Erdölerkundungsbohrung „Steig 1“ unmittelbar vor Start

Symbolbild Steig 1

Seit einigen Jahren ist das Unternehmen „Rhein Petroleum“ in den Kohlenwasserstoffprovinzen „Oberrheingraben“ sowie „Alpenvorland“ aktiv. Ziel ist es, Erdöl- und Erdgasvorkommen aufzusuchen, zu erschließen und zu gewinnen. Bislang konzentrierte sich das Unternehmen, teilweise mit Konsortionalpartner, auf die Wiedererschließung ehemals produktiver Erdöllagerstätten sowie auf die Suche neuer Vorkommen im näheren Umfeld bereits bekannter. Zur letzteren Kategorie zählt auch das aktuelle Projekt, die Bohrung „Steig 1“.

„Steig 1“ nahe des ehemaligen Ölfelds Weingarten

In der Nähe der geplanten Erkundungsbohrung ist bereits zwischen 1935 und 1964 Erdöl aus der Lagerstätte Weingarten sowie aus dem südlich angrenzenden Teilfeld Werrabronn gefördert worden. Dazu wurde eine beachtliche Anzahl von etwa 120 Bohrungen niedergebracht. Das Gesamtergebnis nahm sich hingegen mit nur knapp 77.000 Tonnen Öl bescheiden aus.

Produktiv waren vorrangig Sandsteine der Pechelbronner Schichten. Zudem standen sandige Speicher der Meletta-Schichten sowie der Cyrenen-Mergel in Förderung. Gefördert wurde ein zähflüssiges, gasarmes Erdöl aus relativ geringer Teufe zwischen 300 und 500 m. Eine geringe, aber dennoch wirtschaftliche Produktion erfolgte in Weingarten zudem noch aus einem Oberkeuper-Sandstein in ca. 1.100 m Teufe. Im Feldesteil Werrabronn wurde aus mergeligen Sandsteinen der Grauen Schichtenfolge in 480 bis 500 m Teufe produziert (Boigk 1981).

Bohrziel Pechelbronner Schichten

So könnte im Erfolgsfall der Förderplatz aussehen. Rhein Petroleum-Bohrung „Schwarzbach 1“. Foto: U. Schumertl

Das geologische Ziel der „Steig 1“ sind die paläogenen Pechelbronner Schichten. Diese sind nach dem elsässischen Ort Pechelbronn benannt, dessen Name auf verschiedene natürliche Erdölaustritte in seiner Umgebung beruht. Die Pechelbronner Schichten sind an verschiedenen Orten im Oberrheingraben ölführend angetroffen worden und stehen in gegenwärtig drei von vier produzierenden Erdöllagerstätten im deutschen Teil in Förderung (Landau, Eich sowie der jüngste Ölfund im Oberrheingraben, Schwarzbach; letzterer durch Rhein Petroleum). Bezogen auf das Vorhaben befinden sie sich mit ca. 900 m deutlich tiefer als im aufgegebenen Feld Weingarten.

Laut Pressemitteilung des Unternehmens vom 20.05.2019 ist das anvisierte Ölvorkommen seit den 1950er Jahren bereits bekannt, wurde aber bislang nicht erschlossen. In den vergangenen Wochen wurde der Bohrplatz hergerichtet und für die Bohrarbeiten vorbereitet. So wurde ein Standrohr gesetzt sowie der Platz mit dichtem Gussasphalt versiegelt. Neben der Bohranlage, die nur für die etwa vier- bis sechswöchige Bohrphase auf dem Platz stehen wird, werden einige Container für eine kleine Werkstatt, für ein Materiallager, für die Technik sowie für einen Aufenthaltsraum für die Arbeiter aufgestellt.

Zudem wird ander in der Nähe befindlichen Kiesgrube ein Informationscontainer eingerichtet, in dem anhand von Schautafeln, Karten und Exponaten die Technik der Bohrung ebenso erklärt wird wie auch die Entstehung und die Verwendung von Erdöl. Der Informationscontainer ist ab dem 27. Mai täglich von 8 bis 20 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich.

Testarbeiten nach Erreichen des Bohrziels

Nachdem das Bohrziel der „Steig 1“ erreicht ist, werden Testarbeiten durchgeführt. Dazu zählen zunächst untertägige Messungen, anhand derer erkennbar ist, ob sich tatsächlich Erdöl in den potenziellen Speichergesteinen befindet. Falls Öl nachgewiesen wird, schließt sich eine kurze Probeförderung an, mit der die Ergiebigkeit des Ölvorkommens geprüft werden soll. Diese Arbeiten würden zwei Wochen andauern. Voraussichtlich Anfang Juli stünde dann fest, ob es sich lohne, bei Weingarten wieder Erdöl zu fördern, so Dr. Carsten Reinhold, Geschäftsführer der Rhein Petroleum. Der Beginn der Bohrarbeiten ist für den 27.05.2019 geplant. Glück Auf!

 

Artikelfoto: Bohranlage der DrillTec beim Niederbringen der Wiedererschließungsbohrung „Stockstadt 2001“ bei Darmstadt. Foto: R. Warlich