Keine Bodenabsenkung über Gaslagerstätte Völkersen

Dort wo in großem Umfang Erdgas gewonnen wird, kann es zu messbaren, teilweise signifikanten Absenkungen der Oberfläche über der Lagerstätte kommen. Beispielsweise ist bekannt, dass es oberhalb der größten mittel-/westeuropäischen Erdgaslagerstätte „Groningen“ seit Inproduktionssetzung Absenkungen von mehreren Dezimetern gab. Auch aus dem Bereich des Lagerstättenkomplexes „Altmark“ im Nordwesten Sachsen-Anhalts sind Bodenabsenkungen seit den 1980er Jahren bekannt. Deshalb entschloss sich der Betreiber der Gaslagerstätte Völkersen, die Deutsche Erdöl AG (DEA) dazu, freiwillig ein Messsystem zu installieren, um etwaige Bodenabsenkungen zu erfassen. Nun liegen nach einem Jahr der Inbetriebnahme erste Ergebnisse vor.

Hebungen und Senkungen im Jahresverlauf über Gaslagerstätte Völkersen

DEA-Bohranlage T-160 im Erdgasfled Völkersen. Foto: Steven Arndt, Mai 2013.

In einer Pressemitteilung vom 19.06.2018 erklärt DEA, dass die Messergebnisse zeigen, dass sich der Boden übers Jahr abwechselnd geringfügig hebt und senkt, was Fachleute  insbesondere auf Grundwasserschwankungen zurückführen.

Kati Hanack, Leiterin des Förderbetriebes Niedersachsen der DEA in Langwedel-Holtebüttel ergänzt: „Wie angekündigt, werden wir das im vergangenen Sommer freiwillig aufgesetzte regionale Messprojekt über die kommenden Jahre fortsetzen. Unsere Fachleute, unter anderem aus dem Bereich Vermessungswesen, werden die ermittelten Daten weiterhin so aufbereiten, dass eine nachvollziehbare Interpretation der Messergebnisse möglich ist. Auf längere Sicht wird dann auch die Frage beantwortet werden können, ob und – falls ja – inwieweit Bodensenkungen im Bereich der Erdgasförderung überhaupt stattfinden.“

Funktionsweise des Messsystems

Übersichtskarte der Messtationen über Gaslagerstätte Völkersen

Übersichtskarte der Messtationen über Gaslagerstätte Völkersen. Quelle: Pressemitteilung der DEA

Das Systemüber der Gaslagerstätte Völkersen besteht aus insgesamt sechs Empfangseinheiten, die DEA im Landkreis Verden/Aller auf bereits bestehenden Betriebsplätzen des Unternehmens fest installiert hat. Fünf Einheiten oberhalb der zentralen Erdgas-Lagerstätten dienen der direkten Höhenmessung am jeweiligen Ort. Sie korrespondieren fortlaufend mit der Empfangseinheit auf der Kompressorstation Brammer, die vom Fördergebiet abgesetzt positioniert ist und als Referenzgerät fungiert.

Alle sechs Einheiten empfangen kontinuierlich die Signale der GPS-Satelliten aus dem Weltall. Eine spezielle Software registriert, vergleicht und archiviert an allen 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr die jeweiligen Laufzeiten der Signale zwischen Satelliten und Empfängern. Verändert sich die Laufzeit der Signale, muss sich die Position des Empfängers verändert haben – in solch einem Fall hätte sich die Erdoberfläche entweder nach oben oder nach unten bewegt. Die Auflösung des Systems liegt im Millimeterbereich.

Messsystem nicht wegen seismischer Aktivität installiert

Dort wo Erdgas und Erdöl in bedeutendem Umfang gefördert werden, können aufgrund der Volumenreduzierung mit einhergehender Druckentlastung seismische Ereignisse, gemeinhin als Erdbeben bekannt, induziert werden. An dieser Stelle möchten wir auf underen Artikel Induzierte Erdbeben in Deutschland als Folge der Erdgasförderung? verweisen. Von solchen Ereignissen ist auch das Gebiet betroffen, in welchem sich die Gaslagerstätte Völkersen befindet.

Dass an dieser Stelle überhaupt das Thema „Erdbeben“ angeschnitten wird, hat folgenden Hintergrund: Als vor einem Jahr DEA bekannt gab, dass Messsystem zu installieren, war bei NDR-Online ein nicht mehr verfügbarer Artikel erschienen, der entgegen der damaligen DEA-Pressemitteilung behauptete, dass das System aufgrund der seismischen Aktivitäten installiert werden soll. Entsprechend lautete die Schlagzeile: „Beben wegen Gasförderung? DEA untersucht Boden“.

Dem Verfasser kam der NDR-Beitrag, welcher sich immerhin auf den verantwortlichen DEA-Sprecher bezog, spanisch vor. Ein kurzes freundliches Telefonat mit besagtem Sprecher bestätigte das seltsame Gefühl und der NDR war wiederholt des „Aus-dem-Finger-gesogen – Journalismus“ in Bezug auf die heimische Erdgasförderung überführt. Die Story ist in unserem Beitrag  Bodenabsenkungen im Erdgasfeld Völkersen? DEA installiert Messsystem , welcher fast auf den Tag genau vor einem Jahr publiziert wurde, dokumentiert worden.

 

Artikelfoto: DEA-Bohranlage T-160 im Erdgasfeld Völkersen. Foto: Steven Arndt, Mai 2013.