Förderausweitung im Ölfeld Rühlermoor zunächst auf Eis gelegt

Erdölförderung in Rühlermoor

Bereits Anfang sowie Mitte 2014 berichteten wir in verschiedenen Beiträgen (HIER, HIER und HIER) über ein neues Konzept zur optimaleren Ausförderung der Schweröllagerstätte Rühlermoor im Emsland. Es war angedacht, den bisher erreichten Entölungsgrad von ca. 30 Prozent auf 60 Prozent zu steigern. Dazu sollten mehrere im folgenden Artikel kurz beschriebene Maßnahmen erfolgen. Doch am 24.11.2017 meldete die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ), dass das Vorhaben zunächst nicht umgesetzt wird.

Historische Übersicht zum Ölfeld Rühlermoor

Tiefpumpenantriebe im Ölfeld Rühlermoor nach einem abendlichen Gewitter. August 2014. © Steven Arndt

Bereits 1949 gelang der Aufschluss der Erdöllagerstätte „Rühle“, welche vorwiegend an den „Bentheimer Sandstein“ (Unterkreide) geknüpft ist. Die hauptsächliche Erschließung erfolgte während der 1950er Jahre. Bis 1979 sind insgesamt fast 600 Bohrungen niedergebracht worden (Boigk 1981). Diese Zahl dürfte inzwischen durch weitere Bohrungen in der Folgezeit, auch in den letzten Jahren, übertroffen worden sein. Die Lagerstätte ist durch eine Konzessionsgrenze getrennt und im Folgenden soll sich auf den bedeutenderen östlichen Feldesteil „Rühlermoor“ konzentriert werden.

Hier wurde Ende der 1970er Jahre die 15 Millionen Tonnen-Marke nach 30-jähriger Produktion erreicht (Boigk 1981). Inzwischen hat sich die Menge laut NOZ-Artikel auf 32 Millionen Tonnen summiert, deren Gesamtinhalt (oil in place) auf 100 Mio. t geschätzt wird. Einen Beitrag zu dieser Ausbeute haben Dampfflutungsmaßnahmen beigetragen. Durch die Injektion von ca. 300 °C heißen Dampfes wird die Viskosität (Zähflüssigkeit) des Erdöls herabgesetzt, so dass es leichter zur Bohrung fließen kann. Seit Ende der 70er Jahre fand das Verfahren, zunächst testweise, später in größerem Umfang, Anwendung.

Und dieses Verfahren sollte mit dem angedachten neuen Konzept,welches im nächsten Abschnitt kurz dargestellt wird, optimiert und ausgebaut werden.

Neues Erschließungskonzept für Rühlermoor

Abendstimmung im Ölfeld Rühlermoor. Juli 2016. © Steven Arndt

Anders als bislang soll zur Dampferzeugung kein Süßwasser aus Grundwasserleitern mehr genutzt werden. Stattdessen ist vorgesehen Dampf aus mitgefördertem Lagerstättenwasser (LaWa) zu erzeugen. Die wesentlichen Eckpunkte des Vorhabens sind folgende:

  • 140 Neubohrungen sowie Umrüstung von 30 bestehenden Bohrungen, Erneuerung bestehender Feldleitungen
  • Wiederinbetriebnahme von Tanks für Lagerstättenwasser, Optimierung des vorhandenen Pumpen- und Rohrleitungssystems
  • Dampferzeugung in einer neu zu errichtenden Kraft-Wärme-Kopplungsanlage, als Brennstoff dient u.a. mitgefördertes Erdölbegleitgas, der erzeugte Strom dient dem Eigenbedarf, überschüssige Mengen werden in das öffentliche Netz eingespeist
  • nicht zur Dampferzeugung verwendetes LaWa wird über neue Injektionsbohrungen in den ursprünglichen Aquifer (Wasserleiter) gemäß Kreislaufprinzips verbracht

Die 140 Neubohrungen verteilen sich nach Kategorien dabei wie folgt:

  • ca. 110 neue Produktionsbohrungen zur Förderung des Nassöls
  • ca. 25 Neubohrungen zur Dampfinjektion
  • ca. 15 neu Wasserinjektionsbohrungen zur Rückverbringung des LaWa in die Erdöllagerstätte bzw. in den angrenzenden Aquifer

Die Angaben beziehen sich dabei auf die „Allgemeinverständliche Zusammenfassung Erdöl aus Rühlermoor – Mit Tradition in die Zukunft „ des Umweltplanungsbüros Kölling und Tesch aus Bremen.

Zunächst keine Investition in das zukunftsweisende Projekt

Frostiger Nachmittag im Ölfeld Rühlermoor. Januar 2017. © Steven Arndt

Doch aus dem Vorhaben, die traditionelle Förderung bis weit in die Zukunft zu führen, wird bis auf Weiteres leider nichts. Das berichtet die NOZ im bereits in der Einleitung verlinkten Artikel.

Demnach konnte sich die Muttergesellschaft nicht dazu entschließen, der ExxonMobil Production Deutschland GmbH (EMPG) die Genehmigung für die geplanten Investitionen zu erteilen. Dabei wären diese nach Berechnungen der EMPG durchaus rentabel gewesen, so die NOZ mit Berufung auf den Projektleiter Stefan von Bose. Durch diese Entscheidung entfällt ein Investitionsvolumen von wahrscheinlich mehreren 100 Millionen Euro.

Dennoch bedeutet die Entscheidung weder das baldige Ende der Erdölförderung in Rühlermoor noch das endgültige Aus des Vorhabens. Schließlich ändern sich die Rahmenbedingungen in der Erdölwirtschaft permanent. Selbst  als renommiert geltende Experten der Energiewirtschaft, wie die häufig in den Massenmedien präsente Professorin des DIW, Claudia Kemfert, prognostizierten vor 10 Jahren Ölpreise von 200 US-Dollar je Barrel, was diversen Berichte aus 2007 zu entnehmen ist. Als sich in den vergangenen Jahren abzeichnete, dass diese Prognose unzutreffend ist, wollte Kemfert plötzlich nichts mehr davon wissen (Richtigstellung zum Artikel „Ölpreis soll auf 200 Dollar steigen“).

Um es auf den Punkt zu bringen: Sollte der Weltmarktpreis für Rohöl wieder signifikant steigen, wäre es durchaus möglich, dass das Projekt in Rühlermoor umgesetzt wird. Deshalb soll das Planfeststellungsverfahren laut NOZ-Bericht auch zu Ende geführt werden inklusive der Genehmigung des Vorhabens. Denn was man hat, das hat man und muss künftig nicht erneut in langwierigen Genehmigungsprozessen er- und bearbeitet werden.

 

Artikelfoto: Neue Produktionsbohrungen im Erdölfeld Rühlermoor (Januar 2017). Nach Kenntnis des Verfassers dienten sie der Evaluierung des angedachten Vorhabens. © Steven Arndt

 

Nicht verlinkte Quellen:

Boigk, H.: Erdöl und Erdölgas in der Bundesrepublik Deutschland, Enke, Stuttgart 1981