In der Höhle des Löwen – Zu Besuch bei einer Anti-Fracking-Veranstaltung von Die Linke (Teil II)

Hier folgt der zweite Teil unseres Erlebnis-/Erfahrungsberichtes bei einer Anti-Fracking-Veranstaltung, die von der Partei Die Linke organisiert worden ist. Im ersten Teil gab es neben einleitenden Worten eine Zusammenfassung des Vortrages von Herrn Hubertus Zdebel (MdB, Die Linke). Im zweiten Teil wird sich mit dem Vortrag von Oliver Kalusch vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) auseinandergesetzt sowie über die Diskussion berichtet. Abschließend wird dargestellt, wie einige der Zuhörer mit uns Kritikern der Veranstaltung umgegangen sind.

Vortrag von Oliver Kalusch

Schiefergasförderung in der Nähe von Dimock, Pennsylvania. Alles andere als eine "verwüstete Landschaft" Quelle: BingMaps.

Schiefergasförderung in der Nähe von Dimock, Pennsylvania. Alles andere als eine „verwüstete Landschaft“ Quelle: BingMaps.

Nach Herrn Zdebel war dann Oliver Kalusch vom BBU an der Reihe. Im Stile eines geübten Propagandisten bediente er sich der Macht der Bilder. In seiner Präsentation zeigte er eingangs ein bekanntes Luftbild aus einer „Fracking“-Gegend mit zahlreichen dicht an dicht liegenden Förderplätzen. Mit diesem Bild aus einer Halbwüstenregion irgendwo in den USA suggerierte Kalusch, dass die Gewinnung von Erdgas unter Anwendung der Fractechnologie zwangsläufig zu einem solchen Landschaftsbild führe. Den Reaktionen eines Teils des Publikums waren z.B.: „Oh Gott“ oder „Schrecklich“. Das es ganz anders aussehen kann, zeigt ein nebenstehendes Luftbild aus dem bekannten Ort Dimock in Pennsylvania.

Kalusch präsentierte erwartungsgemäß sämtliche Klischees über die Gefährlichkeit des „Fracking“ und der Erdgasgewinnung insgesamt. Dabei verstand er nach meiner Einschätzung „Fracking“ entweder als den Teilprozess der hydraulischen Bohrlochstimulierung oder die Erdgasförderung als Ganzes inkl. Entsorgung von Lagerstättenwasser. Je nachdem, wie es ins Konzept passte. Selbstverständlich wurde der Fracprozess als unvermeidbar umweltschädigend beschrieben. Mein Einwand, dass es im Zusammenhang mit den mehreren hundert Fracmaßnahmen in Deutschland zu keinem Umweltschaden gekommen ist, wurde damit abgetan, dass es ja kein Monitoring gab. Ich sagte dann noch, dass man einen Umweltschaden hätte bemerken müssen, worauf Kalusch aber nicht weiter einging. Unmittelbar hinter mir erzeugte ich mit meinen Einwendungen allmählich Raunen.

Dieses Raunen schlug kurz darauf um in persönliche Beleidigung. Denn als Kalusch zunächst behauptete, die Rezepturen der Fracfluide wären geheim nur um kurz danach sich selbst zu widersprechen und auf die Veröffentlichung der Zusammensezungen durch ExxonMobil zu verweisen, konnte ich mir ein: „Ich dachte, das wäre geheim.“ nicht verkneifen. Daraufhin bekam ich von einer der Frauen hinter mir die Bemerkung  „Das ist ja ein Stinkstiefel“ an den Kopf geworfen.

Kalusch änderte daraufhin seinen Vortragsstil, in dem er sein Programm nur noch herunterrasselte, so dass Einwendungen kaum noch möglich waren, wozu es genügend Anlass gab. Er lobte die tendenziöse „Monitor“-Berichterstattung zum Thema „Fracking“ bereits zu Beginn der Debatte 2010 („“Fracking“ – Einfach mal Gift ins Grundwasser“) sowie die Replik auf diverse sachliche Beiträge des Magazins „Panorama“ (u.a. „Brennende Wasserhähne: Wie gefährlich ist Fracking?“). In dieser Replik wurden durch den Energieexperten“ und Lobbyisten der Solarbranche im Dienste des WDR, Jürgen Döschner, Gutachter diffamiert („Öffentlich-rechtliche Diffamierung von Wissenschaftlern“). Kalusch, der später viel Wert auf seinen akademischen Abschluss als Physiker und ehemaliger Gutachter in Risikofragen legte, schloss sich der Diffamierung von Döschner an.

Bezüglich des Vortrages von Kalusch möchte ich nur auf zwei Aspekte eingehen. Zum einen handelt es sich um die Klimawirksamkeit des „Fracking“ (hier ist wahrscheinlich der Gesamtprozess der Schiefergasgewinnung gemeint gewesen) sowie die Erdbebengefährdung.

Bezüglich der Klimawirksamkeit behauptete Kalusch, dass diese sogar höher sei als die von Braunkohle. Dass es sich hierbei um einen wissenschaftlichen Konsens handelt, wie Kalusch suggerierte, ist nicht der Fall. Da nützt auch der Verweis Kaluschs nicht, dass ein Artikel, der diese These behandelt, im renommierten Magazin „Nature“ erschienen ist. Tatsächlich gibt es darum lebhafte Debatten und widersprüchliche wissenschaftliche Arbeiten („Widersprüchliche Studien zum Einfluss von Schiefergas auf das Klima“).

Dabei stammen die dramatisierenden überwiegend aus der Feder von bekennenden „Fracking“-Gegnern wie dem Biologen Robert Howarth und/oder dem einst für die Erdgasindustrie tätigen Geologen Anthony Ingraffea (beide Cornell University). Sie werden von der Umweltgruppe „Park Foundation“ bezahlt und sind somit alles andere als unabhängig („Devastating Critique of New Ingraffea/Howarth Methane Study by EID“).

Beim Thema Erdbeben warf Kalusch dann wieder alles undifferenziert in einen Topf. Prinzipiell gibt es im Zusammenhang mit der Gewinnung von Erdöl und Erdgas drei Möglichkeiten, die Erdbeben induzieren können. Das ist zum einen die Druckentlastung in der Lagerstätte. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Erdgaslagerstätte „Groningen“ in den Niederlanden, wo es vereinzelt sogar schon zu Schadensbeben gekommen ist. Auch in Deutschland gibt es gelegentlich im Bereich verschiedener größerer Erdgaslagerstätten zu Mikrobeben bis leichten Beben, wobei letzteres eine absolute Ausnahme darstellt und bisher nur einmal im Jahr 2004 registriert wurde (Söhlingen 2004, Stärke 4,6 auf der Richterskala).

Eine weitere Möglichkeit besteht durch den Fracprozess selbst, aber nur dann, wenn das Fracfluid in eine Störungszone eindringt. Das ist z.B. bei Blackpool in Großbritannien der Fall gewesen und dieses Beispiel wurde auch von Kalusch angeführt, ohne es bezüglich der Stärke korrekt einzuordnen. Es wurden lediglich die Magnituden (2,3 sowie 1,5 auf der Richterskala) angegeben. Es handelte sich demnach um ein extrem leichtes Beben sowie um ein Mikrobeben nach wissenschaftlicher Einstufung. Insgesamt gab es im Zusammenhang mit bisher über 2,5 Millionen Fracmaßnahmen weltweit lediglich 79 Beben größer als 1 auf der Richterskala. Von diesen waren wiederum nur vier spürbar. Schäden entstanden dadurch nicht. Somit ist das stets beschworene Bebenrisiko durch „Fracking“ sehr gering.

Die dritte Möglichkeit Erdbeben im Zusammenhang mit der Erdöl-Erdgasgewinnung zu induzieren ist das Versenken von Abwässern in Disposalbohrungen. Bekannt geworden ist eine Erdbebenserie in Oklahoma, die durch die Medien dem „Fracking“ zugeschoben wurde, wobei hier wiederum nicht deutlich wurde, ob damit die Schiefergasgewinnung oder der Fracprozess als solches gemeint war. Beides ist übrigens nicht zutreffend, wie aus einem Artikel von Prof. Dr. Horst Rüter hervorgeht („Induzierte Seismizität im Zusammenhang mit dem Verpressen von Abwässern soll inzwischen etwa 20% der Gesamtseismizität der USA ausmachen.“).

Dieser Fall war auch Thema in Kaluschs Vortrag. Er hatte es wiederum nicht für nötig gehalten, ihn sachgerecht einzuordnen. Denn mit dem Fakt, dass lediglich vier von 1000en Injektionsbohrungen für seismische Aktivität verantwortlich sind und die zudem auch noch eine außergewöhnlich hohe Injektionsrate aufwiesen, lässt sich kaum Angst und Ablehnung erzeugen.

Denn Kaluschs erklärtes Ziel ist es, die Standardtechnologie des Hydraulic Fracturings (zur Erinnerung: über 2,5 Millionen Anwendungen weltweit!) ausnahmslos zu verbieten. Zumindest im Zusammenhang mit der Erdöl- und Erdgasgewinnung. Warum dem so ist, daraus machte Kalusch keinen Hehl. Er setzt sich ohne wenn und aber für die „Energiewende“ ein. Demzufolge kann man vermuten, dass ihm jedes Mittel recht ist, vermeintliche Konkurrenz zu verhindern.

Das wurde deutlich an einem ziemlich merkwürdigen Vergleich: Kalusch behauptete, dass sich im Inland gewonnenes Erdgas, das immerhin ungefähr 3 Prozent Anteil an der deutschen Primärenergieversorgung hat, sich ohne weiteres durch den Zubau von 0,8 Prozent „Erneuerbare“ binnen kurzer Zeit ausgleichen lässt.

Wie das bei gleichzeitigem Ausstieg aus der Kernkraft geschehen soll, hat Herr Kalusch erwartungsgemäß nicht erläutert. Er auch nicht bedacht, dass Erdgas weniger zur Stromerzeugung sondern mehr zur Wärmeerzeugung genutzt wird. Im übrigen standen am Tag des Vortrages sämtliche der zahlreichen Windräder im südlichen Sachsen-Anhalt bei gleichzeitig trübem Wetter still oder drehten sich so langsam, dass sie keinen Strom produzierten. Windkraft und Photovoltaik waren am 30.10.2014 quasi ein Totalausfall.

Weiterhin behauptete Kalusch, dass bei Umsetzung der Gesetzesänderungsvorschläge aus dem Bundesumwelt- sowie aus dem Bundeswirtschaftsministerium immer noch auf 80 Prozent der Landesfläche gefract werden dürfte. Diese Zahl beeindruckte natürlich wieder den Großteil des Publikums, entbehrt aber jeglicher Plausibilität. Denn die zu erwartenden Schiefergasvorkommen beschränken sich auf einen weitaus geringeren Anteil und selbst wenn noch die Kohleflözgaslagerstätten hinzukämen, wären 80 Prozent bei weitem nicht erreichbar sondern höchstens 20 Prozent (großzügig geschätzt). Allerdings müssten erst Probebohrungen abgeteuft werden, um festzustellen, ob in den ausgewiesenen Gebieten das vermutete Potenzial technisch und wirtschaftlich  überhaupt gewonnen werden kann. Doch Probebohrungen werden von vornherein abgelehnt.

Genauso wird jeglicher Dialog mit den Unternehmen, allen voran natürlich der erklärte Hauptgegner ExxonMobil, kategorisch abgelehnt. Kalusch bezog sich dabei u.a. auf den Offenen Brief von Dr. Kalkoffen, Vorstandvorsitzender von ExxonMobil Central Europe. Kalusch leierte abermals sämtliche Risikoklischees herunter, bezog sich auf die Erfahrungen aus den USA, ohne diese genau zu benennen und beendete seine Tirade mit: „Ich wüsste nicht, worüber wir reden sollten“.

Diskussionsrunde

ITAG-Rig 30 auf Schiefergaserkundungsbohrung "Damme 2" Sukrams

ITAG-Rig 30 auf Schiefergaserkundungsbohrung „Damme 2“ ©Sukrams

Nach Kaluschs Vortrag gab es dann noch eine Diskussionsrunde. Im wesentlichen ging es dabei um die altbekannten Themen wie Beweislastumkehr bei Gebäudeschäden durch Erdbeben oder Durchsetzung der Energiewende möglichst noch schneller (und damit noch chaotischer?) als bisher, so dass man möglichst schnell vom Erdgas loskommt (bei gleichzeitigem Ausstieg aus der Kernkraft und aus der Kohleverstromung).

Interessant wurde es, als sich ein Vertreter der relativ neuen BI „Frackingfreies Auenland“ aus Schleswig-Holstein zu Wort meldete. Er rief unverblümt zu Sabotage auf, falls es zu Aktivitäten seitens der Industrie kommen sollte. Er erinnerte dabei an die „erfolgreichen“ Aktionen im Zusammenhang mit den Castortransporten im nahen Wendland. Ob er damit die nächtlichen Fällaktionen von Straßenbäumen an Bundesstraßen meinte, wodurch unschuldige Autofahrer in Lebensgefahr gebracht wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. Doch statt dass der Moderator der Veranstaltung ihn zur Ordnung ermahnte, kam aus dem Publikum nur ein halbherziges „Genosse, also bitte“.

Fast schon amüsant war hingegen die Einwendung einer Zuhörerin, die die Vergiftung von Mais durch Fracaktivitäten befürchtet. Es ist davon auszugehen, dass sie denkt, dass der Mais sich aus dem vermeintlich „verseuchten“ Grundwasser mit Wasser versorgt und dadurch vergiftet wird. Tatsächlich bezieht Mais sein Wasser aus versickerndem Niederschlag. Bei solchen Äußerungen fragt man sich, wie es um die (naturwissenschaftliche) Bildung bei solchen Mitbürgern bestellt ist.

Dann kam Markus an die Reihe. Er wollte von Kalusch eine plausible Erläuterung haben, wie durch den Fracprozess selbst Erdbeben entstehen sollte. Dass das prinzipiell unter gewissen Voraussetzungen möglich ist, habe ich weiter oben bereits erläutert. Nur sind induzierte Beben durch den Fracprozess a) eine absolute Ausnahme (79 Fälle bei 2,5 Millionen Anwendungen) und b) sind spürbare Erdbeben noch unwahrscheinlicher sowie c) sind Schadensbeben noch nie aufgetreten. Doch Kalusch konnte Markus nicht erläutern, unter welchen Voraussetzungen Erdbeben durch Fracmaßnahmen in extrem seltenen Fällen entstehen können.

Stattdessen verwies er auf die Erdbeben im Zusammenhang mit den vier von tausenden Versenkbohrungen in Oklahoma. Er behauptete kühn unter Verweis, Physiker zu sein, dass das Injizieren von Flüssigkeiten unter hohem Druck Erdbeben hervorrufe, egal ob nun bei Versenkbohrungen oder beim Fracprozess. Dem widersprechen jedoch die jahrzehntelangen Beobachtungen, wie z.B. beim GeneSys-Projekt der BGR in Hannover.

Dann wollte Markus noch wissen, wie Kalusch darauf kommt zu behaupten, dass auf 80 Prozent der Fläche der BRD „Fracking“ stattfinden könnte, obwohl doch erst Probebohrungen Aufschluss darüber geben könnten, wo überhaupt förderfähige Vorkommen sich befinden. In dem Zusammenhang wollte Markus noch wissen, warum Kalusch diese Probebohrungen von vornherein ablehnt. Die Antwort ist klar, denke ich bzw. sie lässt sich aus dem Artikel bereits erschließen.

Im übrigen konnte Markus seine Fragen nicht ungestört formulieren, da ihm von anderen Zuhörern ins Wort gefallen wurde. Im Gegensatz zu anderen Fragestellern sollte er sowohl Name und Herkunft nennen. Was er auch bereitwillig tat. Dass er Student der TU Clausthal sei, löste sofort ein Raunen und Äußerungen wie „Ahaa!“, „Interessant“ und ähnliches aus. Dazu muss man wissen, dass die TU Clausthal bei den „Fracking“-Gegnern verpönt ist, weil sie z.B. über einen „Exxon“-Hörsaal verfügt. Dennoch berufen sie sich andererseits gerne auf den ideologisch auf einer Wellenlänge liegenden Erdölgeologen Prof. Dr. Wolfgang Blendinger („Fracking-Test: 2600 Liter Diesel versickern im Boden„), der an der TU Clausthal lehrt.

Durch unsere Einwände und Einwürfe erregten wir die Aufmerksamkeit eines anwesenden Redakteurs von der örtlichen „Landeszeitung“, der nach dem Ende der Fragerunde auf uns zukam. Er wollte von uns wissen, wer wir sind (Herkunft, Beruf) und vor allem, was uns bewogen hat, nach Lüneburg zu kommen. Wir antworteten wahrheitsgemäß, doch so richtig überzeugt schien der Journalist nicht. Er bat sogar darum, das Markus ih seinen Studentenausweis zeigt.

Die Unterhaltung wurde auch von einigen anderen Gästen registriert, die sofort uns regelrecht auf die Pelle rückten. Als ich dann dem Journalisten meinen Namen und den Namen der Website mitteilte, wurde eine der Frauen hellhörig und meinte sofort zu wissen, dass es sich doch um die Seite von Exxon handeln würde und sie hätte meinen Namen doch irgendwo schon einmal gelesen/gehört. Nun weiß man ja nicht, was in den Köpfen dieser Leute konkret vorgeht, aber dass sie jeden des Lobbyismus bezichtigen, der ihre ablehnede Haltung nicht vertritt, ist hinlänglich bekannt.

Der Frau, die mich bereits während der Diskussion mit bösem Blick musterte (ich bin nach Kaluschs Vortrag von der ersten in die letzte Reihe zum verspäteten Markus gewechselt) erinnerte sich daran, dass sie meinen Namen bei den Kommentaren der recht gelungenen Panorama-Sendungen gelesen habe. Das ist sogar zutreffend, nur warum das verwerflich sein sollte, wie sich aus der Stimmlage schließen ließ, war mir nicht klar. Sie rief einen jungen Mann herbei, der uns während der Diskussion ebenfalls kritisch beäugte herbei. Er sollte mit Hilfe seines Smartphones herausfinden, ob meine Angaben bezüglich der Website richtig wären.

Leider hat die aufgeregte Frau nicht richtig zugehört, so dass letzten Endes das Ergebnis der Recherche tatsächlich die Seite „Erdgassuche in Deutschland“ von ExxonMobil war. Ich sagte, dass das nicht die Seite wäre, die ich betreibe, worauf ich erwidert bekam, dass ich diese Seite doch genannt habe. Ich entgegnete, dass ich das eben nichtgetan habe, sondern das meine Seite „Erdöl und Erdgas in Deutschland“ hieße.

Der junge Mann zog sich dann mit dem Smartphone zurück, stattdessen wurde ich nun von zwei weiteren aufdringlichen Frauen angegangen, die mir, wie zu erwarten, Lobbyismus vorwarfen und mich auf die Aussage hin, ich käme aus Halle an der Saale der Lüge bezichtigten. Während Markus sich weiterhin mit dem Journalisten unterhielt, versuchten mich die inzwischen drei Frauen (von Damen spreche ich bei dem Verhalten absichtlich nicht), in Grundsatzdiskussionen zu verstricken.

Zum Beispiel führten sie das aus diesen Kreisen bekannte Argument an, man müsse doch den zukünftigen Generationen, den Enkeln auch noch Rohstoffe hinterlassen. Es müsse doch irgendwo mal Schluss sein, mit der Ausbeutung der Erde. Ich entgegenete, dass für die zigtausend (an diesem Tag stillstehenden) Windräder, die derzeit allein in Deutschland stehen (es sind wohl ca. 26.000), ebenfalls Bergbau betrieben werden müsse. Die Unmengen an Kupfer, Stahl (Eisen, andere Metalle und Rohstoffe), Zement, seltene Erden etc. müssten doch auch bergmännisch gewonnen werden. Sofern Markus und ich die vernuschelte Antwort richtig verstanden haben, hätten sie damit kein Problem.

Damit war dann unser Besuch in der Höhle des Löwen beendet, wobei ich mir zum Schluss eher vorkam wie ein von Hyänen bedrängter Schakal.

Zur Zusammenfassung genügen wenige Worte: Es wurden sämtliche Vermutungen, wie so eine Veranstaltung abläuft, bestätigt. Der Industrie wurde „Propaganda“ vorgeworfen, obwohl die Vortragenden selbst mit Falschaussagen, die noch über die Halbwahrheiten von Medienberichten hinausgingen, aufwarteten oder sich der Macht der Bilder bedienten. Vereinzelte Vorkommnisse welcher Art auch immer wurden als allgemeingültig bzw. unvermeidbar dargestellt. Dabei versäumt wurde absichtlich versäumt, die Anzahl der Vorkommnisse der Azahl der Fracmaßnahmen weltweit gegenüberzustellen. Weiterhin wurden Behauptungen in den Raum geworfen, ohne diese zu belegen, wie z.B., dass die Versenkung von salzigem Lagerstättenwasser in salzwasserführende Gesteinsschichten eine Gefahr für das darüberliegende Süßwasser darstellt.

Mit kritischen Fragen wurde genauso umgegangen wie erwartet: Sie konnten entweder nicht beantwortet werden oder die Antworten waren fachlich nicht haltbar. Aber auch der Umgang mit den kritischen Fragern verlief erwartungsgemäß: Sie wurden beleidigt, der Lüge bezichtigt, als Lobbyisten tituliert. So ist es also um das politisch dunkelrot und tiefgrüne Lager bestellt, dass doch sonst regelmäßig Toleranz von anderen einfordert.