Wintershall Dea plant Erdgasbohrung Weißenmoor Z3

In den vergangenen Jahren wurden nur wenige Bohrprojekte zur Erkundung neuer sowie zur weiteren Erschließung bekannter Erdgaslagerstätten durchgeführt. Die Gründe für die geringe Aktivität sind vielfältig. Neben der Corona-Pandemie und politisch bedingte Planungsunsicherheit spielt sicherlich auch die fortgeschrittene Erkundung eine wesentliche Rolle. Dabei besteht in Deutschland sogar noch Potenzial, neue Lagerstätten aufzufinden, wie die erst vor wenigen Jahren entdeckte Teillagerstätte „Adorf-Karbon“ im westlichsten Niedersachsen belegt. Nun plant Wintershall Dea mit dem Vorhaben „Weißenmoor Z3“ eine ergänzende Bohrung in einer bekannten Lagerstätte.

Kurzer Überblick zum Erdgasfeld „Weißenmoor“

Lage der Bohrungen „Weißenmoor Z1“ sowie „Weißenmoor Z2“ in der niedersächsischen Landschaft. Quelle: NIBIS-Kartenserver des LBEG

Die Entdeckung der Lagerstätte geht auf das Jahr 1996 zurück und gelang mit der Aufschlussbohrung „Weißenmoor Z1“. Sie ist an das in der Region häufig gasführend angetroffene Oberrotliegend geknüpft. „Weißenmoor“ ist regelrecht eingekreist von mehreren Rotliegend-Erdgaslagerstätten, von denen mit Rotenburg-Taaken. Völkersen/Völkersen-Nord sowie Söhlingen/Söhlingen-Ost/Grauen zu den bedeutendsten in Deutschland zählen. Der Förderhorizont liegt in einer Tiefe von 4.550 m bis 4.760 m (Quelle: NIBIS-Kartenserver des LBEG).

Über 17 Jahre hinweg war die Lagerstätte lediglich mit der Fundbohrung erschlossen. Im Mai 2008 sowie im April 2010 wurde die Bohrung jeweils einer Fracbehandlung (Stichwort „Fracking“) unterzogen, um die Zuflussrate zur Bohrung zu optimieren (Fracliste des LBEG). Bis Ende 2013 konnten aus der Lagerstätte ca. 1,7 Milliarden Kubikmeter Erdgas gewonnen werden (Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2013).

Im Jahr 2013 wurde mit der „Weißenmoor Z2“ eine weitere Bohrung angesetzt, die als „Teilfeldsuchbohrung“ kategorisiert wurde. Sie wurde am 28. März des Folgejahres abgeschlossen und war gasfündig. Da zu diesem Zeitpunkt die „Fracking“-Debatte im vollen Gange war und das Verfahren 2016 trotz jahrzehntelanger Bewährtheit durch absurde Auflagen in konventionellen Lagerstätten quasi verunmöglicht wurde (in unkonventionellen wurde das Verfahren entgegen fachlicher Expertise komplett untersagt!), sind in der Bohrung bislang keine Fracarbeiten durchgeführt worden. Eventuell sind sie aufgrund der Beschaffenheit des Speichergesteins auch nicht erforderlich.

Am Jahresende 2021 waren beide Bohrungen produktiv. Aus der Lagerstätte konnten bis dahin ca. 2,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas produziert werden (Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2021).

Mit „Weißenmoor Z3“ ergänzende Bohrung geplant

Förderplatz „Weißenmoor Z1“. Quelle: NIBIS-Kartenserver des LBEG

Seit die Bohrung „Weißenmoor Z2“ durchgeführt wurde, sind nunmehr fast 9 Jahre vergangen. Offenbar plant der Betreiber der Lagerstätte Wintershall Dea Deutschland GmbH eine dritte Bohrung zur weiteren Erschließung. Eine entsprechende Pressemitteilung liegt uns dazu nicht vor bzw. haben wir auf der Website des Unternehmens nicht finden können.

Die Information zum Vorhaben fanden wir beim niedersächsischen UVP-Portal. Aus den dort aufzufindenden Angaben geht hervor, dass die neue Bohrung „Weißenmoor Z3“ eine Teufe von ca. 5.020 Metern erreichen soll. Laut der beigefügten Karte befindet sich der Bohrplatz in unmittelbarer Nachbarschaft der „Weißenmoor Z1“. Es wird somit bereits vorhandene Infrastruktur genutzt und damit Ressourcen geschont sowie der Eingriff in Natur und Landschaft reduziert. Der Überschrift zum Vorhaben im UVP-Portal ist zu entnehmen, dass es sich um eine Produktionsbohrung handelt.

Detailliertere Informationen wird es sicherlich mit der noch ausstehenden Pressemitteilung geben, sofern das Projekt weiter verfolgt wird. Denn die jüngere Vergangenheit hat bereits gezeigt, dass sehr weit vorangeschrittene Projekte, teilweise war der Bohrplatz bereits errichtet, wieder eingestampft worden sind. Wir bleiben am Ball!

 

Artikelfoto: ITAG-Bohranlage beim Abteufen der Weißenmoor Z2″. Foto: O. Czuprat