Stimulationsarbeiten in der Bohrung Barth 11 abgeschlossen – Grüne und Umweltschützer schüren Ängste

In der bereits 2011 abgeteuften Erdölerkundungsbohrung wurden im Juni 2014 zum ersten Mal seit drei Jahren wieder hydraulische Bohrlochbehandlungen durchgeführt. Dass diese weltweit millionenfach und auch in Deutschland hunderte Male erfolgreich eingesetzte Standardmethode über drei Jahre im Inland nicht durchgeführt wurde, ist mit der nach wie vor grassierenden „Fracking“-Hysterie zu erklären.

Da „Fracking“ in zahlreichen Medien aber stets mit der Schiefergasgewinnung gleichgesetzt wird statt mit dem Hydraulic Fracturing, von dem das Wort abgeleitet wurde, grenzte sich das für die Bohrung „Barth 11“ verantwortliche Unternehmen CEP Central European Petroleum GmbH (CEP) vom Begriff „Fracking“ ab. Dennoch fühlten sich Umweltschützer und „Fracking“-Gegner auf den Plan gerufen, um gegen die Durchführung der Stimulationsarbeiten zu protestieren.

Da sie aber trotz des Verbreitens von Halb- und Unwahrheiten (dazu später mehr) die genehmigte Maßnahme nicht verhindern konnten, scheinen sie nun mit anderen Behauptungen und Mutmaßungen zu versuchen, die Erkundung von Erdölvorkommen in Vorpommern, aber auch in Brandenburg in Miskredit zu bringen. Einen willfähigen Gehilfen haben sie offenbar im „Nordkurier“ gefunden, der am 30.06.2014 einen Artikel (liegt mir vollständig vor) folgendermaßen betitelte:

In Vorpommern geht die Angst vor Quecksilber um

Die Erklärung, warum dem so sein soll, liefert der Artikel unmittelbar im Anschluss:

Bei Erdölbohrungen in Niedersachsen trat hochgiftiges Quecksilber aus. Auch bei Barth wird nach dem schwarzen Gold gesucht. Die Bevölkerung ist in Alarm versetzt.

Der erste Satz ist bereits unwahr! In Niedersachsen wurden zunächst durch den Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) in zwei Proben in einem Gewässer sowie an einem Ackerrand im Umfeld von Erdgasbohrungen Quecksilberwerte festgestellt, die den Prüfwert für Ackerland leicht über- bzw. leicht unterschritten. Zudem wurden im Bereich der Erdgaslagerstätte „Söhlingen“ in weiteren Proben des NABU nach deren eigenen Angaben noch Werte festgestellt, die Maßnahme bzw. Prüfwerte nicht überschritten. Kurz darauf stellte der Betreiber der Lagerstätte, die ExxonMobil Production Deutschland GmbH (EMPG) in eigenen Proben sehr hohe Quecksilberwerte im Sediment eines einen Betriebsplatz umlaufenden Grabens fest. Es ist also im Umfeld von Erdgasbohrungen sowie am Rande eines Betriebsteiles, auf dem ausgemusterte Anlagenteile gereinig wurden, Quecksilber in teils grenzwertüberschreitenden Konzentrationen festgestellt worden, aber nicht an Erdölbohrungen, wie der Nordkurier fälschlicherweise schreibt. Schon gar nicht ist es aus den Bohrungen ausgetreten.

Und ob die Bevölkerung alarmiert ist, sei dahingestellt. Denn das geht aus dem Artikel des Nordkurier nicht hervor. Dort wird sich lediglich auf eine Kleine Anfrage der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen (B’90/Grüne) bezogen. Und es wäre mir neu, dass diese Partei die Bevölkerung als Ganzes repräsentiert oder gar darstellt. Laut Nordkurier verlangen B’90/Grüne die Entnahme von Bodenproben und die Veröffentlichung der Daten. Außerdem wird gefordert, dass die Zusammensetzung der wieder an die Oberfläche zurückfließenden Flüssigkeit, mit der die unterirdischen Gesteinsporen aufgebrochen würde, veröffentlicht werde. Dabei ist die Zusammensetzung der Stimulationsflüssigkeit bereits mehrfach von CEP publiziert worden.

Das Unternehmen erklärt dann in dem Artikel, dass die Rückförderung des Stimulationsfluides noch bis Mitte Juli andauert und die Entsorgung durch einen Fachbetrieb in Bitterfeld/Wolfen erfolgt. Außerdem erklärt CEP

CEP untersucht bereits seit 2010 den Boden auf eventuelle Quecksilberkonzentrationen

Erhöhte Werte konnten von einem unabhängigen in der Region angesiedelten Labor bislang nicht festgestellt werden. Die Messergebnisse werden dem Bergamt in Stralsund übermittelt.

Neben der Beprobung wird außerdem ein Grundwassermonitoring durchgeführt, was eine der Auflagen des Bergamtes darstellt. Zudem kündigte CEP an, eigene Untersuchungsergebnisse zu den Schwerpunkten Grundwasser, Bodenproben, Seismik und Lärm zu veröffentlichen.

Nachdem die Testförderung nach zwei bis vier Wochen abgeschlossen ist, soll das Bohrloch ab Mitte August wieder verschlossen werden.

Die Testförderung in Vorpommern ist auch Thema in einem Artikel der Märkischen OnlineZeitung (MOZ). Schließlich ist CEP auch in Brandenburg auf der Suche nach Erdöllagerstätten aktiv. Dazu ist bereits im Herbst 2012 die Bohrung „Guhlen 1“ abgeteuft worden. Laut MOZ-Artikel plant CEP für 2015 weitere Erkundungsbohrungen im Gebiet des Schwielochsees.

Im Artikel wird Hannes Luck von der „Bürgerinitiative Erdöl Barth“ indirekt zitiert. Dieser behauptet offenbar, dass CEP die Zusammensetzung des Stimulationsfluides bislang nicht publiziert habe, was nicht den Tatsachen entspricht (s.o.). Außerdem ist er der Ansicht, dass diese Standardtechnik „kaum erprobt“ sei.

BUND und B’90/Grüne in Brandenburg schlagen in eine ähnliche Kerbe. Der Landesvorsitzende des BUND, Axel Kruschat, wird folgendermaßen zitiert:

Die Grenzen hin zu Fracking verschwimmen immer mehr

Dabei wird nicht klar, was Kruschat damit ausdrücken will. Das was CEP in Barth durchgeführt hat, ist Hydraulic Fracturing, wovon das Wort „Fracking“ abgeleitet wurde. Dieses Wort wird aber in der öffentlichen Diskussion mit Schiefergasförderung synonymisiert, weshalb sich CEP dagegen sträubt, diese Bezeichnung für die Stimulationsarbeiten in Barth zu verwenden. Hinzu kommt, dass es trotz des gleichen Grundprinzipszwischen dem Fracen in konventionellen Lagerstätten sowie dem in Schiefergaslagerstätten gewisse Unterschiede gibt, was regelmäßig vom Unternehmen herausgestellt wird. Aufgrund der emotionalen und wenig faktenbasierenden Debatte kann die Distanzierung vom „Fracking“ als Synonym für Schiefergasförderung durch CEP durchaus nachvollzogen werden.

Neben dieser wenig von Sachkenntnis zeugenden Aussage wird Kruschat noch mit einer weiteren, klischeeschwangeren bezüglich Haftungsfragen zitiert:

Das Geschäft lohnt sich für die Betreiber nur, wenn Risiken auf die Allgemeinheit abgewälzt werden.

Aufgrund dieser an den Haaren herbeigezogenen Unterstellung fordert Kruschat einen Stopp der Genehmigungen, wobei dem Landesbergamt von Brandenburg keine entsprechenden Anträge auf Stimulationsarbeiten vorlägen, so dessen Justiziarin Karina Pulz.

Sekundiert wird Kruschat durch die brandenburgische Landtagsfraktion von B’90/Grüne durch deren Fraktionsvorsitzenden Axel Vogel:

Wir müssen klären, welche Schäden die Bohrungen nach sich ziehen können

Welche potenziellen Schäden Tiefbohrungen nach sich ziehen können, ist bekannt. Schließlich wurden in Deutschland zehntausende solcher Bohrungen allein auf Erdöl und Erdgas durchgeführt. Daraus resultierende Schäden haben sich als gering herausgestellt und die  potenziellen Risiken konnten durch technischen Fortschritt über die Jahrzehnte erheblich reduziert werden.

Zudem konnte trotz hunderter in Deutschland durchgeführter hydraulischer Bohrlochbehandlungen kein einziger Umweltschaden in deren Folge dokumentiert werden. Und mit diesem Fakt soll dieser Artikel abgeschlossen werden.

Vielen Dank an Herrn Schwarz vom VISIO Wirtschaftsjournal MV sowie Herrn Stephan vom Förderverein des Erdölmuseums Reinkenhagen für die Hinweise zu den Artikeln.

2 Kommentare zu Stimulationsarbeiten in der Bohrung Barth 11 abgeschlossen – Grüne und Umweltschützer schüren Ängste

  • Dirk Weißenborn sagt:

    „Bei Erdölbohrungen in Niedersachsen trat hochgiftiges Quecksilber aus.“

    Bei dieser inhaltlichen Qualität lohnt sich eigentlich keine Antwort mehr. Dass es, wenn überhaupt, um Erdgas-förderlöcher in Niedersachsen geht, muss ja keinen Journalisten interessieren.

    Aus der Behauptung geht noch nicht einmal hervor, in welcher Form Quecksilber aus den „angeblichen) Erdölbohrungen ausgetreten sein soll. Die Art der Formulierung lässt vermuten, ein Austritt von Kaskaden silbrig-weißem flüssigen Metalls sei gesichtet worden. Pure Suggestion!

    Gibt es eigentlich auch „mindergiftiges Quecksilber“? Entsorgt erst einmal Eure häuslichen Energiesparlampen der alten, quecksilberhaltigen Bauart, Ihr Panikmacher! Einige von denen dünsten nämlich schon im Normalbetrieb Quecksilber aus. Und das womöglich in Euren Wohnzimmern.

    Die andauernde Aufnahme von Quecksilber über die Lunge ist sehr gefährlich. Eine häufige Folge ist schleichende Demenz. Der Kreis schließt sich, wenn man die Qualität der zitierten Behauptung betrachtet.

    1. SAR sagt:

      Mittlerweile hat CEP Messergebnisse bekannt gegeben. Die Quecksilberkonzentrationen im Erdöl sind mit 0,5 µg/l um die Hälfte geringer als der Grenzwert für Trinkwasser!

      http://www.cepetro.de/aktuelles/items/zwischenstand-der-messergebnisse-im-umfeld-der-stimulierung-der-bohrung-barth-11-50/articles/presseinformationen.html

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