Lagerstättenwasser-Austritt Emlichheim – Die Fakten

Am 15. März 2019 meldete die damalige Wintershall als Betreiber des Erdölfelds Emlichheim einen Korrosionsschaden an einer Bohrung, die dem Einpressen von Lagerstättenwasser dient. Am gleichen Tag gab die zuständige Aufsichtsbehörde, das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) eine entsprechende Pressemitteilung heraus. Wie die nachfolgend aufgezeigte Chronologie der Mitteilungen zeigt, wurde die Öffentlichkeit sowohl von dem nun nach einer Fusion unter WintershallDea firmierenden Betreiber als auch vom LBEG über den Fortgang der Folgeuntersuchungen informiert. Mit dem Bekanntwerden, dass große Volumina an Lagerstättenwasser ausgetreten sind, folgten prompt dramatisierende Medienberichte sowie Stellungnahmen von Gegnern der inländischen Erdöl- und Erdgasgewinnung. Letztere versuchen den Vorfall durch offensichtliche „Fake-News“ für ihre Zwecke zu missbrauchen, während die Medien, allen voran der NDR, wieder einmal ein merkwürdiges Verständnis sachlicher Berichterstattung offenbaren. Im Folgenden stellen wir die bisherigen Erkenntnisse faktenbasiert dar und erlauben uns gemäß unseres Anspruchs zusätzlich in einem folgenden Artikel eine deutliche Kritik an den dramatisierenden Medien und desinformierenden Initiativlern/Aktivisten, welche gegen die heimische Kohlenwasserstoffgewinnung opponieren.

Chronologie der Meldungen zum Lagerstättenwasser-Vorfall

Erdölfeld Emlichheim. Foto: Steven Arndt

Die erste Meldung, dass es zu einem Korrosionsschaden an der Bohrung „Emlichheim 132“ (EM 132) zur Wiedereinleitung von Wasser in die Erdöllagerstätte, aus der es ursprünglich stammt (deswegen auch die Bezeichnung „Lagerstättenwasser“) erschien am 15. März 2019. Ob und in welchem Umfang Lagerstättenwasser ausgetreten ist, konnte zum damaligen Zeitpunkt nicht gesagt werden. Das LBEG gab in einer Pressemitteilung mit gleichem Datum bekannt, dass „möglicherweise“ das aus der Erdöllagerstätte mitgeförderte Wasser beim Wiedereinbringungsprozess über die Korrosionsstelle in 148 bis 213 Metern Tiefe ausgetreten sein könnte. Die Korrosion wurde übrigens bei routinemäßigen Wartungsarbeiten im Oktober 2018 festgestellt.

Eine Woche später gab das LBEG eine Pressemitteilung heraus, aus der hervorging, dass auch bei einer zweiten Einpressbohrung im Feld Emlichheim Korrosionen an der Verrohrung der Bohrung festgestellt worden sind. Wenige Tage später veröffentlichte der Betreiber Wintershall am 25.03.2019 eine Mitteilung dazu. Aus Oberflächengewässern sowie oberflächennahem Grundwasser sollen Proben entnommen werden, um etwaige Kontaminationen durch Lagerstättenwasser festzustellen, hieß es. Diese Mitteilungen wurden auch vom NDR aufgegriffen.

Nur wenige Tage später, am 28.04.2019, gab es weitere Nachrichten zum Vorfall sowohl durch den Betreiber als auch durch das LBEG. Während das LBEG nur den aktuellen Stand wiedergab und knapp die weitere Vorgehensweise skizzierte, ging der Betreiber des Erdölfelds Emlichheim bezüglich der weiteren geplanten Untersuchungen weiter ins Detail. Mehr ist den jeweiligen Pressemitteilungen des LBEG bzw. der Wintershall zu entnehmen.

Und nur zwei Tage darauf, am 30.04.2019, wurde die Öffentlichkeit wiederum informiert. Sowohl durch den Betreiber, als auch durch das LBEG. Die Betonung auf „die Öffentlichkeit“ ist insofern wichtig, als dass Kritiker/Gegner aktuell 3 Monate später tatsachenwidrig behaupten, dass die Öffentlichkeit nicht über den Vorfall sowie Untersuchungsergebnisse in Kenntnis gesetzt worden sind. Dazu mehr im weiteren Verlauf des Beitrags.

Lagerstättenwasseraustritt nachgewiesen

Tiefpumpenantrieb im Erdölfeld Emlichheim. Foto: Steven Arndt, Januar 2017.

Über gut zwei Monate ließen weitere Informationen auf sich warten, bis am 3. Juli 2019 das LBEG bekannt gab, dass tatsächlich an der schadhaften Bohrung EM 132 Austritt von Lagerstättenwasser bestätigt werden konnte. Unterhalb von 150 m Teufe ist mittels Fördertests festgestellt worden, dass die Bohrung nicht dicht ist. In der zurückgeförderten Flüssigkeit konnten Rückstände von Lagerstättenwasser nachgewiesen werden. Über die ausgetretene Menge konnten Anfang Juli noch keine Aussagen getroffen werden.

Mit Ausklang des Julis 2019 jedoch lagen Ergebnisse vor, die vom Betreiber, der inzwischen unter WintershallDea firmiert, mit Datum vom 29.07.2019 der Öffentlichkeit bekannt gegeben worden sind. Demnach könnten „140.000 bis möglicherweise 220.000 Kubikmeter Lagerstättenwasser in den Untergrund gelangt sein“. Die Daten basieren auf einem abgeschlossenen Einpresstest, demnach unter den Bedingungen des gegenwärtigen Schadensbildes.

Zur weiteren Untersuchung hat das Unternehmen ein Tiefbohrung in der Nähe der Bohrung EM 132 zur genaueren Erkundung des Untergrundes begonnen. Sie wir d rund sechs Wochen andauern . Es werden Untersuchungen von Sediment- und Wasserproben erfolgen, mit denen ein Untersuchungsbild bis in 230 Metern Tiefe erarbeitet wird. Nach wie vor sind keine Beeinträchtigungen für Flora und Fauna sowie die menschliche Gesundheit nachgewiesen.

Die aktuelle Faktenlage

Bohrarbeiten in Emlichheim. Foto: Steven Arndt, Januar 2017

Erwartungsgemäß gibt es zum Vorfall verschiedene Meldungen der Massenmedien sowie der gegen die einheimisch Gewinnung von Erdöl und Erdgas  opponierenden Initiativen, die jedes Vorkommnis dramatisieren und skandalisieren, oftmals in vertrauter Eintracht, wie wir es auf diesem Blog vielfach nachgewiesen haben. Doch zunächst zur Faktenlage über die Berichte der offiziellen Medien hinaus und dabei mit Berufung auf das LBEG:

01: Es sind (könnten) 140.000 bis 220.000 Kubikmeter Lagerstättenwasser aus der Bohrung EM 132 ausgetreten sein

02: Sowohl Innenrohr als auch Außenrohr der Bohrung sind korrodiert

03: Seit Oktober 2018 ist die EM 132 stillgelgt. Es kann kein Lagerstättenwasser mehr austreten

04: Nach gegenwärtigem Kenntnisstand ist das Lagerstättenwasser in über 150 m Tiefe ausgetreten

05: Aufgrund der Austrittstiefe sowie nicht nachgewiesener Kontaminierung von Oberflächengewässern sowie oberflächennahen Grundwasserleitern gibt es keine Gesundheitsgefährdung für Menschen

06: Der Schaden wurde bei bzw. im Nachgang routinemäßiger Wartungsarbeiten entdeckt.

07: Nach Kenntnis des LBEG sind keine weiteren Schäden an den weiteren ca. 220 Einpressbohrungen in Niedersachsen bekannt.

Dem vom LBEG zur Verfügung gestellten Kartenmaterial lässt sich entnehmen, dass der Austritt des Lagerstättenwassers in Sanden des Tertiärs stattfand. In diesen Sanden befindet sich bereits Wasser, das nicht zur Trinkwassergewinnung und auch nicht zur Beregnung landwirtschaftlicher Flächen geeignet ist, da es aufgrund seiner Einlagerung über mehrere Millionen Jahre bereits mineralisiert ist. Für Flora und Fauna nutzbare Grundwasservorkommen sind in Norddeutschland in geologischer Hinsicht quasi  ausnahmslos in jüngeren Sanden und Kiesen des Quartärs zu finden.

Dieser Fakt ist für die Fortsetzung „Lagerstättenwasser-Austritt Emlichheim – Die Skandalisierung“ von nicht unerheblicher Bedeutung.