Protest gegen Gasbohrung „Dorfmark Z2“ bei Fallingbostel – Sachlichkeit nicht zu erwarten Teil II
Bereits im Oktober vergangenen Jahres war der Widerstand gegen Erdgaserkundungsvorhaben des Unternehmens Vermilion Energy (Vermilion) bei Bad Fallingbostel im Heidekreis Gegenstand eines Artikels bei uns. Dieser nahm überwigend Bezug auf die Gründung einer Gruppierung, die sich den Widerstand gegen die Erkundungsarbeiten trotz offenen Ausgangs, ob Erdgas gefunden wird oder nicht, auf die Fahnen geschrieben hat. Bereits damals mutmaßten wir, dass dieser Protest kaum sachlich vollzogen wird. Es zeichnete sich ab, dass sämtliche seit 2011 ins Feld geführte Klischees gegen die Erdgasgewinnung verwndet werden sowie vor der Instrumentalisierung Krebskranker nicht zurückgeschreckt wird. Diese Vermutung hat sich inzwischen nach einer Veranstaltung zum Vorhaben „Dorfmark Z2“ bestätigt.
Voreingenommen zur „Dorfmark Z2“-Infoveranstaltung
Wie bereits im ersten Teil geschrieben, wohnte der Verfasser einer Informationsveranstaltung der Vermilion zu einem anderen Bohrvorhaben in einer anderen Region, die von jahrzehntelanger Erdöl- wie Erdgasförderung geprägt ist, bei. Das damalige Veranstaltungskonzept des „Nachbarschaftsforums“ in Bahrenborstel sah vor, dass sich Interessierte an verschiedenen Ständen im Rotationsprinzip über die jeweiligen Phasen der geplanten Erkundungsbohrung informieren konnten. Das Konzept stieß bei einigen der Besucher auf wenig Gegenliebe, so dass sich die unternehmensexterne Moderation entschloss, in Richtung klassischer Frontalvortrag mit Zwischenfragen und Diskussion umzudisponieren, um damit den Kritikern entgegenzukommen.
Umso erstaunter ist der Verfasser über den Verlauf eines Nachbarschaftsforums im Zusammenhang mit der geplanten Erkundungsbohrung „Dorfmark Z2“ bei Bad Fallingbostel. Dieses soll nach Darstellung eines Artikels sowie eines Kommentars in der „Walsroder Zeitung“ (WZ), der uns von einem in der Region wohnhaften Lesers zugeschickt wurde, aus dem Ruder gelaufen sein. Verantwortlich wird dabei ausschließlich Vermilion gemacht, während das offensichtlich voreingenommene Verhalten zahlreicher Gäste mit keiner Kritik bedacht wird.
Grundsätzlich bleibt bereits jetzt zu konstatieren, dass es die Erdöl-Erdgas-Unternehmen ihren Kritikern sowieso so gut wie nie recht machen können, egal welches Informations- sowie Teilhabekonzept gewählt wird. Das haben die letzten knapp 8 Jahre gezeigt, nachdem infolge des unseriösen Films „Gasland“ sowie diverser oft unsachlicher Medienberichte die heimische Erdgasproduktion in die Kritik geraten ist. Die meisten Besucher gehen mit vorgefestigter Meinung in die Veranstaltungen, was im Laufe des Beitrages dargelegt wird. In Bahrenborstel war das etwas anders, da die Menschen dort seit den 1950er Jahren mit und auch von der Erdöl- und Erdgasgewinnung leben.
Ergebnis der „Dorfmark Z2“ völlig offen
Bei der geplanten Bohrung, die wohl inzwischen die Bezeichnung „Dorfmark Z2“ erhalten hat, handelt es sich um eine Erkundungsbohrung, die vermutete Erdgasvorkommen nachweisen soll. Obwohl das Ergebnis völlig offen und somit nicht gesagt ist, dass überhaupt Erdgas gefunden wird, verhalten sich die Gegner so, als würde kurzfristig eine intensive Gasgewinnung anstehen. Im WZ-Artikel heißt es, dass die Kritiker Transparenz vermissen, da aus ihrer Sicht das Unternehmen auf Fragen nur mit schwammigen Antworten reagiert. Das dürfte u.a. der Tatsache geschuldet sein, dass es in einem so frühen Projektstadium einfach noch keine konkreten Antworten gibt. Wie soll ein Unternehmen beispielsweise Fragen nach der Anzahl etwaiger Produktionsbohrungen oder zum Umfang der Lagerstätte konkret beantworten können, wenn noch nicht einmal klar ist, ob es überhaupt Erdgas in förderwürdiger Menge gibt?
Kritisiert wird im WZ-Artikel aber auch, dass nicht alle Interessenten Zugang zur Veranstaltung hatten. Etwa 200 Besucher kamen rein, während 50 wegen Kapazitätserschöpfung draußen bleiben mussten. Wenn darunter tatsächlich Personen waren, die sich angemeldet hatten und deren Anmeldung bestätigt wurde, dann ist es sicherlich unglücklich und es darf hinterfragt werden, was seitens Vermilion schiefgelaufen ist.
Weniger zu hinterfragen ist jedoch, wenn sich Vermilion gegen einen Personenkreis wehrt, der nur darauf aus ist, die Informationsveranstaltung bewusst zu stören. Gemeint ist hierbei die Gruppierung „NoMoorGas“ aus der Region Oyten bei Bremen. Diese ist anders, als in der WZ behauptet, nicht in der von der „Dorfmark Z2“ tangierten Region beheimatet. Doch während im Artikel sowie im dazugehörigen Kommentar Vermilion sich deutliche Kritik gefallen lassen muss, wird der infantile Schabernack Ortsfremder nicht hinterfragt.
Hohe Sicherheits- und Umweltstandards sind keine Selbstverständlichkeit
Für die deutsche Erdöl- und Erdgasindustrie gelten seit Jahrzehnten sehr hohe Anforderungen an Sicherheit und Umweltschutz, die im Laufe der Zeit sukzessive optimiert worden sind. Laut WZ-Artikel hat Vermilion diese Standards, so wie es sich für eine Informationsveranstaltung gehört, dargelegt. Dazu zählt u.a., dass das Vorhaben einer Umweltverträglichkeits-Vorprüfung unterzogen wird. Hinzu kommen freiwillige Maßnahmen, wie das Monitoring der Luft- sowie Grundwasserbeschaffenheit. Doch diese hohen Standards werden im Wesentlichen als „selbstverständlich“ von der Autorin Märit Heuer in ihrem Kommentar zu ihrem Artikel abgetan. Doch sie sind es, international gesehen, leider nicht. Und nein, eine Darlegung dieser Prinzipien ist keine „Besänftigung“ der Kritiker, wie Frau Heuer kommentiert, sondern ist zu erwartender Inhalt einer Informationsveranstaltung.
Heuer moniert, dass die Vetreter von Vermilion zwar bekundeten, auf die Ängste der Kritiker eingehen zu wollen, jedoch nicht immer stante pede eine Antwort parat hatten und teilweise auf die Info-Inseln verwiesen wurde. Es mag Frau Heuer, aber auch zahlreiche Kritiker überfordern: Aber allein die Planung und Durchführung einer Tiefbohrung ist ein komplexes Thema, worauf es nicht immer Antworten wie aus der Pistole geschossen für kritische Fragesteller gibt. Wir haben es teilweise auf Veranstaltungen von Kritikern/Gegnern der Erdgasförderung wie auch von Unternehmen selbst miterlebt, dass teils völlig absurde Fragen gestellt wurden, allein weil die Fragesteller z.B. völlig abwegige Vorstellungen vom Aufbau einer Tiefbohrung haben.
Und ja, die Unternehmensvertreter haben völlig recht, wenn sie einigen Protagonisten der Gegnerschaft vorwerfen, bewusst Ängste zu schüren, um möglichst viele Mitbürger auf ihre Seite zu ziehen, um schließlich ihr Anliegen durchzusetzen, die Erdgasförderung, oder, wie im konkreten Fall, Erkundungsarbeiten zu unterbinden. Das perfideste Beispiel ist die regelmäßige Unterstellung, mit der Erdgasförderung ginge eine erhöhte Rate an Krebserkrankungen einher. Dafür fehlt es trotz verschiedener Studien in den vergangenen Jahren an einem plausiblen Nachweis. Und ja, wer ständig behauptet, die Gasförderung führe verheerende Schäden für die menschliche Gesundheit sowie die Umwelt herbei, muss diese Anschuldigungen belegen. Es ist nicht Pflicht, zumindest in einem Rechtsstaat, dass ein Beschuldigter seine Unschuld beweisen muss.
Keine Kritik gegenüber den Protestierenden
Und wenn es nicht der moralischen Vorstellung der Artikelautorin wie Kommentarverfasserin entspricht: Eine Mutter, die unter Tränen erklärt, sie möchte nicht, dass in der Region ihr vierjähriges Kind aufwächst, weil eine Erkundungsbohrung auf mögliche Erdgasvorkommen angedacht ist, muss erklären, warum sie das nicht will. Sie sollte, wie von den Vermilion-Vertretern im Gespräch angeblich gefordert, nachweisen, dass die Gasproduktion für überdurchschnittlich hohe Krebsraten verantwortlich ist. Sie darf sich darüber hinaus bei den Hardcore-Gegnern sowie diversen Medien, allen voran dem NDR, für ihre Verunsicherung auf nicht vorhandener Faktenbasis bedanken. Mittlerweile frage ich mich wieder verstärkt, wie ich die ersten 20 Jahre meines Lebens inmitten des größten Erdgasfeldes Deutschlands überhaupt überleben konnte.
Frau Heuer darf sich hingegen die Frage stellen, warum sie in ihrem Kommentar harsche Kritik an Vermilion übt, für das Verhalten der teils ortsfremden und somit vom Vorhaben „Dorfmark Z2“ unbetroffenen Gegnerschaft keine kritischen Worte findet. Exemplarisch sei hierbei eine Frau Eva Meyerhoff genannt. Diese forderte während der Veranstaltung eine freiwillige Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für das Vorhaben, nur um später fortzufahren, dass das Hauptanliegen DER Menschen in der Region sei, dass es keine Bohrung gibt. Doch warum dann eine freiwillige UVP? Und warum begeben sich DIE Menschen (in der Region leben weitaus mehr als 250) auf eine Informationsveranstaltung, wenn ihre Meinung gegen die Bohrung bereits unverrückbar feststeht, was sie durch Hochhalten von „Nein“-Schildern bekräftigten. Doch auch zu dieser Voreingenommenheit der Gäste fand Märit Heuer keine kritischen Worte… Frau Meyerhoff ist nach Recherche des Verfassers ebenfalls ortsfremd und betreibt einen Ökohof im Landkreis Uelzen. Hier lag der Verfasser falsch. Frau Meyerhoff betreibt mit ihrem Mann den auf „ökologische“ Landwirtschaft ausgerichteten Oesenhof in Fallingbostel. Dieser beliefert neben anderen „ökologisch“ betriebenen Höfen die Bohlsener Mühle (LINK). Diese befindet sich im Landkreis Uelzen.
Insgesamt bestätigt sich der Eindruck, dass der Protest gegen das Erdgaserkundungsvorhaben bei Fallingbostel es an Sachlichkeit mangeln lässt.