Neptune kündigt Bohrprojekt Adorf Z15 an

Im äußersten Westzipfel Niedersachsens, westlich der Ems, befindet sich eine der traditionsreichsten Erdöl- und Erdgasförderregionen Deutschlands. Während einige der Öllagerstätten zu den größten Deutschlands zählen, sind die Erdgasvorkommen vergleichsweise klein. Dafür zeichnen sie sich durch eine teilweise beeindruckend lange Fördergeschichte aus. Diese könnte im Feld „Adorf“ verlängert werden. Denn dort bereitet der Betreiber Neptune Energy die Bohrung „Adorf Z15“ vor.

Alles begann mit einem lauten Knall

Erdgasförderbohrung Itterbeck-Halle Z8. Foto: Steven Arndt, März 2012. Zum Vergrößern anklicken.

Im Jahre 1936 begann der Unternehmer Carl Deilmann mit Bohrarbeiten nahe Bentheim, um Erdöl aufzusuchen. Am 5. Dezember des Jahres 1938 gegen 14 Uhr stößt die von der Firma Deilmann durchgeführte Bohrung „Norddeutschland 1“ in einer Teufe von 1.577 Metern unerwartet auf eine Erdgaslagerstätte. Mit einem ohrenbetäubenden Knall setzt ein Gasausbruch ein, dessen Rauschen und Dröhnen weit hörbar ist. Erst nach 9 Monaten kann die Eruption gestoppt werden (Erdgas in Bad Bentheim).

1944 begann dann die Förderung aus der Lagerstätte „Bentheim“, die zumindest Ende 2017 noch mit einer Bohrung auf niedrigem Niveau in Produktion stand. Die zufällige Entdeckung dieser Erdgaslagerstätte bildete somit den Auftakt zur Suche und Auffindung weiterer, etwas nördlicher gelegener Lagerstätten westlich der Ems nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Weitere Fündigkeiten gelangen 1951 mit den Lagerstätten „Frenswegen“ (Karbon) im Nordwesten von Nordhorn sowie „Itterbeck-Halle“ (Zechstein) und „Itterbeck-Halle/Getelo“ (Karbon) einige Kilometer westlich von Nordhorn direkt an der niederländischen Grenze. Diese Lagerstätten stehen noch heute in Förderung.

Die Zechstein-Erdgaslagerstätte „Adorf“ ist 1955 aufgeschlossen worden und produzierte bis zur Einstellung der Förderung 2008 ca. 2,6 Mrd. m³ Erdgas (Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2008). Die im geologisch jüngeren Buntsandstein produktive Lagerstätte gleichen Namens stand 2017 hingegen mit einer Bohrung noch in Förderung (Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2017). Gemäß der Bezeichnung der geplanten Bohrung mit „Adorf Z15“ ist davon auszugehen, dass sie auf die Zechsteinlagerstätte abzielt. Beim Buntsandstein als Bohrziel wäre ein „T“ der Bohrungsnummer vorangestellt, die zudem eine andere wäre.

Projekt „Adorf Z15“ Ergebnis jüngerer seismischer Untersuchungen

Erdöl- und Erdgaslagerstätten westlich der Ems. Blasse Farbtöne kennzeichnen aufgegebene Lagerstätten/Vorkommen. Rot = Erdgas, grün = Erdöl. Quelle: NIBIS-Kartenserver

Wie der Betreiber Neptune Energy in einer Pressemitteilung vom 17.01.2019 bekannt gab, habe das Unternehmen durch umfangreiche seismische Messungen und deren Auswertung in den vergangenen Jahren Erkenntnisse über weitere mögliche Gasvorkommen im Feld Adorf. Diesen Hinweisen soll mit der „Adorf Z15“ nachgegangen werden, da nur mit einer Tiefbohrung nachgewiesen werden kann, ob in der potenziell gasführenden geologischen Struktur tatsächlich auch der begehrte Rohstoff auch in wirtschaftlich förderbaren Mengen enthalten ist.

Umweltschutzrelevante Belange werden dahingehend in das Vorhaben integriert, indem zunächst der Bohrplatz in seinem zentralen Bereich ähnlich wie eine Tankstelle wasserundurchlässig versiegelt ist. Zudem wird ein Entwässerungssystem errichtet, um das Versickern von Flüssigkeiten zu verhindern. Belange des Naturschutzes wurden im Vorfeld durch externe Sachverständige im landschaftspflegerischen Begleitplan einschließlich einer artenschutzrechtlichen Prüfung sowie einer Umweltverträglichkeitsvorprüfung betrachtet.

Zur Umsetzung des Vorhabens wird zunächst über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten der ca. 9.000 m² große Bohrplatz errichtet. Dieser befindet sich im Gebiet der Gemeinde Hoogstede auf einer Ackerfläche an der Straße „Bathorner Diek“. In der zweiten Jahreshälfte 2019 soll dann die Bohranlage zum Abteufen der Tiefbohrung errichtet werden. Ob schließlich zusätzliche Erdgasreserven durch diese erschlossen worden sind, werden die folgenden Testarbeitenzeigen.

Letzter Gasfund westlich der Ems gelang 1998

Erdgasförderbohrung Ringe Z1. Foto: Steven Arndt, Sommer 2013. Zum Vergrößern anklicken.

Die „Adorf Z15“ ist die erste Erdgasbohrung westlich der Ems seit 2013. Damals wurde südlich von Bad Bentheim die „Ravenshorst Z1“ durch den Rechtsvorgänger von Neptune Energy, der GDF-Suez, zum Nachweis einer Erdgaslagerstätte in Sandsteinen des Oberkarbon niedergebracht. Erdgas in wirtschaftlich förderbaren Mengen wurde jedoch nicht angetroffen. In der Niedergrafschaft Bentheim datiert die letzte Erdgasbohrung sogar in das Jahr 2006. Aber auch der „Ratzel-West T1“, ebenfalls unter der Ägide von GDF-Suez, die westlich der Lagerstätte „Ratzel“ Erdgasvorkommen im Buntsandstein aufschließen sollte, war kein Erfolg beschieden. Die letzte erfolgreiche Erdgasbohrung war die „Ringe Z1“ aus dem Jahr 1998, einige Kilometer westlich der geplanten „Adorf Z15“ gelegen. Mit ihr gelang gleichzeitig die Entdeckung der namensgleichen Erdöllagerstätte „Ringe“.

Artikelfoto: MBWS-Bohranlage T-48 bei Bohrarbeiten im Ölfeld Emlichheim westlich der Ems. Foto: Steven Arndt, Januar 2017.

 

4 Kommentare zu Neptune kündigt Bohrprojekt Adorf Z15 an

  • Walter Stephan sagt:

    Na dann drücken wir doch Neptune Energy mal die Daumen, sowohl für ein gutes Verhältnis zu den wirklichen Anwohnern als auch für den Erfolg der Arbeiten. Ich bin gespannt, wann hier der „Überall – Anwohner“, Herr Andreas Rathjens, und der „Möchtegern – Umweltingenieur“, Herr Bernd Ebeling, aufkreuzen und ihre Schauergeschichten verbreiten.

    1. SAR sagt:

      Rathjens war ja schon zusammen mit dem NDR dort, also im Ölfeld Rühlermoor sowie an der inzwischen beräumten Ölschlammgrube „Erika“. Doch einen Fuß werden er und Herr Ebeling dort nicht auf den Boden bekommen. Dazu ist die Gas- und vor alem die Ölförderung zu tief in der Region integriert.

  • Rudolf Pirker sagt:

    Der Satz ganz oben, der mit „Während einige der Öllagerstätten Deutschlands zählen,…“ beginnt, wirkt irgendwie unvollständig.

    1. SAR sagt:

      Da fehlte „zu den größten“. Ist ergänzt. Danke für den Hinweis.

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