ExxonMobil führt Bohrung Dötlingen Z3A durch

Aufbau Bohranlage Dötlingen Z3A

Seit dem vergangenen Jahr führt die ExxonMobil Production Deutschland GmbH (EMPG) in von ihr betriebenen Zechstein-Erdgaslagerstätten eine Serie von Bohrungen durch. Diese werden ausschließlich aus bereits bestehenden Bohrungen unter Anwendung unterschiedlicher Techniken abgelenkt, um die Kapazität der Förderbohrungen zu steigern oder die Förderung wieder aufzunehmen. Letzteres trifft auf das aktuelle Vorhaben „Dötlingen Z3A“ zu.

Übersicht der aktuellen Bohrkampagne

CTU des Unternehmens Schlumberger beim Abteufen der Multilateralbohrung „Goldenstedt Z12aM1“ im April 2018. Foto: Steven Arndt

Die Serie neuer Bohrungen begann mit Multilateralbohrungen aus der bestehenden Bohrung „Goldenstedt Z25“. Unter dem Begriff sind Bohrungen zu verstehen, die aus dem Stammloch seitlich (lateral) abgelenkt werden. „Multi“ bezieht sich darauf, dass mehrere solcher lateralen Äste möglich sind. Aus der „Goldenstedt Z25“ erfolgten zwei solcher Ablenkungen, die jedoch nicht fündig waren (Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2018). Zum Einsatz kam keine klassische Bohranlage, sondern eine Coiled-Tubing-Unit (CTU). Bei CTU handelt es sich um Anlagen, mit denen ein auf eine Trommel aufgewickeltes Stahlrohr in eine Tiefbohrung eingeführt wird. Die Anwendungsmöglichkeiten sind verschieden und reichen von Arbeiten zur Bohrlochreinigung über Hydraulic Fracturing („Fracking“) – Maßnahmen bis hin zu Bohrarbeiten.

Im Anschluss an die Multilateralbohrungen wurde die CTU zur Bohrung „Goldenstedt Z12“ verbracht (wir berichteten:ExxonMobil bohrt Multilateralbohrung in Erdgaslagerstätte Goldenstedt), um aus der dortigen geologischen Ablenkung „Goldenstedt Z12a“ heraus einen Multilateralast zu bohren. Das Ergebnis der Bohrung mit dem sperrigen Namen „Goldenstedt Z12aM1“ war positiv, also „gasfündig“ (Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2018).

Es folgte noch im selben Jahr das Projekt „Visbek Z16a“. Nach Angaben des NIBIS-Kartenservers erfolgte die geologische Ablenkung bereits 2012, während die EMPG 2018 angibt. Tatsächlich verhält es sich wohl so, dass aus der geologischen Ablenkung  von 2012 mit der Bezeichnung „Visbek Z16a“ eine technische Ablenkung mit der Bezeichnung „Visbek Z16a (2.)“ erfolgte. Darauf lassen sowohl die Angaben im Jahresbericht Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2018 des Landesamts für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) schließen als auch die im genannten Kartenserver der Behörde. Zunächst kam für das Vorhaben eine klassische Bohranlage zum Einsatz und im Anschluss wiederum eine CTU, mit der ein seitlicher Ast mittels eines kleinen Bohrmeißels gebohrt wurde. Im Februar 2019 konnte das Vorhaben erfolgreich („gasfündig“) abgeschlossen werden.

Im März und April 2019 folgten weitere Bohrungen unter Verwendung einer CTU in der Gaslagerstätte Uchte. Dort wurden aus der zweiten geologischen Ablenkung der Bohrung „Uchte Z7“, also der „Uchte Z7b“ zwei Multilateraläste gebohrt (Pressemitteilung der EMPG). Ziel ist es, die Kapazität der Bohrung um 50 Prozent zu erhöhen und damit dem natürlichen Förderrückgang entgegenzuwirken. Die Ergebnisse der Bohrungen „Uchte Z7bM1“ sowie „Uchte Z7bM2“ stehen aktuell noch aus.

Unmittelbar im Anschluss ging es im April 2019 weiter auf der Bohrung „Brettorf Z2“. Die Stammbohrung wurde jahresübergreifend 1976/77 niedergebracht und 1996 zum ersten Mal geologisch zur „Brettorf Z2a“ abgelenkt. Eine zweite geologisch Ablenkung folgte dann 2011 inklusive einer technischen Ablenkung. Nun sollte unter Verwendung einer CTU nochmals abgelenkt werden, um die Förderrate um 50 Prozent zu erhöhen (Pressemitteilung der EMPG). Ob die Maßnahme erfolgreich war, ist derzeit noch nicht bekannt.

Dötlingen Z3A Fortsetzung der Kampagne

Aufbau Bohranlage KCA-Deutag T-208 auf Bohrung „Dötlingen Z3A“. Foto: Markus Stahmann, Juni 2019.

Mit Pressemitteilung vom 31.05.2019, auf der Unternehmensseite seltsamerweise jedoch erst einige Tage später publiziert, kündigt die EMPG eine weitere Bohrung in einer von ihr betriebenen Zechstein-Erdgaslagerstätte an. Diese soll im Bereich der bereits 1965 entdeckten Lagerstätte „Dötlingen“ erfolgen. Konkret handelt es sich um die Bohrung „Dötlingen Z3A“, niedergebracht 1976, die mittels einer Ablenkung wieder in Förderung gesetzt werden soll. Das nachgestellte große „A“ weist auf einen Neuansatz hin. Tatsächlich gab es bereits 1966/67 eine Bohrung mit der Bezeichnung „Dötlingen Z3“ mit einem nur wenige Meter entfernt gelegenen Ansatzpunkt.

Anders als bei den vorangegangenen Bohrungen der aktuellen Kampagne und unter Ausnahme der „Visbek Z16a (2.)“ kommt beim Vorhaben „Dötlingen Z3A“ eine klassische Bohranlage und keine CTU zum Einsatz. Das kann damit erklärt werden, dass keine gerichtete laterale Strecke gebohrt werden soll, wie bei den vorangegangenen Projekten.

Vielmehr soll neben dem bestehenden Bohrpfad vertikal ein neuer niedergebracht werden, dessen Zielpunkt sich nur 40 Meter entfernt vom einstigen in ca. 3.800 Metern Teufe befinden wird. Um das Ziel zu erreichen wird ab 3.300 Meter Teufe aus dem Stammloch die Ablenkung über 500 Meter gebohrt. Im Erfolgsfall erhofft sich die EMPG eine anfängliche Förderrate von 5.000 Kubikmetern Erdgas pro Stunde. Zum Vergleich: Ein Drei-Personen-Haushalt benötigt diese Menge innerhalb eines halben Jahres. Es könnten dann 200 Millionen Kubikmeter gefördert werden, die zu den bereits geförderten beachtlichen 3 Milliarden Kubikmetern der Stammbohrung hinzukämen.

Zum Niederbringen der Bohrung wird die Bohrnlage T-208 des Unternehmens KCA-Deutag eingesetzt. Diese war unmittelbar zuvor auf der von der EMPG verantworteten Teilfeldsuchbohrung „Greetsiel-Süd Z1“ in Ostfriesland im Einsatz. Leider war diese Bohrung nicht fündig und wurde inzwischen verfüllt.

 

Artikelfoto: Aufbau Bohranlage KCA-Deutag T-208 auf Bohrung „Dötlingen Z3A“. Foto: Markus Stahmann, Juni 2019.