Gasbohrungen bei Märkisch-Buchholz werden verfüllt
In den 1980er Jahren wurden bei Märkisch-Buchholz in Brandenburg Bohrungen zur Erkundung von Erdöl- und Erdgasvorkommen niedergebracht. Bereits die erste traf auf eine Erdgaslagerstätte. Aufgrund des geringen Anteils brennbarer Kohlenwasserstoffe von zusammen nur ca. 10 Prozent (Methan 5,6 %, Quelle) erfolgte keine Inproduktionsnahme. Doch 2013 änderte sich das. Der damalige Inhaber des Bergwerkfeldes, GDF-Suez, beantragte Wartungs- und eine damit einhergehende Fördertestarbeiten an den drei bestehenden Erdgasbohrungen.
Pläne zur Erschließung stießen umgehend auf Widerstand
Im Juni 2013 trat GDF-Suez mit der Information an die Öffentlichkeit, die drei vorhandenen Bohrungen im Bereich der Erdgas-Kondensat-Lagerstätte Märkisch-Buchholz warten zu wollen. Im Zuge dieser Arbeiten sollte auch eine kurze Testförderung vorgenommen werden. Wir berichteten darüber am 18.06.2013. Im Oktober 2013 sind die Arbeiten schließlich von der zuständigen Behörde, dem Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) in Cottbus genehmigt worden. Darüber haben wir am 11.10.2013 informiert.
Allerdings fiel die Ankündigung des Vorhabens in einer denkbar ungünstige Zeit für Erdöl- und Erdgasprojekte in Deutschland. Denn nach mehrfacher unkritischer Ausstrahlung des Films „Gasland“ wurde die Förderindustrie als das neue große Böse nach 2011 politisch verordnetem Niedergangs der Kernkraftindustrie in Deutschland angesehen. Die Skandalisierung jedes noch so kleinen Vorfalls im Zusammenhang mit der Erdöl-Erdgasförderung in den Medien trug ihr Scherflein dazu bei. Und so war es wenig überraschend, dass sich auch in Märkisch-Buchholz und umliegenden Ortschaften eine Bürgerinitiative gründete, um gegen das Projekt vorzugehen. Dabei war, wie leider üblich, nahezu jedes Mittel zur Verunsicherung und Desinformation unbedarfter Mitbürger recht.
Bestehende Bohrungen sollten Förderung in Märkisch-Buchholz dienen
Ungefähr zwei Jahr später konkretisierten sich die Pläne von GDF-Suez hinsichtlich der Inproduktionsnahme der Lagerstätte. Zur Förderung sollten die Bohrungen Märkisch-Buchholz 1 und 3 genutzt werden. Für die Versenkung des unvermeidlich anfallenden Lagerstättenwassers die nicht fündige Bohrung Märkisch-Buchholz 2, die unterhalb des gasführenden Bereiches das Randwasser der Lagerstätte antraf. Die Aufbereitung des Erdgases sollte in einer eingehausten Anlage im Gewerbegebiet von Märkisch-Buchholz erfolgen. Details zur geplanten Verwertung des Methans sowie der weiteren brennbaren Komponenten können in unserem Beitrag Zukunftsweisende Konzepte der Erdgasproduktion in Deutschland Teil I nachgelesen werden.
Mitte 2016 gab es jedoch eine Neuerung: Der nun unter ENGIE firmierende Inhaber des Bergwerkfeldes gab bekannt, die vorhandenen Bohrungen, die immerhin zu diesem Zeitpunkt bereits 30 Jahre alt waren, nicht für die Förderung nutzen zu wollen. Im Zuge der durchgeführten Revisionsarbeiten konnte nicht eindeutig nachgewiesen werden, dass die Bohrungen heutigen Sicherheitsanforderungen unter Produktionsbedingungen genügen. Deshalb entschied sich ENGIE, stattdessen am Standort der Fundbohrung Märkisch-Buchholz 1 zwei neue Produktionsbohrungen abzuteufen. Zudem sollte die Aufbereitungsanlage nicht mehr im Gewerbegebiet des kleinen Städtchens errichtet werden, sondern unmittelbar neben den Produktionsbohrungen. Weitere Informationen gibt es unter Neukonzeption Erdgasförderung Märkisch-Buchholz. Doch auch dazu kam es nicht. Denn ENGIE veräußerte seine Erdöl- und Erdgaslagerstätten an Neptune Energy, sofern diese, jeweils auf Deutschland bezogen, nicht zuvor von Vermilion Energy erworben worden sind.
Neptune Energy verfolgt Projekt Märkisch-Buchholz nicht weiter
Bereits kurz nach Erwerb der Lagerstätte teilte Neptune Energy mit, das Vorhaben nicht weiter verfolgen zu wollen. Wirtschaftliche Gründe sollen dafür ausschlaggebend sein. Inwiefern der konzertierte Widerstand der Bürgerinitiative mit eine Rolle gespielt hat, sei dahingestellt, aber die Sektkorken dürften bei den Protagonisten geknallt haben.
Entsprechende Sonderbetriebspläne zur Verfüllung der drei bestehenden Bohrungen hat das Unternehmen nunmehr beim LBGR eingereicht. Für das Vorhaben ist der Zeitraum zwischen September und Dezember 2019 vorgesehen. Für die Verfüllungsarbeiten ist laut Pressemitteilung des Betreibers eine ca. 50 Meter hohe Winde vorgesehen. Anmerkung des Verfassers: Bei dieser Höhenangabe ist mindestens mit einer größeren Anlage zu rechnen. Welche, bleibt abzuwarten, denn wie Neptune Energy weiter schreibt, beginnen die Arbeiten vorbehaltlich behördlicher Genehmigungen sowie der Verfügbarkeit technischer Anlagen.
Zunächst wird die Märkisch-Buchholz 2 inmitten eines Kiefernwaldes auf dem Gebiet der Gemeinde Münchehofe verfüllt. Anschließend folgen die beiden weiteren Bohrungen. Für jede Bohrung sind jeweils sechs Wochen für die Verfüllungsarbeiten vorgesehen. Eventuell sind Nachtarbeiten nicht zu vermeiden. Bis zum abschließenden, vollständigen Rückbau der ehemaligen Betriebsplätze und der Zufahrtswege zu einem späteren Zeitpunkt werden die Plätze und die verfüllten Bohrlöcher weiterhin regelmäßig kontrolliert.
Artikelfoto: Workover auf der Bohrung Märkisch-Buchholz 2 im Februar 2014, Foto: S. Arndt