Regionale Lebensmittel? „Ja gerne!“ – Regionales Erdöl und Erdgas? „Nein Danke!“ Teil II
Bereits im Mai 2015 haben wir uns damit befasst, dass von Mitbürgern, denen Umwelt- und sogenannter Klimaschutz, der Konsum regionaler Lebensmittel propagiert wird. Doch wenn es um die verbrauchernahe, also regionale Versorgung mit heimischem Erdöl und Erdgas geht, dann lehnt der oftmals identische Personenkreis solche Vorhaben rigoros ab. Dabei hat die verbrauchernahe Produktion in Deutschland durchaus sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile, wie wir es in Teil I mit konkreten Beispielen argumentativ dargelegt haben. Des Themas hat sich jüngst die Deutsche Erdöl AG (DEA) erneut angenommen und erhielt erwartungsgemäß Widerspruch von Gegnern der inländischen Gewinnung von Erdöl und Erdgas. Grund genug, dass auch wir uns nochmals mit der Angelegenheit auseinandersetzen.
Gewinnung von Erdöl und Erdgas in Deutschland erfolgt umweltfreundlich
Die Gegner der heimischen Kohlenwasserstoffförderung werden bei der Überschrift empört aufschreien, wie man es wagen könnte, die Erdöl-Erdgas-Produktion in Deutschland als „umweltfreundlich“ zu bezeichnen. Sie werden dabei auf umweltrelevante Vorkommnisse verweisen, die in den vergangenen Jahren medial zu „Umweltskandalen“ aufgebauscht worden sind. Tatsächlich hatten sämtliche dieser Vorkommnisse keinen nachhaltigen negativen Einfluss.
Das lag und liegt einerseits daran, dass die Ereignisse räumlich sehr eng begrenzt waren und andererseits skandalisierte Messergebnisse tatsächlich unterhalb umwelt- und vor allem gesundheitsrelevanter Werte lagen. Ergänzend sei zu erwähnen, dass bei eingetretenen Schadensfällen die Verursacher gesetzlich verpflichtet sind, umgehend nach Feststellung des Schadens Gegenmaßnahmen zu ergreifen und Kontaminationen von Boden und Gewässern zu beseitigen. Wer in Deutschland Gewinnungsgebiete von Erdöl und Erdgas durchstreift, wird keine devastierten Landschaften erblicken.
Weiterhin sind in den vergangenen Jahren aufgrund öffentlichen Drucks die Vorschriften weiter erheblich verschärft worden. Doch selbst das genügt dem harten Kern der Gegnerschaft nicht, die bereits vor sieben Jahren eingestand, dass ihr Ziel sei, die Erdöl-Erdgasindustrie aus Deutschland zu vertreiben. Und so wird weiter mit teilweise absurden Behauptungen der Kampf ausgetragen. Im Raum Verden ist die DEA betroffen, welche vor kurzer Zeit sich per Pressemitteilung vom 23.02.2018 mit dem diskutierten Thema an die Öffentlichkeit wandte.
DEA stellt Vorteile der Produktion von Erdöl und Erdgas in Deutschland heraus
In dieser Mitteilung stellt DEA, wie von einem Unternehmen der Branche zu erwarten, selbstverständlich die Vorteile der heimischen Kohlenwasserstoffgewinnung heraus. Ähnlich wie wir in unserem Teil I verweist DEA auf den Trend eines zunehmenden Konsums regionaler Lebensmittel sowie anderer Produkte „des täglichen Bedarfs“ und führt dabei wie wir seinerzeit das Argument kurzer Transportwege zwischen Produktions- und Verbrauchsort an.
Dabei stellt sich DEA, und das aus Sicht des Verfassers absolut zu Recht, als Unternehmen dar, welches diesen Wunsch vieler umweltbewusster Verbraucher erfüllt. Warum, wird in der Pressemitteilung genauer erklärt. DEA produziert in Deutschland als Operator ausschließlich in Niedersachsen. Dort besteht ein Bedarf von jährlich 10 Milliarden Kubikmetern, wovon DEA ca. 16 Prozent abdeckt.
DEA fördert in Niedersachsen als L-Gas bezeichnetes Erdgas. Das „L“ steht dabei für „low“, was wiederum bedeutet, dass dieses Erdgas einen niedrigeren Brennwert als beispielsweise Erdgas aus Russland oder der Nordsee hat, welches wiederum als „H-Gas“ bezeichnet wird. Das „H“ steht dabei für „high“.
Die Netze für L-Gas, welches auch mit abnehmender Tendenz im niederländischen Feld „Groningen“ produziert und wovon ein erheblicher Teil nach Deutschland exportiert wird, erstrecken sich laut eines Artikels der Kreiszeitung Verden, welcher sich auf die DEA-Pressemitteilung beruft, über Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt sowie in Bremen. Damit verbleibt das von DEA in den Landkreisen Rotenburg/Wümme und Verden logischerweise in der Region.
Neben den kurzen und damit einhergehend energiesparsamen und somit wiederum ressourcenschonenden Transportwegen stellt DEA zusätzlich noch die hohen Bestimmungen und Anforderungen der heimischen Produktion hinsichtlich des Arbeitsschutzes und der Arbeitssicherheit heraus.
Erwartungsgemäß bleiben die Argumente der DEA seitens ihrer Gegner nicht unwidersprochen. Exemplarisch wird im Kreiszeitungs-Artikel eine Reaktion dea Bundestagsabgeordneten Andreas Mattfeldt (CDU) angeführt. Dieser widerspricht aggressiv und populistisch den Argumenten der DEA.
MdB Mattfeldt sieht keinen regionalen Nutzen der Förderung von Erdöl und Erdgas
Laut des Artikels der Kreiszeitung hält MdB Mattfeldt die Gleichsetzungdes Konsums regionaler Lebensmittel und den Verbrauch regionalen Erdgases für „skandalös und an Unverfrorenheit nicht zu übertreffen.“ Als Begründung schiebt er nach, dass ein Gewinn für die Region nicht festzustellen sei, sondern das Gegenteil. Und hier wären wir bei der Diskussion aus unserem Beitrag Regionale Lebensmittel? „Ja gerne!“ – Regionales Erdöl und Erdgas? „Nein Danke!“ was den Begriff Region betrifft: Dieser ist nicht streng definiert bzw. sehr unterschiedlich auslegbar.
DEA argumentiert mit „Niedersachsen“, also dem Bundesland als Region, während Mattfeldt sich vermutlich auf seinen Wahlkreis bezieht, welcher sich über die Landkreise Osterholz-Scharmbek, wo überhaupt kein Erdgas gefördert wird, sowie Verden mit Deutschlands aktuell bedeutendster Erdgaslagerstätte „Völkersen/Völkersen-Nord“ erstreckt. Da aber Kern der DEA-Mitteilung das Land Niedersachsen ist, bleibt Herr Mattfeldt mit seinen teils egoistischen Argumenten im Regen stehen.
Denn Mattfeldt führt unbestreitbare leichte Gebäudeschäden durch Erdbeben, welche Folge der Erdgasförderung im von DEA betriebenen Feld „Völkersen/Völkersen-Nord“ bei Verden sind, an. Diese Schäden, die für jeden Hauseigentümer sicherlich ein Ärgernis sind, werden jedoch vom Verursacher, also der DEA, reguliert. Somit stellt sich kein Nachteil ein.
Im Gegenzug dazu stehen Beträge von hunderten Millionen Euro an Förderabgabe, welche durch die Gewinnungsaktivitäten aus dem Feld „Völkersen/Völkersen-Nord“an das Land Niedersachsen geflossen sind. Von diesen hunderten Millionen Euro ist sicherlich auch ein Anteil in den Wahlkreis des sich echauffierenden MdB Mattfeldt geflossen.
Ein weiteres Gegenargument Mattfeldts ist, dass die regionale Bevölkerung nichts von der Erdgasförderung habe, weil es keinen Preisnachlass auf regional gewonnenes Erdgas gäbe. Dem Verfasser wäre es neu, dass regionale Lebensmittel für den Verbraucher günstiger wären. Regelmäßig ist das Gegenteil der Fall, da von den Anbietern argumentiert wird, dass die regionalen Produkte eine bessere Qualität hätten. Und so ist es prinzipiell doch auch mit dem Erdgas: Wie oben dargelegt sind die Anforderungen an Umwelt- , Arbeits- sowie Gesundheitsschutz in Deutschland höher als anderswo und somit auch die Kosten. Dennoch zahlen die Verbraucher marktübliche Preise und werden nicht höher belastet, obwohl sie das eigentlich nach Mattfeldts verquerer Logik eigentlich müssten. Zudem bestimmen nicht die Produzenten den Preis, sondern die Vertreiber.
Hochgradig populistische Wortmeldung von Mattfeldt bei Facebook
Hinsichtlich der geplanten Bohrungen der DEA zur Erkundung neuer sowie zur Erschließung bekannter Erdgasvorkommen äußert sich der Bundestagsabgeordnete bei Facebook wie folgt:
Der Schutz der Heimat hat heute Vorrang vor Pseudo Debatten im Reichstag. Andreas Mattfeldt
Diese Formulierung erweckt den Eindruck, als würde das Fördergebiet „Völkersen/Völkersen-Nord“ dem Untergang geweiht sein, wenn die geplanten Bohrungen tatsächlich und wie sicherlich von DEA sowie Konsortionalpartnern erhofft, auf wirtschaftlich gewinnbares Erdgas stoßen.
Dass die DEA, wie Mattfeldt in offensichtlicher Abstinenz lagerstättenkundlichen Sachverstandes behauptet, die Förderung „ausweiten“ und das Fördervolumen „steigern“ will, ist kaum zu erwarten. Vielmehr dürfte dem bereits eingetretenen Förderrückgang entgegengewirkt und die Produktion auf gegenwärtigem Niveau gehalten, zumindest aber der Produktionsrückgang verlangsamt werden.
Mattfeldt spricht weiter davon, dass er weitere „heftige Erdbeben“ im Umkreis seines Wohnortes prognostiziert, obwohl es dort weder nach Richterskala und
auch nich nach Intensität „heftige Erdbeben“ gegeben hat.
Ferner behauptet der CDU-MdB, dass das Landesbergamt keine Skrupel hätte, „eine ganze Region zu opfern damit der russische Inhaber der DEA Profit macht“. Zu diesem, man kann es nicht anders sagen, Gewäsch fällt einem nichts mehr ein, außer dass Mattfeldt seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Denn DEA wird sehr wahrscheinlich in Kürze nicht mehr einem russischen Investor gehören, sondern der deutschen Wintershall, einer hundertprozentigen Tochter der BASF.
Zusammenfassend betrachtet argumentiert Andreas Mattfeldt hochgradig populistisch im Sinne von „die Gunst der Massen zu gewinnen suchend“, was jedoch lediglich, wenn überhaupt, auf einen Teil seines Wahlkreises zurifft, und zwar um das Gebiet rund um die Erdgaslagerstätte Völkersen.
DEA stellt jedoch die Vorteile der niedersächsischen Erdgasförderung für Niedersachsen heraus. Und dem kann aus rein sachlichen Gründen nicht widersprochen werden.
Artikelfoto: Aufbereitungsstation des östlichsten deutschen Erdölfeldes Kietz in Brandenburg. Das aufbereitete Erdöl wird über rund 120 Kilometer per Tanklastzug zur Raffinerie nach Schwedt verbracht. Das mitgeförderte Erdölbegleitgas wird nach Reinigung einem Blockheizkraftwerk im Nachbarort zugeführt, dessen Abwärme in Gewächshäusern Verwendung findet. Foto: Steven Arndt, Februar 2018