet und wurde bereits in der Vergangenheit in Deutschland angewendet, aus wirtschaftlichen Gründen jedoch wieder eingestellt. Bei der reinen Wasserinjektion besteht das Problem, dass das Wasser das Öl „überholt“ und nur eingeschränkt zur Fördersonde drücken kann.
Für das Projekt sind insgesamt vier neue Sondenplätze erforderlich, von denen zwischen einer und vier Bohrungen abgeteuft werden sollen.
Platz 1: Förderbohrung „Barenburg 71“
Platz 2: Förderbohrungen „Barenburg 72“; „Barenburg 73“ sowie Injektionsbohrung „Barenburg H8“
Platz 3: Förderbohrungen „Barenburg 74“; „Barenburg 75“; „Barenburg 76“ sowie Injektionsbohrung „Barenburg H9“
Platz 4: Förderbohrung „Barenburg 77“
Die bereits bestehenden Förderbohrungen „Barenburg 13“ sowie „Barenburg 56“ werden zu Injektionsbohrungen umgerüstet. Die ursprünlich in 2013 als Produktionsbohrung abgeteufte „Barenburg 69“, die seinerzeit als „nicht fündig“ bewertet wurde, wird vom jetzigen Status „Beobachtungsbohrung“ dann doch Produktionsbohrung.
Quelle: https://uvp.niedersachsen.de/trefferanzeige?docuuid=7E2749DF-DD39-4FDD-B2ED-8DF83C67928C
Zusammenfassung
ExxonMobil plant in dem seit fast 70 Jahren in Produktion stehendem Ölfeld Barenburg im Landkreis Diepholz die Förderung signifikant zu steigern.
Über die Jahre wurden 85 Bohrungen abgeteuft, zuletzt zwei im Jahr 2013. Davon befinden sich gegenwärtig 24 in Förderung und 12 weitere dienen der Reinjektion von mitgefördertem LaWa.
Zur Zeit werden ca. 70 Tonnen Erdöl pro Tag gefördert. Das entspricht knapp 3 Tanklastzügen. Sollten die Vorstellungen der EMPG von Erfolg gekrönt sein, wird die Förderung auf bis zu 310 Tonnen pro Tag gesteigert. Das entspräche ca. 12 Tanklastzügen pro Tag. Die Aufbereitungsanlage Barenburg verfügt jedoch über einen Gleisanschluss. Das Erdöl wird somit per Bahn zur Raffinerie Lingen/Ems transportiert.
Artikelfoto: Frisch abgeteufte Bohrungen „Barenburg 69“ und „Barenburg 70“. Foto: Steven Arndt, Sommer 2014