Vorverurteilung des NDR-Magazins „Markt“ widerlegt – Keine Gefahr durch Bohrschlammgrube Kallmoor Z1

Im November 2014 „berichtete“ der NDR in seinem Verbraucherschutzmagazin „Markt“ darüber, dass in Niedersachsen angebliche „Zehntausende Tonnen giftiger Bohrschlamm in ländlichen Gebieten“ in historischen Bohrschlammgruben lägen (Niedersachsen: Giftiger Bohrschlamm im Boden). Als Beleg dieser steilen These dienten seitens des Magazins beauftragte Untersuchungen von Bodenproben aus einer einzigen Bohrschlammgube durch das Labor Agrolab. Zu diesem unseriösen Bericht ist bei uns ein ausführlicher Artikel (Ungereimtheiten in der Berichterstattung von „Markt“ (NDR) im Zusammenhang mit historischen Bohrschlammgruben) erschienen.
Infolge des „Markt“-Beitrages, der in bemerkenswerter Selbstüberzeugung forderte, dass „jetzt dringend Maßnahmen ergriffen werden“ müssten, wurden durch aufgeschreckte Behörden tatsächlich weitergehende Untersuchungen unternommen.
Dazu wurden laut eines Artikels der „Kreiszeitung“ mit der Schlagzeile „Keine Gefahr aus der Bohrschlammgrube“ infolge des „öffentlichen Aufschrei(s)“ ca. 9.000 € durch den Landkreis investiert. Diese dienten dazu, eine orientierte Untersuchung durchzuführen. Laut des Artikels konnte zwar keine akute Gefährdung nachgewiesen werden, jedoch wurden einige bedenkliche Werte ermittelt. Unter einer 50 cm mächtigen Deckschicht wurden erhöhte Werte von Mineralölkohlenwasserstoffen sowie Benzol, Toluol, Xylol und Ethylbenzol (BTEX) gemessen.
Darauf hin erfolgte in Abstimmung mit dem Rechtsnachfolger der Gewerkschaft Elwerath, der ExxonMobil Production Deutschland GmbH (EMPG), eine Detailuntersuchung, deren Kosten gemäß des Verursacherprinzips die EMPG trug. Die Ergebnisse der Detailuntersuchung sind am 23.02.2016 der Öffentlichkeit vorgestellt worden und besagen, dass in der Gesamtheit „aus gutachterlicher Sicht keine Maßnahmen erforderlich“ seien. Das widerspricht der Forderung des NDR-Beitrages, dass „jetzt dringend Maßnahmen ergriffen werden“ müssten, die lediglich auf Stichproben, die zudem unter unbekannten Bedingungen genommen worden sind, beruht.

Sanierung einer Bohrschlammgrube neben bestehender Erdgasförderbohrung in der Altmark. Quelle: GoogleMaps
Einschränkend wurde seitens der Gutachter jedoch verdeutlicht, dass es einer Neubewertung bedarf, sofern die gegenwärtige Nutzung als brach liegende Wildfläche geändert werden solle. Dann wäre eine Abtragung und Entsorgung gewisser Teile des Areals gegeben. Schließlich gibt es „leichte Ölschäden, untergeordnet auffällige BTEX- und PAK-Gehalte“. Entscheidend ist jedoch, dass weder Grundwasser noch Umgebungsluft beeinträchtigt sind, was zu dem Schluss führt, dass das, was vor nunmehr 55 Jahren eingelagert wurde, dort sicher verwahrt ist.
ExxonMobil als Rechtsnachfolger weist in dieser Angelegenheit in einer Pressemitteilung vom 25.02.2016 korrekterweise darauf hin, dass die Einlagerung des Bohrschlamms in die Grube nach den seinerzeit technischen Standards durchgeführt wurde und heutzutage nicht mehr gängige Praxis ist. In der Gegenwart würde Bohrschlamm entweder weiterverwertet oder umweltgerecht entsorgt. Das Unternehmen stellt zudem klar, dass bei festgestelltem Sanierungsbedarf allein das verursachende Unternehmen bzw. dessen Rechtsnachfolger die verantwortlich ist, also die Kosten zu tragen hat.
Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass das „Verbraucherverdummungs“-Magazin (man möge diese kleine Unsachlichkeit entschuldigen) „Markt“ mit seinem alarmistischen Beitrag im Sinne von daran beteiligten Anti-Erdgas-/Erdölgewinnungsgegnern viel Lärm um quasi nichts gemacht hat. Das wird erstaunlicherweise durch den Artikel der „Kreiszeitung“ von Herrn Michael Krüger bestätigt, dessen Einleitung durchaus auch bei uns hätte erscheinen können. Erstaunlicherweise deshalb, weil Herrn Krügers Artikel im Zusammenhang mit der Erdgasgewinnung bisher den Eindruck erweckten, Partei für die Erdgasförderungsgegner zu ergreifen. Eventuell hat Herr Krüger erkannt, dass die Gegnerschaft maßlos übertreiben. Es wäre zumindest wünchenswert im Sinne eines sachlich-neutralen Journalismus.
Ausgehend von der Berichterstattung des NDR gibt es bei uns eine kleine Serie zum Thema Bohrschlammgruben, verfasst vom Diplom-Geologen Dirk Weißenborn. Siehe dazu die rechts aufgeführten Beiträge.
Quelle Artikelbild: NIBIS Kartenserver des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie