Grenzwertüberschreitende Quecksilberbelastungen angeblich vom LBEG verschwiegen. – Tatsachen sprechen eine andere Sprache
Am 21. Mai 2014 berichtete u.a. die „Rotenburger Rundschau“ von Messungen des Naturschutzbundes Deutschland e.V. (NABU), die in zwei Stichproben grenzwertüberschreitende Quecksilber (Hg)-Werte in der Nähe von Erdgasförderbohrungen dokumentierten. Zweifel an den Werten bestehen aus Sicht von Erdöl und Erdgas in Deutschland nicht, jedoch wird die Repräsentivität in Frage gestellt. Das kann anhand eines Artikels vom 22. Mai 2014 nachvollzogen werden.
Die damaligen Messungen wurden zusammen mit Vertretern von Bürgerinitiativen vorgenommen. Diese hatten zuvor behauptet, dass es bei der Abfackelung von Erdgas u.a. zu einem Säureregen gekommen sei. Diese vom NDR sowie Lokalmedien umgehend verbreitete Unterstellung konnte ersten Untersuchungen zufolge nicht bestätigt werden. Im Gegenteil: Erste Gutachten von staatlich vereidigten Sachverständigen im Auftrag des angeblichen Verursachers kamen zu dem Schluss, dass keine Kontamination erfolgte.
Damit gaben sich die BI-Vertreter nicht zufrieden und beauftragten in Zusammenarbeit mit dem NABU den Umweltanalytiker Dr. Heribert Welfers mit Probenahmen im Umfeld von Förderplätzen. Dabei wurden in lediglich zwei Proben Werte festgestellt, die tatsächlich Referenzwerte, die als Grenzwerte fungieren, erheblich überschritten.
Diese werte wurden an einem Ackersaum sowie in einem Graben gemessen, also Stellen, die als Akkumulationsräume angesehen werden können. Die im Bericht der „Rotenburger Rundschau“ genannten Referenzwerte für Grünland sowie Sandböden scheiden somit als Vergleichswerte aus. Diese liegen laut BundesBodenschutzverordnung bei 2 mg/kg Boden bzw. 0,1 mg/kg. Der NABU hatte an den zwei Stellen 4,2 mg/kg sowie 6,7 mg/kg festgestellt.
Somit wären für Sandböden tatsächlich 40 bis fast 70-fache Grenzwertüberschreitungen (Vorsorgewertüberschreitungen) dokumentiert worden. Diese Werte sind beim NDR angegeben worden. Nur handelt es sich nicht um Sandböden, sondern um eine Ackerfläche sowie um einen Graben. Und für Ackerflächen gilt ein Grenzwert von 5 mg/kg Erdreich. Wenn überhaupt ist der Grenzwert also nur in einer von den zwei Stichproben des NABU überschritten worden und dabei längst nicht um das 40 bis 70-fache. Diese Beurteilung beruht lediglich auf der willkürlich gewählten Referenz für die Bodenart Sand.
Es wird einmal mehr deutlich, dass sich der NDR allein auf die Aussagen von BI und Umweltschutzgruppen beruft. Dabei ist die Widersprüchlichkeit in der Berichterstattung kennzeichnend. So lautet eine Bildunterschrift zu einem Beitrag vom 06. Juni:
Doch nur einen Tag später ist in einem weiteren Artikel zu lesen:
Die Unterlagen des LBEG zeigen laut Behörde, dass der Quecksilbergrenzwert nur ein einziges Mal überschritten wurde.
Jedem aufmerksamen leser wird somit klar, dass der NDR wieder einmal in blindem Gehorsam die Ansichten von BI und Umweltschutzgruppen wiedergibt. Doch es kommt noch schlimmer. So wurde der zweite Beitrag des NDR (ebenso wie der erste) verändert. Das habe ich in Form von zwei Kommentaren, die ich unter dem Nutzernamen „Geowisi“ verfasst habe, dokumentiert. Bis Jetzt (08.06.2014/18:17) ist nur der erste veröffentlicht:
Wird immer interessanter die Angelegenheit:
Zitat: „Rund um die zahlreichen Erdgasförderstellen ist die Quecksilber-Belastung zu hoch – das weiß das Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) seit Jahren.“
Dieser Satz suggeriert, dass die Werte grundsätzlich zu hoch sind. Das widerspricht aber dem nächsten Zitat: „Die Unterlagen des LBEG zeigen laut Behörde, dass der Quecksilbergrenzwert nur ein einziges Mal überschritten wurde.“
Weiter im Text: „So hat Exxon Mobil die Stellen vorgegeben, an denen die Proben genommen wurden. Die Privatgrundstücke am Standort Rheden 22 seien aus Rücksicht auf die Anwohner nicht beprobt worden, obwohl sie im Streubereich liegen. “
Gemeint ist sicherlich „Rehden 22“ Naja, Vertipper können passieren. Dumm nur, dass ExxonMobil für Rehden nicht verantwortlich ist sondern die Wintershall.
Bin auf die tatsächlichen Daten des LBEG gespannt, die eine abschließende Bewertung des Sachverhalts erlauben. Mittlerweile ist die Tendenz, dass wieder einmal viel Lärm um nichts gemacht wurde.
Da ist der Hinweis, dass die Daten auf von der Industrie bezahlten Gutachten (Totschlagargument?) basieren wenig sinnvoll. Schließlich wurden die „belastenden“ Ergebnisse vom NABU bezahlt, der auch seine Interessen hat. Außerdem gibt es Daten, die im Auftrag des LBEG 2013 erfasst wurden, die keine bedenkenswerten Immissionen dokumentieren konnten.
Der zweite unveröffentlichte lautet:
„So hat der Auftraggeber eines Gutachtens etwa die Stellen vorgegeben, an denen die Proben genommen wurden. Die Privatgrundstücke am Standort Rehden 22 seien aus Rücksicht auf die Anwohner nicht beprobt worden, obwohl sie im Streubereich liegen.“
Jetzt ist also nicht mehr ExxonMobil der Auftraggeber der Untersuchung sondern ein Auftraggeber, der nicht benannt werden kann.
War es nun der Feldesbetreiber von Rehden, die Wintershall, oder nicht? Wenn es die Wintershall war, warum wird das nicht geschrieben?
Schließlich war es in der vor 15:39 aktualisierten Version kein Problem, einen Auftraggeber, nämlich ExxonMobil, zu benennen, auch wenn das nicht stimmen konnte.
Hier ist was los. Die Geschichte wird immer unglaubwürdiger. Genauso wie der vermeintliche „Säureregen“ am 1. April auf der Station „Söhlingen Z5“
Richtig interessant wird die Geschichte aber, wenn man eine Mitteilung der „NWZ-Online“ hinzuzieht. Hier ist zu lesen:
Bei den Messungen sei nur an einem Bundeswehrstandort im Heidekreis der Maßnahmewert für Grünland von zwei Milligramm pro Kilogramm mit 0,11 bis 2,50 mg/kg im Boden geringfügig überschritten worden.
Ich fasse zusammen: Der NABU hat in Verbindung mit BI-Vertretern Untersuchungen zur Quecksilberbelastung im Umfeld von Erdgasförderplätzen angestellt. Dabei wurden in zwei Proben Werte festgestellt, die zwar Maßnahme bzw. Vorsorgewerte für die Bodenart Sand sowie für Grünland überschritten, aber für Ackerland kaum besorgniserregende Werte aufwiesen.
Der NDR übernahm zunächst wie gewohnt unkritisch die Darstellungen der BI bzw. des NABU, änderte aber im Zuge der Berichterstattung aufgrund aufkommender Kritik seine Artikel. So wurde zunächst unterstellt, dass flächendeckend hohe Belastungen durch Hg im Umfeld von Förderstationen dokumentiert wurden, relativierte später seine fehlerbehafteten Aussagen aber deutlich.
Die Vermutung, dass an der Geschichte etwas faul ist, wird nicht nur durch die Änderungen der NDR-Beiträge deutlich, sondern wird sogar noch unterstützt durch einen Beitrag der NWZ-Online.
Dem NDR ist an dieser Stelle angeraten, der Agitation und Propaganda von BI und Umweltschutzverbänden kritischer gegenüberzustehen. Der Ausgewogenheit und Neutralität gegenüber den Förderunternehmen soll allerdings darauf hingewiesen werden, dass dieser Artikel nur eine vorläufige Beurteilung des Sachverhaltes darstellt. Eine endgültige Bewertung ist erst mit der Offenlegung der Daten des LBEG möglich.