Erdölerkundung im Oberrheingraben – Rhein Petroleum will mit Bohrung „Steig 1“ im Juni beginnen

Der Oberrheingraben stellt eine der Erdölprovinzen Deutschlands dar. Gegenüber den nordwestdeutschen Erdölgebieten in Niedersachsen, Schleswig-Holstein sowie Hamburg fällt das Gesamtpotenzial jedoch bescheiden aus, übertrifft jedoch das deutsche Alpenvorland sowie bei Weitem die erdölhöffigen Gebiete in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Doch die bislang aufgeschlossenen Lagerstätten beinhalten qualitativ hochwertige Erdöle. Seit mehreren Jahren sucht das Unternehmen Rhein Petroleum mit bislang eher kleinem Erfolg nach neuen Lagerstätten bzw. erkundet bekannte Vorkommen hinsichtlich der Erschließung mit modernen Fördermethoden. Die nun angekündigte Bohrung „Steig 1“ hat ein bekanntes, bislang aber unerschlossenes Vorkommen zum Ziel.

Bohrung „Steig 1“ soll bekanntes Erdölvorkommen untersuchen

Förder- und Aufbereitungsanlagen der Rhein Petroleum-Bohrung „Schwarzbach 1“. Foto: U. Schumertl. Zum Vergrößern anklicken.

Bereits für den Herbst 2018 hat Rhein Petroleum die Durchführung der Bohrung „Steig 1“ in der Gemeinde Weingarten angekündigt. Doch blieb die Umsetzung des Vorhabens bislang aus. In einer Pressemitteilung vom 8. März 2019 heißt es, dass mit der Bohrung voraussichtlich im kommenden Juni begonnen wird. Nach Erhalt der bergrechtlichen sowie wasserrechtlichen Erlaubnis soll ein seit den 1950er Jahren bekanntes Erdölvorkommen erstmalig erschlossen werden.

Der etwa einen halben Hektar große Bohrplatz soll im Gewann Bronnloch in einer Kiesgrube im Norden der Gemarkung Weingarten hergerichtet werden. Die vorbereitenden Arbeiten sollen in den kommenden Wochen beginnen, worunter u.a. die Ertüchtigung der Zufahrt sowie der Bau der Dichtfläche und des Fundaments für die Bohranlage zählen. Die eigentlichen Bohrarbeiten werden in etwa vier bis sechs Wochen in Anspruch nehmen.

Bohrziel sind die Pechelbronner Schichten, welche einen der Hauptspeicher im Oberrheingraben darstellen. Sie sind benannt nach dem heute in Frankreich liegenden elsässischen Ort Pechelbronn, was im Hochdeutschen soviel wie „Pechbrunnen“ bedeutet. Namensgebend sind die dort seit Jahrhunderten bekannten natürlichen Erdölaustritte. Pechelbronn war neben dem niedersächsichen Wietze eine Wiege der mitteleuropäischen Erdölindustrie. Die Bohrung „Steig 1“ sollen die Pechelbronner Schichten in ca. 900 Metern Teufe aufschließen.

Errichtung einer Aufbereitungsanlage bei Erfolg der Bohrung „Steig 1“

Sollte sich die Bohrung als wirtschaftlich fündig erweisen, ist die Errichtung einer Aufbereitungsanlage auf einem anderen Grundstück in ca. 600 m Entfernung vom Bohrplatz vorgesehen. Der Bohrplatz selbst wird dann weitestgehend zurückgebaut und es wird eine Pumpanlage zur Förderung installiert. Das zu Tage gebrachte Erdöl wird dann mittels Tanklastzügen zur Erdölraffinerie nach Karlsruhe verbracht.

Das Unternehmen konnte mit der Bohrung „Schwarzbach 1“ im Hessischen Ried bereits einen wirtschaftlichen Erdölfund im Oberrheingraben erzielen. Zwei vorangegangene, unweit gelegene Bohrungen, darunter eine zur Wiedererschließung der Lagerstätte „Stockstadt“, waren nicht erfolgreich. Neben dem Erdölfund „Schwarzbach“ produziert Rhein Petroleum noch im westlichen Alpenvorland aus der Lagerstätte „Lauben“ Erdöl, dort in einem Konsortium mit der Wintershall.

 

Artikelfoto: Wiedererschließungsbohrung „Stockstadt 2001“, Foto: R. Warlich