Förderoptimierende Arbeiten in Vorhop und Knesebeck geplant

Im Landkreis Gifhorn, an der Ostgrenze Niedersachsens gelegen, befinden sich mehrere Erdöllagerstätten, die hauptsächlich seit den 1950er Jahren bekannt sind. Einige sind vor allem seit den 1990er Jahren nicht mehr in Produktion. Andere hingegen liefern auch heute noch Erdöl. Zu letzteren zählen die von Vermilion Energy (Vermilion) betriebenen Ölfelder Vorhop sowie Knesebeck. In beiden Feldern will das Unternehmen im laufenden Jahr Arbeiten zur Optimierung der Ölförderung durchführen.

Historischer Abriss der Ölfelder Vorhop und Knesebeck

Vorhop

Kartenausschnitt mit Lage der Ölfelder Vorhop und Knesebeck. Quelle: NIBIS-Kartenserver des LBEG

Der Aufschluss der Lagerstätte Vorhop gelang bereits 1952 an der Westflanke des gleichnamigen Salzstocks in einer Teufe von ca. 1.500 Metern. Im Norden des insgesamt 11 km langen Nord-Süd verlaufenden Feldes reicht die Ölführung sogar bis in 2.000 Meter. Hauptspeicher sind Sandsteine des Dogger-beta. Insgesamt sind über 40 Bohrungen auf die Lagerstätte niedergebracht (Boigk 1981).

Bereits zwischen 1964 und 1966 ist der Höhepunkt der Jahresförderung mit über 100.000 Tonnen erreicht worden. Danach fiel die Förderung ab und erreichte Ende der 1970er Jahre weniger als 60.000 Tonnen pro Jahr (Boigk 1981). Im Jahr 2017 waren noch 22 Bohrungen produktiv, die zusammen 15.218 Tonnen Erdöl einbrachten. Insgesamt sind bis dahin etwas mehr als 3 Millionen Tonnen aus der Lagerstätte gewonnen worden (Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2017).

Sechs Jahre nach dem Aufschluss der Lagerstätte Vorhop ist ca 4 km ost-nord-östlich die Lagerstätte Knesebeck entdeckt worden. Diese ist anders als Vorhop nicht an eine Salzstockflanke, sondern an eine Aufwölbung im Gifhorner Trog geknüpft. Speicher sind ebenfalls Sandsteine des Dogger-beta. Die Lagerstätte ist mit etwa 30 fündigen Bohrungen erschlossen worden (Boigk 1981).

Die Fördermenge übertraf 1962 erstmals den Wert von 100.000 Jahrestonnen und kulminierte 1970 in einer Jahreshöchstmenge von etwas über 120.000 Tonnen. Die Plateauphase von über 100.000 Tonnen pro Jahr hielt bis einschließlich 1976 an. Danach ging die Förderung zurück mit einer zwischenzeitlichen Erholungsphase in den 1980er Jahren. Im Jahr 2017 waren noch 14 Bohrungen produktiv, die zusammen knapp 13.000 Tonnen Erdöl einbrachten. Insgesamt sind bis dahin nicht ganz 3,5 Millionen Tonnen aus der Lagerstätte gewonnen worden, also rund 0,5 Millionen Tonnen mehr als in Vorhop (Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2017).

Neue Lagerstättenwasserleitung wird gebaut

Ölförderbohrung Vorhop 12. Foto: Steven Arndt, Dezember 2013

Seit 2017 ist Vermilion Betriebsführer für die Erdölfelder Vorhop und Vorhop-Knesebeck, die sich über die Gemeinden Schönewörde, Vorhop und Knesebeck erstrecken. Um die Förderung aus den Lagerstätten aufrecht zu erhalten, plant das Unternehmen mehrere Maßnahmen, die noch im laufenden Jahr umgesetzt werden sollen.

Dazu zählt als erstes der Bau einer neuen Leitung zum Transport von Lagerstättenwasser (LaWa) vom Betriebsplatz in Schönewörde zum Feld Knesebeck. Bei LaWa handelt es sich um aus der Tiefe mitgefördertes Wasser, das im Zuge der Erdölaufbereitung abgeschieden wird. Die Zusammensezung von LaWa variiert von Lagerstätte zu Lagerstätte. Und entgegen den Behauptungen mancher Personenkreise ist LaWa nicht giftig und auch nicht radioaktiv. Das bedeutet jedoch nicht, dass es genießbar wäre. Allein der Salzgehalt ist dafür viel zu hoch.

Regelmäßig wird das vom Öl getrennte Wasser wieder in das Speichergestein eingeleitet, um den Lagerstättendruck aufrecht zu erhalten. So wird auch in den Feldern Knesebeck und Vorhop verfahren. Zum Transport ins Feld Knesebeck ist eine neue Leitung auf dem Gebiet der Gemeinde Schönewörde und der Stadt Wittingen erforderlich. Sie wird hauptsächlich unter landwirtschaftlichen Flächen verlaufen sowie den Elbeseitenkanal unterqueren. Der Beginn der Leitungsbauarbeiten sind noch für Ende Mai 2019 geplant. Sie sollen bis in den Oktober andauern, so ein Artikel der Lokalzeitung.

Arbeiten an Injektionsbohrungen

Ölförderbohrung Knesebeck 42a. Foto: Steven Arndt, Mai 2016

Für die Verbesserung der Produktion ist die Ablenkung von je einer bestehenden Injektionsbohrung im Feld Knesebeck (Bohrung Vorhop-Knesebeck H3a) bzw. Vorhop (Vorhop H2) vorgesehen. Ablenkungsbohrungen haben den Vorteil, dass keine neuen Betriebsplätze angelegt werden müssen und vorhandene Infrastruktur weiter genutzt werden kann. Die entsprechenden Bohrarbeiten sind für den Sommer 2019 anberaumt. Zudem ist als weitere produktionsoptimierende Maßnahme vorgesehen, die Produktionsbohrung Vorhop 14 in eine Injektionsbohrung zu konvertieren.

Laut „Projektfactsheet Schönewörde“ könnten im kommenden Jahr weitere Maßnahmen vorgenommen werden, die auf das Feld Knesebeck beschränkt sind. So ist die Ablenkung der ruhenden Förderbohrung Vorhop-Knesebeck 43 angedacht. Ob es sich dabei um eine Produktionsbohrung handelt oder die Ablenkung als Injektionsbohrung komplettiert werden soll, geht aus dem Faktenblatt nicht hervor. Zudem soll die am Nordrand der Lagerstätte befindliche Injektionsbohrung Wittingen-Knesebeck 35 ebenfalls abgelenkt werden. Wir werden das Vorhaben zukünftig weiter begleitend verfolgen und unsere Leser auf dem Laufenden halten.

 

Artikelfoto: Bohranlage T-47 (damals noch EEW) beim Abteufen der Ablenkungsbohrung Vorhop 22a im Dezember 2013. Foto: Steven Arndt