ExxonMobil beendet Ölförderung in Hankensbüttel

Hankensbuettel-Mitte 14

Im östlichen Niedersachsen betreibt die ExxonMobil Production GmbH (EMPG) mehrere Ölfelder. Diese sind hauptsächlich in den 1950er Jahren aufgeschlossen worden und blicken somit auf eine fast 70-jährige oder gar längere Fördergeschichte zurück. Dementsprechend ist die Förderleistung inzwischen deutlich gegenüber dem Jahrzehnte zurückliegenden Höchststand zurückgegangen. Die EMPG-Felder Lüben/Lüben-West/Bodenteich sowie Hankensbüttel-Mitte/-Nord/-Ost produzierten 2020 kein Erdöl mehr. Nun gab das Unternehmen bekannt, dass es seinen Feldesteil in Hankensbüttel zurückbaut.

Aufschluss der Lagerstätte 1954

Workover auf Hankensbüttel-Mitte 10. Foto: S. Arndt, August 2013

Nach dem 2. Weltkrieg fand in Niedersachsen eine intensive Suche nach neuen Erdöllagerstätten statt. Die bereits vor dem Krieg bekannten sind stark beansprucht worden und hatten ihren Zenit längst überschritten. Die Suche war auch im östlichen Niedersachsen erfolgreich. Mit „Eldingen“ gelang 1949 der erste bedeutendere Fund und es folgten relativ zügig weitere.

Nur ca. 12 km nordöstlich von „Eldingen“ setzte am 22. Oktober 1953 die Gewerkschaft Elwerath, ein Vorgängerunternehmen der EMPG,  die Bohrung „Hankensbüttel-Mitte 1“ an, die am 13. Januar 1954 beendet wurde und sogleich fündig einkam. Was seinerzeit sicherlich noch keiner ahnte: Mit der Bohrung wurde eine der größten Erdöllagerstätten Deutschlands entdeckt!

Den Fund bestätigende Erweiterungsbohrungen folgten zügig. Die am 5. März 1954 in 2.300 Metern südlicher Entfernung von der Deutschen Erdöl AG (DEA) angesetzte Bohrung „Hankensbüttel-Süd 1“ wurde nach 30 Tagen Bohrzeit ebenfalls fündig. Nicht ganz so glücklich verlief die von der Elwerath durchgeführte Erweiterungsbohrung „Hankensbüttel-Ost 1“, die sich knapp 600 Meter östlich der Fundbohrung befindet. Sie war zunächst nicht fündig. Erfolg stellte sich erst nach einer Ablenkung zur „Hankensbüttel-Ost 1a“ ein.

Damit war bereits im Fundjahr die Ausdehnung der Lagerstätte grob umrissen und es folgte die systematische Erschließung. Diese beschränkte sich im Wesentlichen auf die 1950er Jahre. In den folgenden Jahrzehnten gab es nur wenige Bohraktivitäten im Gesamtfeld, wobei der Anteil im weitaus größeren Südfeld entsprechend höher war. Mit der „Hankensbüttel-Mitte 14“ ist 1996 die letzte Bohrung im von der EMPG betriebenen Feldesteil „Hankensbüttel-Mitte/-Nord/-Ost“  niedergebracht worden. Diese war ölfündig.

Daten in diesem Abschnitt vom NIBIS-Kartenserver (Landesamt für Bergbau, Energie, Geologie Niedersachsen)

Hankensbüttel-Mitte/-Nord/-Ost wird bis 2024 zurückgebaut

Erdölförderbohrung Hankensbüttel-Mitte 13. Unmittelbar daneben befindet sich die Fundbohrung Hankensbüttel-Mitte 1, die zum Zeitpunkt der Aufnahme im August 2013 bereits stillgelegt war. Foto: S. Arndt

Im Jahr 2019 kam es an der Sammelleitung des Feldes zu mehreren Korrosionsschäden, bei denen Nassöl, ein Gemisch aus Erdöl und mitgefördetem Lagerstättenwasser, in begrenztem Umfang ausgetreten ist. In der Folge musste die Leitung und somit das Feld außer Betrieb genommen werden. Betroffen davon war auch das ca. 10 Kilometer nordöstlich gelegene Feld Lüben/Lüben-West/Bodenteich, wo die Leitung ihren Ausgangspunkt hat.

Wie bereits eingangs erwähnt, ist aus diesen Lagerstätten 2020 kein Erdöl mehr gefördert worden. Auch im Folgejahr stand die Produktion still. Daher war die Nachricht vom 28. November 2022 in der „Allgemeinen Zeitung“ über die Stillegung und den Rückbau des von der EMPG betriebenen Hankensbütteler Feldesteils wenig überraschend. Der Bericht ist online leider nicht verfügbar.

Zu diesem Zeitpunkt sind bereits verschiedene Arbeiten zur Stilllegung von Produktionsanlagen durchgeführt worden. So wurden alle Feldessleitungen gespült und stillgelegt. Zudem wurden Anlagenteile auf der Sammelstation gereinigt und zurückgebaut. Der vollständige Rückbau soll bis 2024 abgeschlossen sein. Ob dazu auch die Verfüllung der noch offenen Bohrungen sowie der Rückbau der Plätze zählt, geht aus dem Artikel nicht hervor und ist nach Einschätzung des Verfassers auch nicht realistisch.

Hankensbüttel-Süd bleibt in Förderung

Erdölförderbohrung Hankensbüttel-Süd 96 (rechts) sowie Injektionsbohrung Hankensbüttel-Süd 97 im Dezember 2020. Auf der HKB-S 96 steht mittlerweile ein Tiefpumpenantrieb. Foto: S. Arndt

Von der Stilllegung nicht betroffen ist der weitaus größere südliche Teil der Lagerstätte „Hankensbüttel“. Dieser wird seit knapp 2 Jahren von der Vermilion Energy GmbH & Co. KG (Vermilion) betrieben. Vermilion hat diesen von der Wintershall Dea Deutschland GmbH (Wintershall Dea) erworben. Das Unternehmen hatte in den Vorjahren bereits mehrere Ölfelder in der Region von Engie (zuvor Gaz de France-Suez) erworben.

Noch unter der Regie der Wintershall Dea sind im südlichsten Zipfel des Südfeldes zwei neue Bohrungen niedergebracht worden, wovon eine (Hankensbüttel-Süd 96) der Förderung und die andere (Hankensbüttel-Süd 97) zum Einpressen von mitgefördertem Lagerstättenwasser zur Druckerhaltung dienen sollte. Beide Bohrungen waren erfolgreich.

Im vergangenen Jahr belief sich die Förderung aus 7 verbliebenen Bohrungen auf nur noch 8.572 Tonnen. Bis zum 31.12.2021 wurden aus allen Feldesteilen immerhin 15,14 Millionen Tonnen gewonnen (Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2021). Der Anteil der durch die EMPG betriebenen Feldesteile belief sich dabei auf ca. 2,8 Millionen Tonnen. Es bleibt abzuwarten, wie lange in Hankensbüttel noch Erdöl wirtschaftlich gefördert werden kann.

Andere EMPG-Felder in Region bleiben erhalten

Erdölförderbohrung Rühme 48 im Juni 2016. Foto: S. Arndt

Laut des Berichts der „Allgemeinen Zeitung“ bleiben die übrigen Felder in der Region von der Stilllegung in Hankensbüttel unberührt. Bezüglich Lüben/Lüben-West/Bodenteich ist das überraschend, da dieser Feldeskomplex Ausgangspunkt der defekten Leitung ist.

Aber auch den im Artikel erwähnten Feldern Rühme, Eldingen sowie Nienhagen dürfte keine allzu lange Zukunft beschieden sein. Im Jahr 2021 förderten sie zusammen ca. 17.100 Tonnen Erdöl aus 27 Bohrungen (Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2021). Demnach ist es sehr wahrscheinlich, dass die Förderung aus den verbliebenen von der EMPG betriebenen Feldern bis 2030 beendet werden dürfte.

 

Artikelfoto: Erdölförderbohrung Hankensbüttel-Mitte 14. Foto: S. Arndt, August 2013

Ein Kommentar zu ExxonMobil beendet Ölförderung in Hankensbüttel

  • Nordlicht sagt:

    Ich kenne die Gegend seit Kindheit. Das Bild der nickenen Pumpen hat mich immer irgendwie beruhigt.

    Nun, nicht nur groß sondern alt geworden, würden mich Erdgas- und vielleicht auch Erdöl-Förderungen auf dem eigenen Staatsgebiet auch ungemein beruhigen.

    Ich habe nichts gegen Öl- und Gasimporte, auch nicht aus Russland, aber sie sollten nie so hoch sein, daß man nicht notfalls ohne auskommen könnte.

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